Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
klar wurde, dass Kane es nicht schaffen würde, habe ich ihm versprochen, dass ich mich um seinen Jungen kümmern würde.“
    Ein längeres Schweigen entstand, ab und zu unterbrochen von geheimnisvollem Rascheln in den Büschen hinter ihnen und Vogelzwitschern. Deborah fühlte den Schmerz in ihrem ganzen Körper. Tom Silvers Gesicht sagte alles. In seinen Augen konnte sie sehen, wie tief seine Trauer war, worüber er aber nicht mit ihr sprechen würde. Er hatte einen Verlust zu verkraften, der ungeheuerlich war, und sie musste an ihre Mutter denken, deren Tod eine große Leere in ihr hinterlassen hatte.
    Silver ging rastlos zu dem Kamm der Anhöhe, wo der Wind seine zu langen Haare durcheinanderbrachte und durch die Ärmel seines Hemdes fuhr. „Ich kann gebrochene Versprechen nicht ausstehen“, sagte er.
    Sie musste nicht fragen, was er damit meinte. Sie verstand ihn auch so. Er hatte das Gefühl, seinen Freund im Stich gelassen zu haben, dabei versagt zu haben, für Asas Sicherheit zu sorgen.
    „Sie sagten, der Junge war vierzehn. Ein Junge in dem Alter lässt sich allzu leicht von der Aussicht verführen, schnelles Geld zu verdienen“, meinte sie, wobei ihr klar war, dass es ihn nicht trösten würde. „Ich kann mir nicht denken, was Sie hätten tun sollen, um ihn davon abzubringen. Das Angebot muss für ihn einfach zu verlockend geklungen haben.“ Ihr Vater sprach so gut wie nie über die Vergangenheit, aber sie wusste, er war bereits als kleiner Junge auf sich allein gestellt gewesen. Er hatte ihr gegenüber einmal erwähnt, dass er mit sechs Jahren auf den Straßen von New York City Äpfel und Zeitungen verkauft hatte. „Es tut mir so entsetzlich leid, dass er durch die Gesellschaft meines Vaters zur Arbeit in der Mine verleitet wurde.“
    „Asa dachte, er erlebe ein großes Abenteuer“, entgegnete Tom. Seine Stimme war seltsam tonlos. „Sinclair hat ihn persönlich angesprochen, hat ihm erzählt, er werde der Junge oben im Schacht sein, der die Blasebälge bediene, damit die Arbeiter unten in der Mine frische Luft hätten. Für einen Jungen, der das ganze Frühjahr lang an den Uferbefestigungen gearbeitet hatte, hörte es sich nach einem Picknick an.“
    Er hob einen losen Stein auf und warf ihn so weit, dass Deborah nicht sehen konnte, wo er landete. „Sie haben nie auch nur eine Unze Kupfer zutage gefördert“, fuhr er fort. „Sinclairs Vorarbeiter machten sich nicht die Mühe, die Stützbalken im Schacht zu verstärken, sodass in der Minute, da sie die Explosion auslösten, alles in sich zusammenbrach.“ Er drehte sich wieder zu der geschwärzten Grube um. „Ich habe an dem Tag gerade die Post gemacht, aber ich habe es gehört. Wir haben alle die Explosion gehört und sind hierher gelaufen.“ Seine Schultern waren steif, als wappnete er sich für einen Schlag, der dann jedoch ausblieb. „Sie sagten, Asa sei der Erste gewesen, der starb, weil er oben im Schacht war.“ Er zögerte. „Ich habe einen Teil seines Hemdes in einem Baum gefunden.“
    Heiße Tränen rannen Deborah aus den Augen, liefen ihr über die Wangen, bis sie sie mit dem Ärmel wegwischte. „Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll.“ Nie hätte sie damit gerechnet, dass sie für den Mann, der sie entführt hatte, je Mitleid empfinden würde. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde brechen. „Sie sind in der Hölle gewesen, und ich kann Ihnen nicht helfen.“
    „Darum habe ich auch nie gebeten.“
    „Es hilft Ihnen aber auch nicht, mich gefangen zu halten“, merkte sie an.
    Er ignorierte den Einwand. „Ihr Vater hat aufgehört, als Sinclair Mining Geschäfte zu machen. Seine Anwälte und Vertreter haben alles so hingedreht, dass niemand für den Unfall haftbar gemacht wurde. Es wurden keinerlei Wiedergutmachungszahlungen geleistet. Diejenigen, die gestorben sind, wurden in Armengräbern verscharrt, und wenn sie Familie hatten, müssen ihre Ehefrauen und Kinder nun allein für sich sorgen.“
    „Darum also wollten Sie meinen Vater umbringen.“
    „Es war nie eine Frage des Wollens.“ Er musterte sie so eindringlich, dass sie sich am liebsten versteckt hätte. „Das Lösegeld für Sie wird ihn in den Bankrott treiben.“
    Der Wind trocknete die Tränen auf ihren Wangen. „Sie verstehen meinen Vater nicht“, sagte sie und musste schlucken, weil sie ihn selbst nicht recht verstand. Es war, als sprächen sie über einen Fremden. Wenn sie an ihren Vater dachte, sah sie einen gut aussehenden Mann mit einem lahmen

Weitere Kostenlose Bücher