Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)

Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)

Titel: Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
Vom Netzwerk:
räumte ein paar von ihnen zur Seite. Eine Öffnung wurde sichtbar. Die Mauersteine bildeten so etwas wie einen kleinen Bogen.
    Hastig schob Kori die Truhe in den Durchgang. „Komm, Aaniya, hier geht’s lang“, sagte er leise und verschwand auf allen Vieren in dem kleinen Tunnel.
    Aaniya schlüpfte hinter ihrem Vater in d ie seltsame Öffnung. Einige Schritte krabbelte sie auf Händen und Füßen, dann plötzlich konnte sie sich aufrichten. So viel sie in dem unruhigen Licht der Kerze erkennen konnte, befanden sie sich in einem breiten, mannshohen Gang, dessen Wände aus grauem Fels bestanden. Irgendetwas roch schrecklich nach faulen Eiern. Kori kletterte zurück in den Durchgang und verschloss die Öffnung wieder mit Mauersteinen.
    „Keiner der Groglas wird ahnen, dass es hier eigentlich weiter geht“, meinte er leise, als er wieder bei Aaniya war. Eine Weile warteten sie und lauschten. Die Riesen schienen in einem anderen Kellerabschnitt nach ihnen zu suchen, denn alles war totenstill.
    „Zünden wir die Fackel wieder an“, sagte Kori und hielt Aaniya die Kerze hin.
    Für einen Moment wusste Aaniya nicht, was ihr Vater von ihr wollte. Zu sehr waren ihre Gedanken bei Goran. Dann realisierte sie, dass sie noch immer die Fackel in der Hand hielt. Sie hob den hölzernen Stab. Ein heller Schein flammte auf und Aaniya blickte um sich. Der Gang, in den sie soeben eingestiegen waren, zog sich offensichtlich schnurgerade in Richtung Osten. An einer der Wandseiten, direkt vor Aaniyas Füßen, floss ein kleines Rinnsal dahin, das einen ekligen Gestank von sich gab. Wie Schuppen fiel es Aaniya von den Augen: Sie waren in der Kanalisation Korgalisars.
    „Wenn wir diesem Gang hier folgen, kommen wir in weniger als drei Stunden an einen See“, erklärte Kori leise, während er Aaniya winkte, die Truhe wieder anzuheben.
    „Ich weiß“, entgegnete Aaniya , trat zu der goldenen Kiste und bückte sich. „Wir waren dort.“ Ihre tonlosen Worte hallten dumpf an den felsigen Wänden wider. Goran, Emma und ich, dachte sie, und schloss ihre Finger um einen der Tragegriffe. Schweigend schleppten die beiden dann ihren schweren Schatz an dem übelriechenden Wasserlauf entlang. Nach einer langen Weile wischte sich Aaniya die Tränen aus den Augen und schilderte ihrem Vater in kurzen Sätzen die Ereignisse, die sie und Goran hierher zu Merzoru gebracht hatten. Weiter und weiter ging es in Richtung See. Einige Male mussten sie nun die Positionen tauschen, denn Aaniyas Armmuskeln waren mittlerweile so ermüdet, dass ihr schon nach wenigen Minuten der Griff immer wieder aus der belasteten Hand zu gleiten drohte. Dennoch nahm sie den Schmerz in ihren Oberarmen nur dumpf war. Ihre Gedanken drehten sich nur um eine Frage.
    „ Werden sie Goran töten?“, sprach Aaniya ihre quälende Befürchtung aus, nachdem wohl über zwei Stunden vergangen waren.
    „Nein, das glaube ich nicht“, versuchte ihr Vater sie zu beruhigen. „Die Groglas werden wissen wollen, wer ihr seid, und was ihr mit dem Stein vorhabt. Sie werden Goran als Geisel behalten.“
    „Aber es kann Wochen dauern, bis wir bei Exenia sind“, sagte Aaniya mit Panik in der Stimme. „Grom kann uns nur bis zur Grenze in den Sigral-Bergen bringen. Er kann nicht hinüber in unsere Heimat.“
    „Vielleicht kommt Exenia uns entgegen. Vielleicht wirst du Goran schon bald wiedersehen“, meinte Kori aufmunternd, doch konnte er dabei seine Besorgnis nicht wirklich verbergen.
    Keuchend schleppten die beiden die Truhe weiter an dem stinkenden Abwasser entlang.
    „Ich werde ihn heiraten, wenn ich ihn wieder zurück bekomme“, weinte Aaniya nach einiger Zeit leise.
    „Was immer dich glücklich macht, ist für mich in Ordnung“, meinte Kori und strich ihr mit seiner freien Hand über die Wange.
    Aaniya war völlig erschöpft, als sie vor sich endlich das Ende des unterirdischen Gangs erahnte. Es musste so gegen fünf Uhr morgens sein. Verwaschenes, blaues Licht schimmerte in einiger Entfernung durch schwarze, herabhängende Zweige. Aaniya beschleunigte ihre Schritte, obwohl sie schon beinahe über ihre eigenen Füße stolperte. Sie wollte so schnell wie möglich Grom finden. Je schneller sie waren, desto weniger konnten die Groglas Goran antun.
    Am Ausgang der Kanalisation angelangt, schlüpften Aaniya und Kori durch das dichte Geäst. Als sich die beiden aufrichteten, standen sie auf einem niedrigen Hügel, von dem aus sie den See mit der kleinen Fischerhütte und den im Süden

Weitere Kostenlose Bücher