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Isolation

Isolation

Titel: Isolation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Miss.«
    »Danke.« Sie nahm sich die Zeit, ihm ein erfreutes Lächeln zu schenken. Für den Fall, dass sie einmal seine Hilfe brauchte, hatte sie in ihm eine gewisse Zuneigung zu ihr genährt und ihn mit der gleichen Sicherheit manipuliert, mit der Wu seine Truppen in der Satbox herumgeschoben hatte. Diese Zuneigung äußerte sich jetzt in dem Wunsch, sie zu beschützen – eine typische Reaktion für einen Mann, der Macht besaß und ihr gewogen war. Nicht, dass die Teufelsarmee zurzeit eine echte Gefahr darstellte. Sie spürte die Partials weiter unten und verband sich mit ihnen, als sie ins Erdgeschoss des Gebäudes eindrangen. Sie siegten mühelos, und Mei gab ihre eigene Position durch und warnte sie, nicht zu schnell vorzurücken. Die Befehle an sie waren eindeutig: Sorg dafür, dass die Generäle noch nicht gefangen genommen werden. Achte darauf, dass du nicht enttarnt wirst. Der Befehl war sinnlos, doch sie führte ihn aus, wie sie es immer getan hatte. Wie es ihrer Programmierung entsprach.
    Ihr Name war Heron, und sie war eine Spionin der Partials.

Paragen BioSynth Aufzucht- und Ausbildungszentrum, unbekannter Ort
    5.   Januar 2058
    Als Erstes nahm sie die Geräusche wahr.
    Sie wusste nicht, dass es Geräusche waren, weil sie überhaupt noch nichts wusste. Ihr Leben war auf das Minimum dessen beschränkt, was man gerade noch als Leben bezeichnen konnte. Ein ungeborenes Kind im Mutterleib spürt Wärme und Bewegungen, es hört Geräusche und Stimmen, es sieht Licht und Dunkelheit durch die dicke rote Abschirmung des mütterlichen Bauchs. Das Gehirn verarbeitet diese Eindrücke bereits, ehe seine Entwicklung vollendet ist, denn es ist eine unersättliche Lernmaschine und definiert die Welt schon Monate bevor auf der bewussten Ebene überhaupt die Erkenntnis einsetzt, dass so etwas wie eine Welt existiert. Ein Kleinkind gewöhnt sich beispielsweise so sehr an die Stimme der Mutter, dass es nur wenige Sekunden nach der Geburt mit ähnlichen Lauten wie die Mutter weint.
    Ein BioSynth-Gehirn kann viel mehr als dies leisten.
    Die Geräusche, die sie auffing, sagten ihr nichts, aber sie waren beständig, und das beruhigte sie. Hätte sie schon Worte sprechen können, dann hätte sie Stimmen, Piepsen und das leise Glucksen des Wassers in ihrem Bruttank erwähnt. Ärzte kamen und gingen, überprüften die Vitalfunktionen und trugen die Daten in Berichte ein. Maschinen summten und surrten, piepsten und zischten. Ihr Vater war ein Gensequenzer, ihre Mutter ein Schlauch mit sorgfältig eingestellten Nährlösungen. Das war ihre Welt, und sie lauschte mit einer Bewusstheit, die kein menschlicher Fötus je besessen hatte.
    Als Nächstes entwickelte sich der Sehsinn. Im Hintergrund der Augäpfel wuchsen die Gruppen lichtempfindlicher Zellen. Sie sah die Welt nicht rot, sondern blau. Die Wände ihres Zuchtbeckens ließen gerade genug Licht durch, um ein angenehmes Halbdunkel zu erzeugen. Jenseits der dunkelblauen Wände bewegten sich Schemen, die mit den Stimmen kamen und gingen, aber sie wusste nicht, was oder wer sie waren. Bald danach entwickelten sich die Muskeln, bis sie feststellte, dass sie bewegliche Arme mit Händen und Beine mit Füßen besaß. Die Muskeln regten sich zunächst unabhängig von ihren Gedanken und ihrem Willen. Mit der Zeit lernte sie, die Gliedmaßen bewusst zu steuern, und ließ die Arme in der Nährflüssigkeit hin und her schweben, spreizte und krümmte die Finger. Mit den Händen erforschte sie dann ihr Gesicht. Als sie sich versehentlich ins Auge stieß, lernte sie den Schmerz kennen. Sobald die Kontrolle über ihre Gliedmaßen besser war, stach sie sich noch einmal ins Auge, dieses Mal absichtlich und einfach nur um zu sehen, ob sie es konnte. Es tat weh, und sie mochte die Schmerzen nicht, aber es war auch neu. In einem Bruttank in einem Labor, wo man alles Mögliche für sie und mit ihr tat, war dies die erste Handlung, die sie ganz allein vollbracht hatte. Die Schmerzen waren ein Beweis ihrer Individualität.
    Fast drei Monate war sie unentwegt gewachsen. Inzwischen war sie achtzig Zentimeter groß und wog beinahe zwanzig Pfund. Die innere Membran des Bruttanks erweiterte sich, und sie wuchs mit.
    Die Haare waren für ein Kleinkind schon recht lang, und bald waren sie sogar lang genug, um vor ihr in der leichten Strömung, die sie mit kleinen Bewegungen selbst erzeugte, frei im Tank zu schweben. Die Arme wuchsen, der Umfang der Beine nahm zu, Oberkörper und Bauch füllten den Raum, bis

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