Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Beine und ich spürte, wie mir leise Schauer über den Körper jagten, bis ich ganz ins schwarze Wasser tauchte.
    Wir schwammen bis zu dem großen Felsen, der wie der Buckel eines Walfisches aus dem Wasser ragte. Solo umrundete ihn mit entschlossenen Zügen, und als ich ihm folgte, ging mein Atem in kurzen, heftigen Stößen. Verschlossen wie eine Auster . Das sagten die Jungs an meiner Schule über mich, aber ihre Worte prallten an mir ab – wie an einer glatten Schale eben. Sie berührten mich nicht. Doch jetzt hatte diese Schale einen Riss bekommen und ich merkte, dass ich Angst bekam, Angst vor meiner eigenen Offenheit. Konnte man Kameras in Felsen installieren?
    Solo war jetzt genau hinter dem Felsen und es sah aus, als stünde er im Wasser, aber als er mich zu sich heranzog, merkte ich, dass der Felsen einen Vorsprung hatte, ein kleines Plateau, wie ein unterirdischer Balkon. Solo schob mich an die glatte Steinwand und legte seine Hän-de auf meine Schultern. Sein Gesicht kam so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Aus seinen schwarzen Haaren löste sich ein Wassertropfen und fiel auf meine Nase. Seine vollen Lippen waren leicht geöffnet und ich konnte seinen Herzschlag fühlen, der schnell und hart in seiner Brust ging – aber vielleicht war es auch mein eigener, es gab plötzlich keinen Unterschied mehr. Für einen endlosen Moment hielten mich seine Augen fest und in seinem Blick lag etwas, das mich verstörte. Es war etwas Fremdes, ein dunkles Flackern, als habe er selbst Angst vor dem, was zwischen uns geschah. Doch dann lächelte er, verstärkte den Druck seiner Hände und glitt mit mir unter Wasser. Ich spürte, wie sich seine Muskeln spannten. Auch ich war angespannt, hin und her gerissen, zwischen der Angst und dem Wunsch, endlich loszulassen – nicht mehr zu grübeln, sondern endlich zu fühlen .
    Solos Hände lösten sich von meinen Schultern und legten sich um meine Taille, während mich sein Körper noch fester gegen den Felsen drückte. Als sich unsere Lippen berührten, brach etwas in mir auf, ja, es fühlte sich wirklich so an, als ob sich tief in mir etwas öffnete und einer gewaltigen Sehnsucht den Weg frei machte. Seine Zunge war warm, rau und salzig. In seinem Kuss lag wieder diese Wildheit, dieses fordernde Verlangen, das mich elektrisierte und von dem ich plötzlich nicht genug bekommen konnte. Jetzt drückte auch ich mich gegen ihn, fast verzweifelt wurde mir klar, dass wir bald wieder auftauchen mussten, wenn wir Luft holen wollten. Mein ganzer Körper bäumte sich auf und ich glaube, selbst wenn wir nicht unter Wasser gewesen wären, hätte ich das Gefühl gehabt zu ertrinken – aber ich wollte nicht auftauchen, ich wollte hier sein, hier mit ihm. Ich berührte seine Schultern, glitt mit den Fingern bis zu seinem Schlüsselbein und dort über einen sehnigen Streifen, der sich wie eine Narbe von seiner glatten, kühlen Haut absetzte. Seine Muskeln vibrierten unter meinen Fingern und mit einem Mal hatte er nichts mehr von dem Jungen, den ich vor drei Tagen beim Frisbeespielen beobachtet hatte. Sein Körper erschien mir reifer, männlicher, als hätte die Nacht ihm Kräfte verliehen. Seine Arme umschlangen mich ein letztes Mal und hielten mich, ganz fest, dann ließ er mich los, stieß mich fast grob von sich, und tauchte weg. Ich glitt an die Oberfläche und rang keuchend nach Luft.
    Er kam nicht zurück. Ich schwamm zum Ufer und das Meer war wieder eine glatte, unberührte Fläche, wie ein dunkler Spiegel. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass wir wieder nicht gesprochen hatten, kein einziges Wort. Und etwas daran kam mir plötzlich falsch vor. Ich fühlte mich verlassen, fast verraten, als ob mir etwas Kostbares gestohlen worden wäre, obwohl ich es freiwillig gegeben hatte. Ich war verstört. Es ging mir nicht gut. Ich konnte nicht fassen, dass er sich einfach davongemacht hatte. Warum? Wegen der Kameras? Wo war er hingeschwommen? Suchend blickte ich mich am Strand um. Nichts. Niemand. Nur die Dunkelheit. Aber ich war zu sehen – auf Tempelhoffs Monitoren. Was tat er jetzt, unser Regisseur? Lachte er leise in sich hinein? Ich rang nach Luft, ballte die Fäuste, um nicht loszuweinen. Seinen Gefühlen zu folgen – war es das, was man davon hatte? Das?
    Ich drehte mich um, so abrupt, dass ich fast über meine eigenen Füße gestolpert wäre. Als ich zurück in unser Zimmer stürzte, brannte das Licht. Elfe saß aufrecht im Bett und starrte mich an, Angst und

Weitere Kostenlose Bücher