Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
ihrer eigenen Überraschung stellte Deborah fest, dass sie nicht wollte, dass Tom Silver etwas Derartiges geschah. Sie wollte einfach nur nach Hause. „Ich muss die Gelegenheit erhalten, das hier zu regeln“, sagte sie und strich mit einer Hand über den Haufen Stoffreste. „Ich bin vielleicht nutzlos, wenn es um praktische Sachen geht, aber ich kenne meinen Vater. Ich kann ihn dazu bringen, auf mich zu hören.“
Ilsa und Celia wechselten einen Blick.
„Bitte.“ Deborah spürte, dass die beiden Frauen ins Grübeln geraten waren, und hakte nach. „Helfen Sie mir, Mr Silver zu der Einsicht zu bringen, mich nach Chicago zurückzuschicken.“
„Das also wollen Sie“, sagte Celia. „Nach Chicago zurückkehren.“
Deborah biss sich auf die Unterlippe. Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Leben, das sie dort geführt hatte. „Ich habe keinen anderen Ort, an den ich gehöre“, erwiderte sie leise. Philip, ein New Yorker, wollte zurück in den Osten ziehen, wenn sie erst einmal verheiratet waren. Sie hatte nicht viel darüber nachgedacht, aber jetzt merkte sie, dass sie kein Interesse daran hatte, in New York zu leben.
Sie nahm ein paar verblasste Stoffstücke mit Blumendruck und hielt sie gegen den Musselin. Vögel, dachte sie plötzlich, und in ihrem Kopf entstand ein Bild von Wasservögeln, die aus dem Nebel über dem See aufstiegen. Wenn sie je lernte, einen Quilt zu machen, dann würden darauf fliegende Vögel zu sehen sein.
„Wie sollen wir sicher sein, dass Sie das alles nicht nur einfach so dahinsagen?“, erkundigte sich Celia. „Sie werden vermutlich zu Ihrem Vater zurückkehren und sich nicht weiter um all die Versprechen kümmern, die Sie gemacht haben. Leute wie Sie scheren sich doch nicht darum, was mit den Armen passiert.“
„Das stimmt nicht“, widersprach Deborah. „Ich habe die Grube gesehen, wo die Mine war. Ich sehe, was das Unglück den Familien in der Gegend angetan hat. Um Himmels willen, ich schlafe im Bett eines Jungen, der dabei getötet wurde. Denken Sie allen Ernstes, dass ich das je vergessen könnte? Oder mein Versprechen nicht halten?“
Celia blickte sie argwöhnisch an. „Wir wissen nichts über Sie.“
„Sie ist ohne Mutter aufgewachsen“, sagte Ilsa. „Sie hat den Brand von Chicago überlebt.“
Deborah fühlte, dass sie in der Frau des Pastors eine Verbündete gewonnen hatte. „Ich werde mich in dieser Sache mit meinem Vater auseinandersetzen“, verkündete sie. „Aber ich kann rein gar nichts tun, solange ich nicht in Chicago bin.“
„Tom Silver ist ein Mann, der seinen eigenen Kopf hat“, meinte Ilsa. „Ich habe keine Ahnung, ob es irgendetwas gibt, das Sie tun oder sagen können, um ihn dazu zu bewegen, Sie gehen zu lassen.“
„Könnten Sie nicht mit ihm reden? Ihm verständlich machen, dass mich gehen zu lassen das Richtige ist?“
„Man lässt jemanden hier oben nicht einfach ‚gehen‘. Es ist schließlich nicht so, als könnte man einfach wie ein kleiner Fisch davonschwimmen.“
Beklommenheit erfasste Deborah. „Sicherlich gibt es doch Boote, die herkommen und wieder fortfahren.“
„Gelegentlich“, räumte Celia ein. „Das Postschiff kommt heute oder morgen.“
„Und wohin fährt es von hier aus?“
„Zu den anderen Siedlungen, dann nimmt es wieder Kurs auf Copper Harbor.“
Deborah blickte von einer Frau zur anderen. „Werden Sie mir helfen? Werden Sie sich bei Tom Silver für mich einsetzen?“
„Es wird nichts nutzen“, antwortete Celia. „Niemand sagt Tom Silver, was er zu tun und zu lassen hat.“
Ilsa legte die Stoffstreifen in einen Kordelzugbeutel. „Hier, nehmen Sie die hier auch mit. Es wird Ihnen helfen, sich die Zeit zu vertreiben.“
„Ich gehe besser.“ Celia trat zur Tür. „Ich habe Mr Sivertsen eine Partie Schach versprochen, dem armen Alten.“ Als sie verschwunden war, kam ein großer Mann mit einem rötlichen wettergegerbten Gesicht in die Küche. „Wo ist meine wunderschöne Frau?“, polterte er, dann riss er Ilsa in seine Arme und gab ihr einen lauten Kuss auf den Mund.
„Peter“, mahnte Ilsa ihn und musste sich dabei ein Kichern verkneifen, „wir haben einen Gast.“
Der Pastor grüßte Deborah mit zurückhaltender Freundlichkeit, aber er war eindeutig gekommen, um seine Frau zu sehen. „Wir hatten die Netze bis zehn Uhr gefüllt“, erzählte er. „Ich habe den Wicks versprochen, ihnen im Fischhaus zu helfen, da sie nicht genug Hände haben, die mit anfassen können.“
Deborah
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