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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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übereinandergestapelte Matratzen.
    Im Obergeschoss waren die Monitore.
    Elfe und ich traten in einen perfekt ausgestatteten Hightech-Raum. Die Wände waren dunkel gestrichen und die Fensterfront war von schwarzen Rollos verdeckt, sodass kein Tageslicht von außen hineindrang. Aber das elektrische Licht war an. Dutzende von kleinen Strahlern erhellten die riesige Fläche von Monitoren, die sich in einem Halbkreis vor der Fensterfront erstreckte. Dreizehn kleinere Monitore umrahmten einen großen. Davor, auf der Tischplatte einer ebenfalls halbrunden Arbeitsfläche sah ich neben zwei Kaffeetassen, einer Tüte Gummibärchen und einer angebrochenen Packung Gitane , ein Schaltbrett mit unzähligen Knöpfen und Tasten, mehrere Fernbedienungen, einen Computer und an den Seiten der Tischplatte zwei große Lautsprecher.
    Die Bildschirme waren schwarz.
    Im Raum hing wieder der Duft von Aftershave, hier war er noch präsenter als unten im Schlafzimmer. Ich erkannte sogar die Marke. Es war Davidoff Good Life, dasselbe Aftershave, das auch Bernhard benutzte.
    »Und jetzt?« Elfe hatte nach meiner Hand gegriffen. »Was machen wir jetzt?«
    »Wir schauen uns Filme an.«
    Alpha war mit Milky am Treppenaufsatz erschienen. Er ging auf die Monitore zu, stützte sich auf einen der beiden Drehstühle, die vor der Arbeitsfläche standen, und stieß ein pfeifendes Geräusch aus. Dann stemmte er die Hände in die Hüften und drehte sich zu uns um.
    »Weiß jemand, wie man das hier bedient?«
    Jetzt kam auch Solo nach oben. Er sah aus, als könnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Seine Unterlippe war aufgesprungen, sie bebte, und als er mit den Zähnen daraufbiss, fing sie an zu bluten.
    »Du«, sagte Alpha. »Du musst es wissen.«
    Solo schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen blassen Schimmer.«
    Alpha schnaubte ungläubig und fing wie wild an, auf den Tasten herumzuhämmern.
    »Lass mich mal.« Milky schob sich neben Alpha. »Ich hab ein Praktikum gemacht, ein Schülerpraktikum in einer Produktion.« Milky lachte trocken. »Bei Verstehen Sie Spaß , wenn ihr es genau wissen wollt. Ich weiß zwar nicht, ob ich irgendwas behalten habe, aber ich kann’s ja mal versuchen.«
    Milky setzte sich auf den Drehstuhl und beugte sich über das Schaltpult.
    Irgendetwas klapperte und es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, dass es meine Zähne waren, die aufeinanderschlugen.
    Milky drückte ein paar Tasten. Nichts passierte. Er drückte noch eine Taste. Ein Rauschen ertönte.
    »Das System«, murmelte Milky. »Das System fährt hoch. Das dauert jetzt wahrscheinlich ein paar …« Es rauschte weiter. Ein leises Pling-Geräusch ertönte. Der erste Monitor ging an. Isola . Nur dieses Wort leuchtete auf der schwarzen Bildschirmfläche auf. Es geisterte über den Monitor, von links nach rechts, von oben nach unten in einem schmerzhaft gelassenen Tempo. Der zweite Monitor ging an, der dritte, vierte, fünfte …
    Irgendwann waren alle Monitore angeschaltet. Auf allen war derselbe Bildschirmschoner. Das Wort Isola gemächlich umherwabernd auf nachtschwarzem Untergrund.
    »Drück was«, schrie Alpha. »Verdammt, hau in die Tasten, Mann!«
    Milky drückte auf ein paar Schalter.
    Und dann verschwand auf dem ersten Monitor das Wort Isola und stattdessen erschien ein Bild.

Neunzehn
    E r hatte sie alle im Bild. Alle fünf. Milky auf dem Drehstuhl am Schaltpult, Alpha gleich neben ihm, Vera und Elfe ein paar Schritte dahinter und Solo noch immer am Treppenaufsatz. Aber ihre Blicke zeigten in ein und dieselbe Richtung: auf die Monitore. Er atmete scharf ein und sah über die Schulter nach hinten. »Also dann«, sagte er und lachte trocken, während etwas in ihm sich zusammenkrampfte. Seine Gefühle wollten das Lachen nicht erwidern und er hätte etwas darum gegeben, nicht diesen zermürbenden Schmerz zu empfinden, der ihn quälte. Diesen Schmerz, der ihn fragte, was er da eigentlich tat. Was er Solo antat. Was er sich selbst damit antat.
    »Also dann«, wiederholte er fast trotzig und drückte den ersten Knopf. »It’s showtime.«
    DAS BILD auf dem Monitor zeigte unsere Bucht – mit Ausblick aufs Meer. Die Sonne stand tief am Horizont, ein glutroter Feuerball, und das Meer glitzerte, als hätte jemand Diamanten darauf verstreut. Die Farben waren erstaunlich brillant und sogar Geräusche waren zu hören. Das Rauschen der Blätter, die Wellen, die ans Ufer spülten und das Tuckern eines Motorbootes, das Kurs auf die Bucht genommen hatte und gerade

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