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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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eine halbe Weltreise hinter uns und sollen jetzt womöglich gleich wieder rausfliegen?«
    »Ja, das ist der Hammer!« Elfe griff nach dem Faltblatt, das Milky auf den Tisch gelegt hatte, und starrte es an, als ob sie es am liebsten in Stücke reißen würde. »Einer der Jugendlichen wird zum Mörder – was denkt sich dieser Mistkerl eigentlich?«
    »Nix.« Joker grinste in die Luft. »Der lacht sich weg, wenn er uns hier sitzen sieht. Das würde ich an seiner Stelle jedenfalls tun. Ich glaube, ich ändere meine Zukunftspläne. Warum Marionette sein, wenn man an den Fäden ziehen darf? Herr Tempelhoff, Sie brauchen nicht zufällig noch einen Assistenten?«
    »Menschlich soll Tempelhoff ja wirklich ein Mistkerl sein«, kam es von Lung. »Ich hab mal einen Bericht darüber gelesen, wie er seine Angestellten behandelt. Einen Regieassistenten soll er vor versammelter Mannschaft bloßgestellt haben, ganz beiläufig und ohne groß die Stimme zu erheben. Aber der Typ ist in Tränen ausgebrochen.« Mit kühler Miene sah sich Lung im Raum um und Joker grinste. »Na, jetzt bin ich aber mal gespannt, ob das im Drehbuch bleibt oder rausgeschnitten wird. Aber eins ist sicher, dein kleines Spiel hat schon begonnen. Stimmt’s Tempelhoff?« Joker lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    Elfes Mund klappte auf. Ihr Blick wanderte vom Faltblatt in die Runde, dann zur Decke, zu den Wänden, zu den großen Glasfenstern und zurück in die Runde. Als sie den Mund wieder schloss, zitterte ihre Unterlippe.
    Moon drehte ihren silbernen Bleistift zwischen den Fingern. »Und wenn wir nicht mitspielen?«, fragte sie mit ihrer seltsamen, hohen Stimme.
    »… wird das Projekt abgebrochen«, sagte Darling scharf. »Hast du nicht zugehört? Wenn wir nicht mitmachen, ist Schluss mit lustig.«
    »Das ist es für mich sowieso«, murmelte Pearl. Sie kam mir plötzlich richtig blass vor. »Ich hasse solche Spiele.Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht mitgeflogen.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Elfe ihr leidenschaftlich zu. »Ich hab Platzangst, verdammt noch mal! Wenn ich mir vorstelle, dass ich in irgendein düsteres Versteck gezerrt werde …«
    »Stimmt«, Darling scannte Elfes Körper ab. »Allzu klein darf das Versteck für dich nicht sein.«
    »Ach, halt doch die Klappe«, murmelte Elfe. Die Sorge um das Versteck schien ihr den letzten Nerv zu rauben. »Wo soll denn das überhaupt sein?«, fragte sie ängstlich.
    Darling verdrehte die Augen. »Ein Versteck heißt Versteck, weil es versteckt ist, Schätzchen. Der Einzige, der das Versteck kennt, ist der Mörder.«
    Elfe warf Darling einen hasserfüllten Blick zu.
    »Der Mörder«, sagte Lung. »Wisst ihr eigentlich, wie das klingt?«
    Pearl hatte Tränen in den Augen. »Ich hab Angst«, flüsterte sie.
    »Komm schon«, Milky legte Pearl die Hand auf den Arm. »Es ist doch letzten Endes nur ein Spiel. Hier wird ja schließlich niemand erstochen oder abgeknallt.«
    »Trotzdem.« Elfe sprang von ihrem Stuhl auf. »Ich mach da nicht mit!«
    »Dann hast du hoffentlich das nötige Kleingeld für den Rückflug.« Krys ließ einen Rauchkringel in die Luft steigen. »Von deiner Gage kannst du es dann jedenfalls nicht mehr abziehen, wenn ich die Regeln richtig verstanden habe.«
    »Scheiße!« Elfe ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. »Mit meiner Gage wollte ich für ein Jahr nach Indien gehen.«
    Ich sah zur Wand, dann zur Decke. Joker hatte recht, auf Tempelhoffs Bildschirm gaben wir wahrscheinlich gerade eine grandiose Filmszene zum Besten. Im falschen Film, dachte ich. Ich bin im falschen Film gelandet.
    »Also ich find das Spiel geil«, kam es plötzlich von Alpha. Er machte seine Hand zur Pistole und pustete grinsend auf seine Fingerspitze.
    Solo wechselte einen kurzen Blick mit Lung. Neander starrte zu Boden und Pearl wischte sich mit zitternder Hand über die Augen.
    Irgendwie ist es immer das Gleiche, dachte ich. Eine Gruppe besteht aus denen, die reden, und aus denen, die schweigen. Und irgendwie war ich unglaublich erleichtert, dass Solo zu den Letzteren gehörte. Aber unter Solos Stille lag noch immer diese seltsame, bedrückte Stimmung und wieder legte er die Hand an die Schläfen, als ob er Kopfschmerzen hätte. Moon hatte wie gestern ihren Zeichenblock hervorgeholt. Für einen kurzen Moment war das Kratzen ihres silbernen Bleistifts das einzige Geräusch im Raum.
    Joker hob Tante Käthe vom Boden auf. »Das Ganze klingt ein bisschen wie

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