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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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verstand auch ohne Nachfrage, dass die Tatsache, dass es zu wenige Helfer gab, mit dem Unfall in der Mine zusammenhing. Pastor Ibbotsen bediente sich von dem Kuchen und gab seiner Frau noch einen Kuss, dann war er wieder weg.
    Deborah hatte das Gefühl, als wäre ein Tornado durchgezogen. Die Luft schien hinter ihm zu vibrieren. Ein Lächeln stillen Glücks spielte um Ilsas Mund. „Für einen Mann der Kirche“, sagte sie versonnen, „ist er ein sehr überschwänglicher Mensch.“
    Deborah war klar, Ilsa sprach von dem Kuss. Es hatte ganz den Anschein, als liebte Ilsa ihren Mann von ganzem Herzen und genösse es, verheiratet zu sein. Deborah seufzte.
    „Haben Sie in Chicago einen Schatz?“, fragte Ilsa.
    Von der Frage überrumpelt nickte Deborah. „Ich sollte einen Mann namens Philip Ascot heiraten“, antwortete sie. „Aber ich glaube nicht, dass ich das noch tun werde. Wissen Sie, als er um meine Hand angehalten hat, dachte ich, er täte das, weil er mich liebt.“
    „Eine nachvollziehbare Annahme“, sagte Ilsa. „Manche Menschen tun das, wissen Sie?“
    „Was?“
    „Aus Liebe heiraten.“
    Das hatte Deborah nie erlebt. In ihrer Welt heiratete man aus gesellschaftlichen und finanziellen Gründen. Zwei Familien wurden durch eine Heirat verbunden, und oft – oft genug, dass sie geträumt hatte, es könne auch ihr so ergehen – folgte die Liebe dann später, gewachsen in Jahren des Zusammenlebens. Sie war sicher, dass es so sein musste. Wenn nicht, was für einen Sinn hätte denn sonst irgendetwas?
    Aber sie wusste, es gab eine düstere Seite in der Ehe, etwas, von dem Frauen niemals sprachen. Oder vielleicht, dachte sie, ist einfach etwas mit mir nicht in Ordnung. Es fehlte ihr an einer grundlegenden Eigenschaft, die sie zu der Sorte glücklicher Ehefrau machte, wie Ilsa es zu sein schien. Vielleicht lag es daran, dass sie ohne Mutter aufgewachsen war. Vielleicht lag es daran, weil ihr Vater so schwer zufriedenzustellen war. Sie konnte nicht benennen, was Glück war oder wie sie es finden sollte.
    „Ich werde vermutlich nie heiraten“, meinte sie. „Das ist mir auch lieber.“ Eine kurze Weile später ertönte aus der Ferne ein Pfeifen. Sie spürte ein Aufflackern von Hoffnung in ihrer Brust. „Das Postschiff?“
    Ilsa nickte. Deborah eilte nach draußen und lief zum Anlegesteg. Endlich bot sich ein Ausweg aus ihrem Dilemma.

15. KAPITEL
    D er Erste, dem Deborah auf ihrem Weg zur Anlegestelle begegnete, war Tom Silver. In seiner Hose aus grobem Stoff, dem karierten Hemd und den Stiefeln, den Wind im Haar, entsprach er dem typischen Bild eines Holzfällers mehr denn je. Bei seinem Anblick zog sich etwas in ihrer Brust zusammen, und sie reagierte höchst seltsam auf ihn – in ihr breitete sich Wärme aus und gleichzeitig ein Gefühl der Enge. Als er sie sah, hob er fragend eine Augenbraue. Sie dachte an die Worte von Celia und Ilsa – dass Tom Silver von niemandem Befehle annahm.
    Sie rümpfte die Nase und reckte das Kinn und beschloss, ihm keine Erklärung zu geben.
    Sie wäre einfach würdevoll an ihm vorbeimarschiert, wenn sie nicht in eine Pfütze getreten wäre. Ihr rechter Fuß landete in eiskaltem Wasser und klebrigem Matsch. Erschrocken schrie sie auf, raffte ihre Röcke zusammen und zog den Fuß aus der Pfütze.
    Tom Silver ging einfach weiter, als wäre nichts passiert. Bei jedem ihrer Schritte quietschte der nasse Schuh, und sie wünschte sich in dem Moment sehnlichst, einen passenden Fluch zu kennen, denn wenn es einen geeigneten Zeitpunkt zum Fluchen gab, dann war er jetzt gekommen.
    „So viel also dazu, mit der Nase in der Luft herumzustolzieren, was Prinzessin?“, sagte er schließlich doch.
    Sie verspürte das inzwischen vertraute Aufkeimen von Interesse an ihm. Nein. Sie konnte unmöglich an irgendeinem Mann interessiert sein – das ging einfach nicht, und sie ertrug es auch nicht. „Ihre Schadenfreude ist gänzlich unangebracht.“
    Er grinste. „Ich bin doch gar nicht schadenfroh. Also, wer hat Ihnen von dem Postschiff erzählt?“
    Sie wusste nicht, warum er daran Anstoß nehmen sollte, dass sie die Bekanntschaft von Ilsa und Celia gemacht hatte, und erzählte ihm davon. Und sie empfand eine gewisse Befriedigung dabei, als sich Überraschung auf seine Züge malte. „Sie sind der Meinung, dass Sie mich für die Sünden meines Vaters verantwortlich machen“, stellte sie fest.
    „Ich will nicht behaupten, eine Ahnung davon zu haben, was im Kopf einer Frau vorgeht“,

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