Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
zerhacken wir Eis und verteilen es auf dem Fisch und nageln die Kiste zu. So geht der Fisch dann an die Fabriken in Duluth.“
Deborah blickte sie an. „Wie kommt der Fang nach Duluth?“
„Gewöhnlich mit dem Dampfer von Grace Harbor. Der Ort ist ein Stück weiter auf der Insel.“
Vor einer Woche noch wäre Deborah verzweifelt auf der Suche nach einem Weg nach Grace Harbor gewesen, um sich eine Überfahrt nach Duluth zu erbitten. Aber jetzt hatte sie keinen Grund zur Eile. Jetzt wollte ihr Vater sie nicht mehr zurückhaben.
Alice reichte ihr das Messer, den Griff voraus. „Bereit für den Versuch, den ersten eigenen Fisch auszunehmen?“
Deborah schluckte ihren Ekel herunter und fasste nach dem Filetiermesser. „Ich brauche vielleicht Hilfe“, räumte sie ein.
„Ich werde Ihnen helfen.“
Deborah beäugte den Fischhaufen argwöhnisch und nahm schließlich einen vorsichtig am Schwanz, hielt ihn geziert zwischen Daumen und Zeigefinger. Das Ding war ein gutes Stück schwerer, als es aussah.
„Legen Sie ihn auf die Seite und halten Sie ihn gut fest“, riet ihr Alice. „So.“ Sie griff einen Fisch und machte es ihr vor.
Deborah zwang sich, es ihr nachzutun, drückte ihre gespreizte Hand auf den Fisch. Die Haut fühlte sich kalt und schleimig an, und sie konnte nicht sagen, ob das Tier noch lebte oder schon tot war. Tot, sagte sie sich entschlossen. Der Fisch war tot, so tot wie Forelle blau , die sie so gerne in Sheppard’s Restaurant in der Michigan Avenue bestellte.
Zu ihrem Entsetzen bewegte sich der Fisch plötzlich unter ihrer Hand. Mit einem leisen Schrei wich Deborah zurück.
Alice holte einen Holzhammer und schlug dem Tier damit auf den Kopf. „So“, sagte sie, „jetzt bleibt er still liegen.“
Deborah gestattete sich nicht, der Forelle in die Augen zu sehen, während sie Alices Anweisungen befolgte. Sie legte den Fisch auf die Holzbohle und drückte die Handfläche auf die Seite, dann setzte sie mit der Messerspitze zum Schnitt an.
Nur schnitt es nicht in den Fisch. Alices Klinge war ohne zu stocken durch den Fischbauch geglitten, Deborahs dagegen rutschte ab, kratzte nur ein paar Schuppen ab.
„Sie müssen hineinschneiden“, meinte Alice. „Tief. Wenn Sie denken, es ist tief genug, ist es meist nur halb so weit, wie es muss.“
Deborah spürte wahre Schweißbäche an ihrem Hals hinablaufen. Es war November, und sie schwitzte in einem kalten Fischhaus. „Tiefer“, sagte sie halblaut und versuchte es wieder. Und noch einmal. Beim dritten oder vierten Mal gelang es ihr, einen Schnitt in den Fischbauch zu machen.
„Nicht so zaghaft“, sagte Alice. „Man darf nicht zögern … ja, so ist es richtig.“
Während Alice sprach, machte Deborah einen tiefen glatten Schnitt, und sie fand, was sie gesucht hatte: Fischinnereien. Sie schrie leise auf, als die Därme herausquollen. Ohne ein Wort zu sagen, gab Alice ihr den Kratzer.
Ich kann das hier tun, redete sich Deborah ein und biss die Zähne zusammen. Ich muss das hier schaffen. Sie war sich nicht sicher, warum, aber es war etwas, was sie schaffen musste.
„Keine von uns hatte bis zum Sommer eine Ahnung von der Arbeit hier im Fischhaus“, erzählte Alice und schien Deborahs Gedanken zu lesen. „Wir haben das den Männern überlassen.“
„Sie mussten lernen, diese Arbeit zu verrichten, nachdem die Mine in die Luft geflogen ist, richtig?“, fragte Deborah. Es half, wenn man beim Ausnehmen der Fische redete, obwohl sie wusste, dass die Unterhaltung sich in eine Richtung bewegte, die ihr nicht angenehm war.
Alice nickte, warf einen geputzten Fisch in die Kiste. „Die dafür angestellten Männer sind gegangen. Die Bergbaugesellschaft hat ihnen bessere Löhne versprochen. Allerdings haben sie die nie erhalten, wegen der Explosion.“ Sie arbeitete eine Weile schweigend weiter. Deborah war bei ihrem zweiten Fisch schon besser, aber die Gedärme ließen sie beinahe ohnmächtig werden vor Ekel.
„Uns wurde auch allen schlecht“, berichtete Alice weiter und schaute sie von der Seite an. „Schlimmer als ein Huhn zu rupfen, wissen Sie?“
Deborah wusste das nicht, daher sagte sie nichts.
„Als die Arbeiter gegangen waren, blieb uns nichts anderes übrig, als einzuspringen. Daher sind wir hier. Es ist nicht die angenehmste Arbeit, die ich mir denken kann, aber das Saisonende ist in Sicht.“
Deborah wusch einen Fisch aus und legte ihn in die Kiste. „Sie müssen sich auf den Winter freuen.“
„Eigentlich
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