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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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ist alles übrig.“ Sie holte ein rechteckiges Stück abgetragenen roten Flanells hervor. „Das Angelhemd meines Sohnes Nels. Er hat Stein und Bein geschworen, dass er nie wieder einen Fisch fangen wird, wenn ich das hier in die Lumpentonne tue. Aber er ist einfach zu groß geworden.“ Sie ging die anderen Stoffreste durch und konnte zu nahezu jedem eine kleine Geschichte erzählen.
    Den Rest des Morgens über zeigten Celia und Ilsa Deborah, wie man sich ein Muster ausdachte, die Teile zuschnitt und zusammenfügte, um es darzustellen. Deborah gefiel die Handarbeitstechnik sehr. Es hatte etwas fast Magisches, aus nutzlosen alten Stoffresten etwas Wunderschönes herzustellen, das zudem den praktischen Nutzen hatte, in einer kalten Winternacht zu wärmen.
    „Möchten Sie gerne die Restekiste mitnehmen und selbst etwas damit versuchen? Sie könnten ja mit etwas Kleinem anfangen, nur zum Üben.“
    „Oh ja, danke. Gerne“, rief Deborah. „Der Himmel weiß, ich werde etwas benötigen, um mir die Zeit zu vertreiben, solange ich hier bin. Thomas Silver findet, dass – wie war noch der genaue Wortlaut? – ach ja, dass ich so nutzlos sei wie Zitzen an einem Fisch.“
    Celia senkte den Kopf, aber Ilsa lachte laut. „Das klingt ganz nach unserem Tom.“
    „Wirklich?“
    „Sie haben zwei Seen in seiner Gesellschaft überquert“, meinte Celia. „Sicherlich wissen Sie doch mittlerweile, wie er ist.“
    „Sie können sich sicher denken, dass unser Verhältnis nicht das beste ist.“ Sie schaute von Celia zu Ilsa, fühlte sich in ihrer Gesellschaft immer wohler, und die Unterhaltung mit den beiden bereitete ihr Vergnügen. In gewisser Weise unterschieden sie sich gar nicht so sehr von Lucy und Phoebe in Chicago. „Hat er Ihnen erzählt, wie er mich entführt hat?“
    Plötzlich lauschten sie ihr mit gebannter Aufmerksamkeit. Deborah berichtete ihnen von dem Feuer und dem Moment, als Tom Silver in das Haus ihres Vaters gestürmt gekommen war.
    „Sie sind über das Treppengeländer nach unten gerutscht und haben ihn umgeworfen?“ Celia pfiff anerkennend.
    Deborah nahm erstaunt zur Kenntnis, dass die beiden Frauen von ihr beeindruckt waren. Sie beschrieb das Chaos nach dem Einsturz des Daches auf der Gasse hinter dem Haus, der sie von ihrem Vater trennte, wie Tom ein verirrtes Kind gerettet hatte und sie die Gelegenheit genutzt hatte, ihm zu entkommen. Sie erzählte von dem eingesperrten Hund und wie sie beinahe in der Menge untergetaucht wäre, nur um in Lincoln Park wieder gefangen zu werden. Sie sprach nicht von Philip, fragte sich aber insgeheim wieder, ob sie nicht hätte mit ihm gehen sollen. Tom Silver hatte ihr die Entscheidung abgenommen.
    „Und daher bin ich hier“, schloss sie, „bei einem Fremden, der einen verrückten Racheplan verfolgt.“ Sie erschauerte. „Ist er immer schon … so seltsam gewesen? Oder ist er erst seit dem Unglück so?“
    Ilsa begann die Stoffstreifen zu sortieren. „Er hat auf Isle Royale gelebt, seit er ein Junge war. Während er aufwuchs, hat er Lightning Jack auf seinem Kutter geholfen. Er war immer schon ein wilder rastloser Junge, der dazu neigte, in den Wäldern umherzustreifen und in Schwierigkeiten zu geraten. Im Krieg, als man Soldaten suchte, lief er davon und ließ sich anwerben.“
    „Hat bei seinem Alter geschwindelt und ist einem Michigan-Regiment beigetreten“, fügte Celia hinzu.
    Es war schwer, ihn sich als Soldaten vorzustellen. Deborah konnte nicht glauben, dass er gehorsam in Reih und Glied marschierte und irgendwelche Befehle befolgte. Allerdings konnte sie umso leichter glauben, dass er sich in die Schlacht stürzte. Er machte einen tollkühnen und zu allem entschlossenen Eindruck. Das war ihr schon in dem Moment aufgefallen, als er in Chicago bei ihrem Vater im Foyer aufgetaucht war. Tom Silver wirkte wie ein Mann, der bereit war, jedes Risiko einzugehen, um sein Ziel zu erreichen.
    Während der Kriegsjahre wurde es als Pflicht eines jeden jungen Mannes angesehen, für die Union zu kämpfen. Die meisten kehrten ausgemergelt und traurig zurück und unnatürlich schweigsam, manche kamen auch gar nicht mehr heim. Philip war nicht in den Krieg gezogen. Zusätzlich zu dem Umstand, dass er der einzige Sohn und Erbe seiner Familie war, litt er unter Kurzsichtigkeit und konnte daher nicht Soldat werden – wenigstens hatte er es ihr so gesagt. Deborah riss ihre Gedanken von ihm los und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem eigentlichen Thema zu – Tom

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