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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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zwei schwarzhäutige Jungen stürzte, und ging zögernd auf die Gruppe zu. Isola war der Titel, den Tempelhoff für unser Inselprojekt ausgewählt hatte. Eigentlich ist Isola das italienische Wort für Insel, die auf Portugiesisch Ilha heißt. Aber während in Ilha etwas Sinnliches, Sehnsuchtsvolles mitschwingt, verbirgt sich Isola in dem Wort Isolation – und genau das würde ja auch auf uns zutreffen. Unsere Insel gehörte zwar zu Brasilien, aber davon würden wir nichts mehr mitbekommen, wenn wir erst einmal dort waren. Auf der Insel würden wir abgetrennt sein vom Rest der Welt.
    Neben Tempelhoffs Assistentin stand ein riesiger Junge mit einem hellen Strohhut und breiten, kantigen Schultern. Sein Gesicht war rot verschwitzt, er hatte beide Hände in den Hosentaschen vergraben und kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Vor ihnen kramte ein dünnes Mädchen mit flammend rotem Haar in ihrem Rucksack herum. Eine pelzige Tatze lugte aus der Rucksacköffnung hervor und das Mädchen stopfte sie mit einer hektischen Handbewegung zurück ins Innere.
    Die blonde Barbie, die Elfe im Flugzeug so spöttisch gemustert hatte, gehörte offensichtlich auch zur Gruppe. Sie lehnte ein Stück weiter rechts an einem Leuchtplakat für Colawerbung. Die schweren, glänzend frisierten Locken reichten ihr bis zum Po. Zu ihren verwaschenen Hüftjeans trug sie rote Flip-Flops und ein bauchfreies Tanktop im Army-Look, das ihre Oberweite – die Betonung liegt auf Weite – deutlich zur Schau stellte. Ihr rechter Unterarm war bandagiert, mit einer knallroten Handgelenkschiene, an der sie ständig herumfummelte.
    »Ist das hier die Gruppe?« Die helle Stimme an meinem Ohr gehörte zu einem Jungen mit langen, filzigen Rastalocken. Er hatte ein lustiges, offenes Gesicht mit einer Stupsnase und unzähligen Sommersprossen auf der milchfarbenen Haut. Unter dem Arm trug er ein Surfbrett und aus seiner Tasche ragte die glatte Oberfläche einer Trommel heraus.
    Ich nickte.
    »Richa… «, setzte der Junge an, dann grinste er. »Ich meinte Milky. Ich bin Milky. Und du?«
    »Vera. Das ist Vera.« Elfe war zu uns herübergeschwirrt. Sie legte mir den Arm um die Schultern, als wären wir alte Freundinnen, und zeigte auf ein dunkelhäutiges Mädchen, deren krauses Haar unter einem afrikanischen Tuch hervorlugte. »Und das da drüben ist Pearl. Ihre Eltern kommen aus Trinidad, aber Pearl ist in Heidelberg aufgewachsen. Sie geht auch zur Schauspielschule, mit Schwerpunkt Gesang. Tempelhoff hat sie bei einer Musicalaufführung in Heidelberg entdeckt, cool, oder?« Elfe ließ ihre Glasperlen klimpern. »Der große Kleiderschrank, mit dem Tempelhoffs Assistentin gerade redet, nennt sich Neander, passt ja auch irgendwie, findet ihr nicht? Und das dahinten«, Elfe zeigte auf einen asiatischen Jungen mit langem lackschwarzem Haar, der im Schneidersitz und mit kerzengerader Haltung auf dem Boden hinter der Assistentin saß, »ist Lung. Neben dem hab ich die letzten Stunden im Flieger gesessen, und ob ihr es glaubt oder nicht, er kommt aus einem chinesischen Zirkus, eigentlich heißt er Noki oder Naki oder so ähnlich, das hab ich ihm aus der Nase gezogen, obwohl wir unsere echten Namen ja eigentlich nicht nennen dürfen, jedenfalls bedeutet sein echter Name im Chinesischen gerader Baum , während er auf der Insel Lung heißt, also Drache, tja, und die blonde Püppi da drüben … « Elfe nutzte die kurze Atempause, um ihr Gesicht zu verziehen »… ist wohl leider auch mit von der Partie. Bin gespannt, wie die sich nennt. Ich tippe auf Paris Hilton und ihr?
    »Ich tippe auf Ohne-Punkt-und-Komma, was dich betrifft«, kam es von Milky, aber dabei lachte er Elfe so offen an, dass sie ihn in die Seite knuffte und mich mit dem anderen Arm an ihren weichen Körper drückte. Noch immer roch sie nach dem indischen Parfüm.
    »Dann bin ich ja eine gute Ergänzung zu Vera-ohne-Worte, stimmt’s?«, sagte sie. »Los, kommt, wir gehen mal zu Tempelhoffs Assistentin und fragen, wann wir endlich losfahren. Wie viele sind wir denn bis jetzt?«
    »Acht«, sagte Tempelhoffs Assistentin, als Elfe mich zu ihr hingezogen hatte. »Ihr seid jetzt acht – nein, neun.«
    Sie hakte die Liste auf ihrem Klemmbord ab und nickte einem schlaksigen Jungen zu, der gerade auf uns zugeschlurft kam. Er hatte fettiges Haar und ein dunkles Ziegenbärtchen und auf seinem braunen T-Shirt stand in orangefarbenen Buchstaben: Wusstest du, dass es unmöglich ist, deinen eigenen Ellenbogen zu

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