Isola - Roman
Wispern. »Du siehst ihr ähnlich … dem Mädchen auf dem Foto.«
Ich saß zwischen Pearl und Elfe am Strand, Pearl hatte ihr grünes Riesenwollknäuel auf dem Schoß und ich sah ihr beim Stricken zu, bevor mein Blick zum Strand schweifte, wo Solo mit Milky Frisbee spielte.
Ich tanzte – am Feuer, zu der Musik von Solo. Ich wirbelte meine Arme durch die Luft, ich hatte die Augen geschlossen und war völlig selbstvergessen, während sich auf Solos Gesicht die Flammen des Feuers spiegelten. Seine Haut hatte einen rötlichen Teint und seine Augen glänzten wie schwarze Kohlen.
Ich stand mit Solo vor dem Haupthaus, es war dieselbe Nacht und Solo flüsterte mir zu: »Du bist aus Rio, nicht wahr? Du bist Brasilianerin.«
Ich lag mit Elfes Märchenbuch in der Kissenecke, gegenüber von mir saß Moon, mit ausgestreckten Beinen, und ihre nackten Zehen berührten meine Beine.
Ich saß auf meinem Bett, mit geschlossenen Augen, neben mir saß Solo und ich flüsterte leise die Worte von Esperança. »Sorgt für sie. Sorgt für meine kleine Schwester. Sie gehört nicht an diesen Ort.«
Ich stand mit Solo in der Höhle. Er berührte mein Gesicht, mit dieser zaghaften Scheu, dann küssten wir uns, lange und innig, und als ich mich von ihm löste, sagte ich halb verstört und halb erleichtert: »Du warst es nicht.«
Nach dieser Szene blendete das Meer ein, am Himmel über unserer Bucht schien die Sonne und die Musik, die Tobias unter die Bilder gelegt hatte, wurde lauter – die Akkorde tanzten wie Drachen im Wind, aber das Spiel der Wellen war ruhig und friedlich. Erst später erfuhr ich von Solo, dass diese Musik ein Stück von Debussy war. Es hieß La Mer und war, soweit Solo wusste, das Lieblingsstück seiner Mutter gewesen.
Zuletzt streifte die Kamera über das Ufer und ich sah mich unter einer der Palmen liegen und schlafen. Es war der Tag, an dem wir das Spiel entdeckt hatten, der Tag, an dem ich das Schneckenhaus im Sand gefunden hatte. Aber ich hatte es nicht gefunden. Es war ein Geschenk von Solo, der jetzt im Bild erschien. Aus seinen nassen Haaren tropfte das Wasser und seine Haut glänzte in der Sonne, als er mit lautlosen Schritten auf mich zukam. Er kniete vor mir nieder und betrachtete mich, zögernd und zärtlich, dann legte er mir das Schneckenhaus in die geöffnete Handfläche und verschwand, ebenso lautlos, wie er gekommen war. Die Kamera zoomte auf mich. Ich murmelte etwas Unverständliches im Schlaf, dann schloss sich meine Hand fest um das Schneckenhaus und ich drehte mich zur Seite. Auf meinem Gesicht lag ein Lächeln, das einfach nur glücklich war. Und dann zog die Kamera auf und aus der Palme, ganz oben aus ihren grünen Wipfeln, erhob sich ein Vogel. Er sah aus wie eine fliegende Zitrone, und als die Musik langsam leiser wurde, vernahm ich seinen fröhlich verschmitzten Ruf:
Bem-te-vi … bem-te-vi …
Danksagung
Im November 2004 in der Würzburger Residenz überfiel mich die Idee für Isola . Warum ausgerechnet dort – das weiß ich nicht. Aber ich sehe mich noch: auf den Treppenstufen der prachtvollen Eingangshalle hockend und wie unter Diktat die ersten Gedanken niederkritzelnd.
Der Weg zum fertigen Buch war lang und nicht selten habe ich mich dabei gefühlt, wie es auch Vera einmal beschreibt: wie eine einsame Insel mitten im Meer.
Aber immer dann kam ein Boot – und ich danke den Menschen, die vor meiner Insel ankerten, um mir Beistand zu leisten:
Birgit Permantier, mit deren Hilfe meine ersten Gedanken zu einer Romangrundlage wurden; Petra Schaeber aus Bahia und Michael Lehmann, die mich mit ausführlichen und inspirierenden Insel-Eindrücken versorgten;
Olaf Wildenhaus und Torsten Wacker, die mir wertvolle Informationen zu versteckten Kameras, Monitoren und technischen Details gaben;
Antje Frers, die mich mit ihren Computer-Kenntnissen überraschte und rettete;
Andreas Henze, der das Handgepäck sicherte und die Kontroversen zum Inselprojekt verschärfte;
Sylvia Englert, die mir Elfe schenkte, mich mit ihren täglichen E-Mails über Wasser hielt und meine erste Manuskriptfassung postwendend mit kostbaren Verbesserungsvorschlägen zurückschickte;
Tamara Steg, die meine Lesungen organisierte, damit ich in Ruhe schreiben konnte;
meiner Mutter Barbara Abedi, die auch in schweren Zeiten ihren (mittlerweile viel zitierten) Besen und Industriestaubsauger bereithielt, um mir den Kopf freizupusten;
Lena Grünwald, die zweitmütterlich mitlas und mich bestärkte;
meinen Töchtern
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