Ist es nicht schoen, gemein zu sein
vielleicht sollte sie
ihren eigenen Film drehen. Blair war ja auch Mitglied der Film-AG, die konnte
ihr helfen. Früher hatten sie so oft davon gesprochen, später mal zusammen
Filme zu drehen. Blair immer als Hauptdarstellerin in eleganten Givenchy-Roben
ä la Audrey Hepburn (wobei Fendi eigentlich eher ihr Stil war) und Serena als
Regisseurin. Da konnte man zerknitterte Leinenhosen tragen, ins Megafon
brüllen und auf Campingstühlen sitzen, auf deren Rückenlehne »Regisseur« stand.
Das war ihre Chance, den Traum
wahr zu machen.
»Blair!« Serena schrie es
fast, als sie Blair an der Milchbar stehen sah. Sie stürzte auf sie zu, um ihr
begeistert von ihrem Einfall zu erzählen. »Du musst mir helfen.« Sie packte
Blair am Arm.
Blair verkrampfte sich, bis
Serena sie wieder losließ.
»Entschuldige bitte«, sagte
Serena. »Aber weißt du was? Ich möchte einen Film drehen und dachte, dass du
mir vielleicht dabei helfen kannst. Du weißt schon, mir die Kamera erklären
und so. Du bist ja schon länger bei der Film-AG dabei.«
Blair warf Kati und Isabel,
die hinter ihr standen und stumm ihre Milch tranken, einen Blick zu. Dann
lächelte sie Serena an und schüttelte den Kopf. »Sony, ich kann echt nicht«,
sagte sie. »Ich hab nach der Schule jeden Tag unheimlich viel zu tun. Ich hab
einfach keine Zeit.«
»Ach, komm schon, Blair«,
bettelte Serena und griff nach Blairs Hand. »Wir wollten doch schon immer mal
einen Film zusammen drehen. Du als Audrey Hepburn, weißt du nicht mehr?«
Blair zog die Hand weg,
verschränkte die Arme vor der Brust und sah wieder zu Isabel und Kati rüber.
»Keine Angst, du musst dabei gar
nicht viel machen«, sagte Serena hastig. »Es genügt schon, wenn du mir zeigst,
wie Kamera und Licht funktionieren.«
»Ich kann nicht«, sagte Blair.
»Echt. Tut mir Leid.«
Serenas Lippen begannen zu
zittern und sie presste sie fest aufeinander. Ihr Augen wurden groß und auf
ihrem Gesicht erschienen rote Flecken.
Blair, die Serena von klein
auf kannte, hatte die Verwandlung, die gerade mit ihr vorging, schon viele
Male miterlebt. Als Achtjährige waren sie einmal die fast fünf Kilometer vom
Landhaus der van der Woodsens bis nach Ridgetown gewandert, um sich im Ort ein
Eis zu kaufen. Als Serena mit ihrem Erdbeereis mit Schokostreuseln aus der
Eisdiele gekommen war, hatte sie sich gebückt, um einen Hund zu streicheln, der
draußen angebunden war, und dabei waren ihr alle drei Kugeln in den Dreck
gefallen. Serenas Augen waren riesengroß geworden, und sie hatte ausgesehen,
als hätte sie die Masern. Dann waren die ersten Tränen gekullert, und gerade
als Blair ihr ihre eigene Eistüte anbieten wollte, war der Ladenbesitzer
gekommen und hatte Serena ein neues Eis gebracht.
Als Blair jetzt sah, dass
Serena den Tränen nahe war, wurde sie wieder ganz weich. Das war bei ihr so
eine Art unfreiwilliger Reflex.
»Tja, äh... aber Freitag
treffen wir uns im Tribeca Star«, sagte sie. »Um acht. Hast du Lust?«
Serena holte tief Luft und
nickte. »Wie in alten Zeiten, ja?«, sagte sie, schluckte die Tränen herunter
und rang sich ein Lächeln ab.
»Genau«, sagte Blair.
Sie durfte auf keinen Fall
vergessen, Nate zu sagen, dass er am Freitag nicht ins Tribeca mitkommen musste
- jetzt wo sie sich mit Serena dort traf. Ihr spontan geändertes Abendprogramm
sah vor, mit Serena ein paar Cocktails zu trinken und sich dann sehr zügig zu
verabschieden, um nach Hause zu gehen. Sie würde Unmengen von Kerzen im Zimmer
verteilen, sich baden und auf Nate warten. Und dann würden sie bis zum Morgen
bei romantischer musikalischer Untermalung miteinander schlafen. Sie hatte zu
diesem Zweck eigens eine CD mit Schmusesongs gebrannt.
Ja, sogar höhere Töchter
kommen auf schwülstige Ideen und brennen sich Mix-CDs, wenn sie vorhaben, ihre
Unschuld zu verlieren.
Die Glocke schrillte und die
Mädchen gingen in unterschiedliche Richtungen davon. Blair musste in ihre
Kurse auf Uniniveau für leistungswillige Schülerinnen und Serena in ihren
08/15-Langweilerunterricht für Schnarchzapfen ohne jeden Ehrgeiz.
Serena konnte es einfach nicht
fassen, dass sie in den letzten zehn Minuten nicht bloß ein-, sondern gleich
zweimal abserviert worden war. Während sie ihre Unterlagen aus dem Spind holte,
arbeitete ihr Gehirn auf Hochtouren. Sie brauchte einen neuen Aktionsplan. So
schnell würde sie nicht aufgeben.
Schließlich klebte ihr Bild nicht umsonst auf allen
Bussen.
puff! ein träum zerplatzt
Vanessa
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