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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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festhalten müssen, die Frau mit auf die Isle Royale zu nehmen und dort zu warten, bis Sinclair auftauchte. Sollte er sich seine Tochter von dem blutgetränkten Boden zurückholen, wo seine Nachlässigkeit sieben Menschen das Leben gekostet hatte.
    Trotz dieser Überlegungen fühlte Tom sich nicht wohl in seiner Haut. Er sehnte sich nach dem reinigenden Gefühl von erreichter Gerechtigkeit, aber jedes Mal, wenn er an die Frau dachte, nagte die Schuld an ihm. Sicher, sie war alles andere als harmlos. Sie war die Tochter ihres Vaters. Sie würde ihn genauso skrupellos hinterrücks niederstechen, wie sie ihm das Knie in den Schritt gerammt hatte.
    Aber als er sie in seinen Armen gehalten hatte, war etwas zwischen ihnen geschehen, etwas Eindrucksvolles. Es war mehr gewesen als eine Umarmung und ein Kuss, dazu gedacht, ihre Bemühungen um Rettung zu vereiteln. Danach hatte er mehr als einmal von ihrem Geschmack und ihrem weichen Körper an seinem geträumt. So sehr er es auch versuchte, er konnte nicht abstreiten, dass er tiefe Freude empfunden hatte, als er sie an sich gedrückt hatte. Sie war so zart und zierlich. Sie duftete so gut. Der Druck ihrer kleinen Hände auf seiner Brust, ihre weichen Lippen, die so wunderschön geschwungen waren.
    Aber ihre Reaktion hatte ihn irritiert. Sie hatte sich weder hilflos ergeben noch ihm in gerechtfertigter Empörung eine Ohrfeige gegeben. Stattdessen war sie außer sich geraten, hatte ihn geschlagen und mit den Fäusten gegen seine Brust getrommelt. Ihr Verhalten stimmte ihn nachdenklich. Er wusste verdammt genau, dass er ein Mann ohne Raffinesse war, aber er hatte immer geglaubt, Frauen zu küssen sei eines seiner Talente.
    Natürlich hatte er vor heute auch nie versucht, jemanden wie Miss Deborah Sinclair zu küssen.

10. KAPITEL
    K eine Drohung, kein noch so tränenreiches Bitten und Flehen konnte Tom Silver davon überzeugen, Deborah Sinclair an irgendeiner Stelle auf der langen Reise über den See an Land gehen zu lassen, obwohl sie sich größte Mühe gab, ihn zu überreden. Sobald sie den Hafen von Milwaukee hinter sich gelassen hatten, hatte er ihr zugestanden, sich frei an Bord des Schiffes zu bewegen, da er sich sicher war, dass sie keinen weiteren Fluchtversuch wagen würde. Außerdem hielt er sie zu feige für Selbstmord. Umgeben von nichts als Wasser und Nebel fuhr die Suzette in eine Wildnis, die so schwer zugänglich und geheimnisvoll war, dass sie tagelang keinem anderen Schiff begegneten.
    Der Vorfall in Milwaukee hatte die Dinge zwischen ihnen geändert – zum Schlimmeren. Deborah bedauerte keinen Augenblick, dass sie die Signalfackel entzündet hatte, aber sie hätte auf Tom Silvers unerbittlichen Zorn gefasst gewesen sein müssen und die kalte Wut, die er in ihr weckte.
    Es war allerdings seltsam. Selbst der furchtbarste Moment ihrer Gefangenschaft, als sie gefesselt und geknebelt in der feuchten Koje gelegen hatte, war ihr vom Gefühl her vertraut vorgekommen. Da sie nichts tun konnte, als dazuliegen und nachzudenken, hatte sie darüber sinniert, dass Gefangenschaft viele verschiedene Formen annehmen konnte. Eine Frau unter der Herrschaft ihres Vater oder Ehemannes war ebenso eine Gefangene wie eine Geisel auf einem Schiff. Sie hatte also gewissermaßen nur die eine Form von Unfreiheit gegen eine andere eingetauscht.
    Lucy Hathaway, ihre beste Freundin, hätte den radikalen Gedanken Beifall gezollt, die Deborah durch den Kopf gingen. Sie hätte Deborah dazu gedrängt, ihnen Konsequenzen folgen zu lassen, sich aus allen Zwängen zu befreien. Gewöhnlich beschäftigte Deborah sich nicht mit gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, da man ihr von klein auf vermittelt hatte, dass ihre Meinung nicht zählte. Aber da sie nun auf diesem Kutter gefangen war, fing sie an, die Dinge anders zu sehen, beflügelt durch den heftigen Zorn in ihr. Oder vielleicht lag ihre Veränderung auch daran, dass sie auf engem Raum mit einem derart aufreizenden, dickköpfigen Rüpel wie Silver zusammenleben musste.
    Sie räumte die Kabine auf, schuf Platz für sich selbst und verbrachte die Tage mit Lesen – Silver und Lightning Jack besaßen eine erstaunlich gut bestückte Schiffsbibliothek – und starrte in den Nebel, schmiedete Pläne für neue Fluchtversuche. Lightning Jack hatte ihr in Milwaukee einen Nähkorb, einen Kamm und ein paar Haarnadeln gekauft. Manchmal saß sie einfach nur da, kämmte sich gedankenverloren das Haar und stellte fest, wie albern es war, eine so einfache

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