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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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anlegte.
    Es war unser Boot. Vor uns auf dem Monitor sahen wir unsere Ankunft auf Isola .
    Wir gingen von Bord, Darling verließ das Boot als Erste. Sie warf eine Kusshand in die Luft und als Nächstes folgte Joker, der eine Grimasse schnitt, aber hinter dieser Fassade unsicher wirkte. Mein Herz zog sich zusammen, als ich ihn sah. Neun Tage war das her. Vor neun Tagen waren wir hierhergekommen. Hinter Joker, mit einem geschmeidigen Satz, hüpfte Lung an Land, als Nächstes Krys …
    »Weiter!«, keuchte Alpha. »Ich will nicht unsere verdammte Ankunft sehen, sondern die Höhle! Spul vor, Mann!«
    »Ich weiß nicht, wie!«, kam es von Milky, der jetzt wieder auf den Tasten des Schaltpultes herumdrückte. »Ich muss erst mal herausfinden, wie … «
    Der zweite Monitor ging an. Auf der Bildfläche erschien unser Schlafsaal, ich sah Elfe und mich, und im Hintergrund Pearl auf ihrem Bett, umgeben von Klamotten, die sie aus ihrer Truhe gezogen hatte. Afrikanische Stoffe, in bunten, leuchtenden Farben, und das gelbe Sommerkleid, das ihr so gut gestanden hatte. Es war der Moment, an dem ich zum ersten Mal unseren Schlafsaal betreten hatte. Die Beklemmung, die ich in diesem Moment gefühlt hatte, konnte ich förmlich vom Bildschirm ablesen; an meiner Körperhaltung, die mir eckig und sperrig vorkam. Elfe hielt sich einen lilafarbenen Badeanzug vor den Bauch und aus den Lautsprechern ertönte ihre fröhliche Stimme: »Du bist meine Bettnachbarin. Ich hoffe, du schnarchst nicht.« Ihre Haut war noch ganz blass, an ihrem Handgelenk klimperten die bunten Glasperlen und sie kam mir vor, als wäre sie um Jahre jünger. Sie kicherte, aber gleich darauf wanderten ihre Blicke in unserem Schlafsaal umher, bis sie direkt in die Kamera sah. »Mann, oh Mann, ist das ein komisches Gefühl, was? Ob der uns auch hört, wenn wir flüstern?«
    Ja. Wir hörten es. Das Flüstern schien den ganzen Raum auszufüllen.
    »Mach das Bild weg, Milky!« Elfe quetschte meine Hand so fest, dass ich aufstöhnte. »Bitte Milky, mach das Bild weg!«
    Milky drückte den nächsten Knopf. Der dritte Monitor ging an.
    »Tante Käthe mag gerne Obst.«
    Joker hatte gerade seine Gummipuppenoma aufgeblasen, es war Abend, unser erster Abend auf Isola . Die Szene war eine Totale, wir waren alle im Bild, am dichtesten an der Kamera saß Darling, ein Stück weiter setzte Joker seine Gummipuppe auf einen der schwarz lackierten Stühle und steckte ihr eine Banane in den Mund. Sekunden später hallte mir unser Gelächter aus den Lautsprechern entgegen.
    Auf dem vierten Monitor, der jetzt anging, saßen wir wieder um den Glastisch, diesmal war Morgen und die Szene war von einem anderen Blickwinkel aus gefilmt worden – von schräg oben. Auf dem Glastisch neben dem Toastbrot lag der schwarze Kasten, das türkisfarbene Auge spiegelte sich auf der gläsernen Tischplatte und Elfe hielt das Faltblatt mit Tempelhoffs Spielregeln in der Hand. »Einer der Jugendlichen wird zum Mörder – was denkt sich dieser Mistkerl eigentlich?«
    »Nix.« Die Kamera zoomte auf Jokers grinsendes Gesicht. »Der lacht sich weg, wenn er uns hier sitzen sieht. Das würde ich an seiner Stelle jedenfalls tun. Ich glaube, ich ändere meine Zukunftspläne. Warum Marionette sein, wenn man an den Fäden ziehen darf? Herr Tempelhoff, Sie brauchen nicht zufällig einen Assistenten?«
    Ich kniff meine Augen zu, als ich daran dachte, dass Joker keine Zukunft mehr hatte. Einen Film konnte man ausschalten, wenn er einem zu heftig wurde. Aber das hier war kein Film. Das hier war unsere Geschichte, das hier –waren wir.
    Aus den Lautsprechern hörte ich Lungs Stimme, sachlich und kühl klang sie. »Menschlich soll Tempelhoff ja wirklich ein Mistkerl sein . Ich hab mal einen Bericht darüber gelesen, wie er seine Angestellten behandelt. Einen Regieassistenten soll er vor versammelter Mannschaft bloßgestellt haben, ganz beiläufig und ohne groß die Stimme zu erheben. Aber der Typ ist in Tränen ausgebrochen.«
    Zitternd öffnete ich die Augen. Die Kamera hatte aufgezogen, sodass wieder unsere ganze Gruppe zu sehen war. Die meisten Gesichter waren so angespannt, dass ich unsere Nervosität fast mit Händen greifen konnte. Nur Lung war die Gelassenheit in Person und Joker verschränkte provokativ die Arme hinter dem Kopf. »Na, jetzt bin ich aber mal gespannt, ob das im Drehbuch bleibt oder rausgeschnitten wird. Aber eins ist sicher, dein kleines Spiel hat schon begonnen. Stimmt’s Tempelhoff?«
    »WEITER!«

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