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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Leute in der Siedlung und verfolgte mit wachsendem Interesse ihre Lebensweise. In einem Holzschindelhaus auf der anderen Seite der Straße lebten die Schwestern Lindvig, die am Tage Netze mit Korken versahen und am Abend an ihrem Kamin saßen und bunte Pullover strickten. Sie unterhielten sich auf Norwegisch, aber sie schenkten Deborah stets ein Lächeln und ein herzliches Nicken, wenn sie vorbeikam.
    Mabel Smith und Jenny Nagel waren zwei junge Mütter, die beide durch die Explosion zu Witwen geworden waren. Während ihre Kinder in der kleinen Siedlung umherliefen, schauten ihre Mütter ihnen mit einer stillen Trauer zu, die Deborah das Herz schwer machte. Sie liebte Kinder, obwohl sie nie persönlichen Kontakt zu welchen gehabt hatte – ein weiterer Mangel, den sie in ihrer geschäftigen Zeit in Chicago nicht bemerkt hatte. Sie hatte immer geglaubt, Kinder gingen sie nichts an, auch wenn sie immer damit gerechnet hatte, dass sie eines Tages einmal Mutter sein würde. In ihrer Welt bewohnten Kinder ein Schattenreich, in dem sie weitgehend separiert von ihren Eltern lebten, in Kinderzimmern und Internaten. Sie betraten nur dann die Bildfläche, wenn ihre Eltern es von ihnen verlangten, ordentlich und sauber herausgeputzt und so wohlerzogen wie dressierte Spaniel. Der kleine Junge und das Mädchen, die auf der Lichtung am Ende der Straße standen, waren eindeutig nicht herausgeputzt, und weder sauber noch ordentlich.
    Und ich ebenfalls nicht, überlegte Deborah und fühlte sich rundum wohl.
    „Hallo“, sprach sie die Kinder an und lächelte. Ilsa hatte ihr gesagt, ihre Namen seien Paul und Betsy Smith. „Was tut ihr hier?“
    Das Mädchen hielt einen alten Drachen hoch und machte ein unglückliches Gesicht. „Wir können ihn nicht zum Fliegen bringen.“
    „Papa konnte das“, erklärte Paul.
    „Papa ist weg“, teilte ihm seine ältere Schwester mit. „Er kommt nicht wieder zurück.“
    Bei diesen Worten der Kleinen verspürte Deborah ein Aufwallen von Wut gegen ihren eigenen Vater, die sie aber hinter einem Lächeln verbarg. „Dann müssen wir ihn eben selbst zum Fliegen bringen.“ Sie hielt den Drachen hoch und betrachtete ihn kritisch. „Ich weiß genau, was der hier braucht.“
    „Wirklich?“
    „Natürlich. Als ich in eurem Alter war, habe ich meinen Drachen immer selbst steigen lassen, in einem großen grünen Park, weit weg von hier.“ Sie verriet ihnen nicht, wie streng überwacht diese Ausflüge gewesen waren, wie ihr immer nur ein paar Minuten lang erlaubt gewesen war, die Schnur zu halten, bevor Nanny MacGregor sie wieder nach Hause gescheucht hatte. „Er braucht eine längere Schnur und einen wunderschönen Schwanz“, verkündete sie, zufrieden mit sich, dass ihr wieder eingefallen war, wie man Drachen steigen ließ.
    „Einen Schwanz?“ Paul zog seine Brauen komisch hoch, und Deborah lachte, weil sie wusste, er dachte an das Falsche.
    „Kommt“, sagte sie, „wir müssen zum Laden zurück.“
    Es war seltsam und zugleich wunderbar, über eine Wiese mit kniehohem Gras zu gehen, zwei eifrige Kinder im Schlepptau. In dem dämmerigen Inneren des Ladens blickte sie Tom Silver fest ins Gesicht und erklärte: „Wir brauchen eine Schnur für diesen Drachen.“
    Er lächelte nicht, und er verzog auch sonst keine Miene, aber sie meinte ein Funkeln in seinen Augen zu sehen, als er ihr die Schnur gab und eine mit Zucker überzogene Andornfrucht für jedes Kind. Aus den Resten der Stoffstreifen für ihren Quilt bastelten sie einen schönen Drachenschwanz und dann machten sie sich wieder auf den Weg zur Wiese. Deborah wies Betsy an, den Drachen hoch in den Wind zu halten, während sie und Paul über die Wiese rannten und die Schnur abspulten.
    „Jetzt!“, rief Deborah, und Betsy ließ den Drachen los. Er flog hoch, dann stieß er wieder zu Boden, fing sich wieder und wurde von der Luftströmung erfasst, stieg höher und höher in den Himmel. In den leuchtenden Kinderaugen spiegelte sich der blaue Himmel.
    Deborah ließ sie mit dem Drachen allein, und ihr war deutlich leichter ums Herz, als sie zurück zur Siedlung ging. Niemand, dachte sie, sollte ein Leben ohne Kinder führen. Sie schienen so widerstandsfähig und übermütig zu sein, so wild und natürlich wie die Schwalben über dem See, Deborah fragte sich unwillkürlich, ob sie je so gewesen war, und erkannte mit einem Stich des Bedauerns, dass das bis auf das unerlaubte Rutschen über das Geländer der Treppe im Stadthaus in der Huron

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