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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Hilfe holen, vielleicht … « Ich wusste nicht weiter.
    »Lass uns auf die Jungs warten«, sagte ich schließlich. »Vielleicht können wir rüber, zur Nachbarinsel. Und dann sehen wir weiter.«
    Ein paar Stunden später kamen die drei zurück. Ihre Hosen waren nass bis an die Oberschenkel und ihre Gesichter sahen verschwitzt und abgekämpft aus. Mephisto schoss auf sie zu und Elfe fragte mit erstickter Stimme, was mit Joker sei.
    »Er war nicht mehr da.« Alpha nahm sich die Wasserflasche vom Tisch und trank in gierigen Zügen.
    »Nicht mehr da?« Für einen idiotischen Augenblick redete ich mir ein, dass wir das alles vielleicht nur geträumt hatten.
    »Ich denke mal, die Flut hat ihn wieder abgetrieben«, murmelte Solo. »Einer seiner Schuhe lag noch im Wasser, aber Joker war weg. Und von Darling … «, Solo schüttelte düster den Kopf, »… fehlt nach wie vor jede Spur.«
    Milky kratzte sich am Arm. Seine Haut war von einem schuppigen weiß-roten Ausschlag übersät.
    »Nicht«, rief Elfe. »Nicht kratzen. Das macht es nur noch schlimmer.« Milky nickte, kratzte sich aber gleich darauf weiter.
    »Wir wollen rüber«, kam es von Alpha. »Das Meer sieht gut aus und das Boot haben wir geknackt.« Er hielt seinen Leatherman hoch. »Ich hab mir so einiges ausgemalt, was ich damit auf der Insel machen würde, aber das wäre mir im Traum nicht eingefallen. Ob das hier … « Er sah zu der zerfetzten Tapete. »Ob das hier immer noch gefilmt wird?«
    Alle Blicke wanderten zu Solo. Er trat einen Schritt zurück, dann hob er die Hände. Wasser tropfte von seinen Hosenbeinen, zu seinen Füßen hatte sich bereits ein kleiner See gebildet. »Was wollt ihr von mir hören?«, fragte er. »Was zum Teufel wollt ihr hören? Ich weiß es nicht. Verdammt, ich habe keine Ahnung, wie oft soll ich das denn noch sagen?«
    Alpha stieß einen Laut aus, der an ein Knurren erinnerte und den Mephisto mit einem scharfen Bellen erwiderte. Ich glaub dir nicht, sagte Alphas Blick. Ich glaub dir kein einziges Wort.
    Elfe ging zur Tür. »Lasst uns fahren«, sagte sie.
    Das Meer war grau und der Himmel hatte sich wieder vollständig zugezogen, aber es regte sich kein Lüftchen und an der schmalen Bucht bei der Felsküste war Ebbe. Es war schwül, die feuchte Luft machte das Atmen schwer und ich fühlte, wie mir der Schweiß den Rücken herunterlief. Unvorstellbar, dass hier gestern noch ein wüster Sturm getobt hatte. Aber irgendwie kam mir die Stimmung heute noch bedrohlicher vor. Es war eine drückende, beklemmende Ruhe und der wolkenverhangene Himmel schien sich wie eine Glocke über uns zu stülpen. Als ich hinter Solo über die Felsen kletterte, fühlte sich mein Körper an, als wäre er taub. Jeder Schritt war ein Kraftakt und hinter meinen Augen pulsierte es. Der Sand war grau und voller Seetang, widerlicher grüner Schlick. Auf der linken Seite erhob sich der Berg. Er glänzte, als hätte der Regen ihm eine zweite Haut übergezogen, und als ich die kreisrunde Höhlenöffnung erblickte, zuckte ich unwillkürlich zurück. Gute Stimmung aufkommen – eine kleine Party steigen lassen. Mit diesem Vorsatz waren wir gestern Nacht hierhergekommen. Es war Jokers Idee gewesen. Joker. So sah ich ihn vor mir, lachend, die Hände in den Taschen seines schwarzen Mantels zu Fäusten geballt, den Kopf in den Nacken geworfen, berstend vor Energie –und gleich darauf lag er leblos im Meer, mit ausgebreiteten Armen. Ich versuchte, das Bild von seinem toten Körper mit aller Macht zu verdrängen, aber es gelang mir nicht.
    Die Jungen hatten das Boot aus dem Felsentunnel in die schmale Bucht gezogen und wieder quälte mich die Frage, wie das Boot hierhergekommen war. War es das Boot, mit dem die Opfer des Spiels von der Insel geschafft worden waren? Neander und Pearl, Krys, Lung und Moon – und womöglich auch Darling?
    »Hey!« Solo kam auf mich zu. Die Schatten unter seinen Augen schimmerten dunkelviolett und die Erschöpfung hatte sich tief in seine Züge gegraben. Sein Gesicht wirkte eingefallen, aber trotzdem schien mir sein Lächeln Mut machen zu wollen. Er nahm mich in den Arm. »Wir schaffen das«, flüsterte er in mein Ohr. »Wir finden eine Antwort. Wir kommen hier raus, ich versprech es dir, okay?«
    Ich drückte meinen Kopf an seine Schultern und sog den Geruch seiner Haut ein. Ich roch Salz und Sand und Meer und Angst.
    »Kommt ihr?« Alphas Stimme rief mich zurück. Milky und er hatten das Boot bereits ins Wasser gezogen.
    Es war ein etwa

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