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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Aufgabe von einer Zofe erledigen zu lassen. Und dennoch hatte ihr bisher immer jemand anders die Haare gewaschen und gekämmt, genauso wie sich stets jemand anders um all ihre Belange gekümmert hatte, nur eben nicht sie selbst. Sie fragte sich, woran ihre Zofe Kathleen O’Leary wohl gedacht hatte, während sie ihr die Haare frisierte. Fand sie, dass Deborah so hirnlos war wie eine Schneiderpuppe bei der Modistin? Störte es sie, dass sie ihre Zeit damit verbringen musste, jemand anderem die Haare zu kämmen?
    Silver beachtete Deborah nicht weiter, noch nicht einmal, wenn sie ihn direkt anstarrte. Und dabei ertappte sie sich viel zu oft. Sie betrachtete seine großen rauen hart arbeitenden Hände und erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, von ihm gehalten zu werden. Sie betrachtete seinen Mund und dachte daran, wie er geschmeckt hatte, erlebte erneut das Aufflackern von nackter Angst, die sein Kuss in ihr ausgelöst hatte. Dann verspürte sie das brennende Verlangen zurückzuschlagen.
    An einem bleiernen grauen Morgen tuckerte die Suzette an einer Reihe von Fahrrinnenmarkierungen vorbei, und von überall ertönten Nebelhörner. Deborah kam an Deck, um zu sehen, was vor sich ging, und begegnete einem ernsten Tom.
    „Wir kommen an Sault Sainte Marie vorbei“, sagte er. „Gehen Sie nach unten und warten Sie, bis wir hindurch sind.“
    „Ich ziehe es vor, an Deck zu bleiben und zuzusehen.“ Sie trat zur Reling vorne am Schiff und reckte den Hals, während der Nebel um sie herum in dichten Schwaden vorbeitrieb. Die Stromschnellen zwischen Lake Huron und Lake Superior bildeten einen wasserbedeckten Hügel, der die beiden Seen voneinander trennte. Die Strömung brodelte und wallte, warf den Kutter wie einen Korken auf dem Wasser hin und her. Die plötzliche heftige Schiffsbewegung schleuderte Deborah halb über die Bordwand.
    Unwillkürlich schrie sie auf. Aufspritzendes Wasser, bleierner Himmel und dichter Wald schienen um sie herumzuwirbeln. Der kleine Hund begann wild zu kläffen. Sie fuchtelte mit den Armen, suchte Halt und bekam ein Seil zu fassen, das allerdings Strang um Strang riss. Sie schrie, baumelte hilflos über dem eisigen Wasser. Dann spürte sie einen Ruck und hörte ein Reißen. Etwas hielt ihren Fall auf, ehe sie in die Stromschnellen stürzte.
    „Frau, du kannst einfach nicht aus dem Wasser bleiben, was?“, fragte Tom Silver grimmig. „Ich sollte dich untergehen lassen.“
    „Hol sie an Bord, mon gars “, rief Lightning Jack amüsiert. „Das ist der beste Fang, den du seit Tagen hattest.“
    Binnen weniger Sekunden hatte Tom Silver sie zurück an Bord gezogen. Sie prallte gegen ihn, als ihre Füße das Deck berührten, und sie verspürte zunächst nichts als Erleichterung. Aber dann überwältigten sie seine Körperwärme, seine bloße Größe und sein Geruch nach See und Wind und Holzrauch. Sie löste sich von ihm. „Danke …“ Sie verkniff sich den Rest. Der Ochse hatte sie nur gerettet, weil er das Lösegeld wollte.
    „Ich habe Ihnen aufgetragen, unter Deck zu gehen“, fuhr er sie an.
    „Ich will zusehen“, beharrte sie.
    „Ich kann nicht herumstehen und Kindermädchen spielen, solange Arbeit zu erledigen ist.“ Er fasste sie am Arm, doch sie machte sich gleich wieder von ihm los.
    „Tom, ich brauche deine Hilfe“, rief Lightning Jack aus dem Ruderhaus. „Die Stromschnellen beginnen gleich da vorne.“
    Deborah blickte stirnrunzelnd über die Reling auf das wirbelnde Wasser unter dem Schiffsrumpf. „Sie meinen, das sind noch gar nicht die Stromschnellen?“
    „Wohl kaum.“
    Aufregung erfasste sie. „Ich bleibe an Deck“, erklärte sie.
    Etwas in ihrer Miene bewirkte, dass er sie einen Moment lang eindringlich musterte. Vielleicht war es Belustigung, die seine Mundwinkel zucken ließ. „Bleiben Sie von der Reling weg und halten Sie sich gut fest, denn Ihnen steht ein Höllenritt bevor“, teilte er ihr barsch mit. Er ergriff ihre Hände und legte sie um die Streben der Ruderhausleiter. „Wenn Sie wieder über Bord gehen, werde ich nicht in der Nähe sein, um Sie zu retten.“
    „Fein“, sagte sie. „Ich passe auf mich auf.“
    „Sie können an Deck bleiben, bis wir den Kanal erreichen“, meinte er noch, bevor er ging, um Lightning Jack zu helfen. Deborah wandte ihre Aufmerksamkeit der Szenerie zu, die vor ihr lag. Ab und zu rief Jack ihr etwas zu, erläuterte kurz die Sehenswürdigkeiten, als wäre sie Gast auf einer Vergnügungsfahrt.
    Sie spähte durch

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