Ist es nicht schoen, gemein zu sein
in
Augenhöhe und fragte Dan: »Bist du so weit?«
Dan nickte.
»Sie schlafen nicht?« Marjorie
klimperte verführerisch mit den Wimpern und ließ ihren Kaugummi schnalzen.
Dan sprach seinen Text mit
geschlossenen Augen. Er musste sie zukneifen, wenn er keinen Lachkrampf bekommen
wollte.
Irgendwann mitten in der Szene
begann Marjorie auf einmal, mit gekünstelt russischem Akzent zu sprechen. Sie
war einfach unsäglich.
Vanessa litt schweigend und
fragte sich verzweifelt, was sie machen sollte, falls sich keine andere
Natascha mehr finden ließ. Sie dachte sogar kurzzeitig daran, sich eine Perücke
zu kaufen und die Rolle selbst zu spielen. Dann würde eben jemand anderes
Kamera machen müssen. Aber es war nun mal ihr Projekt, sie musste den Film
schon selbst drehen.
Plötzlich stupste sie jemand
in die Seite. »Darf ich es danach auch mal probieren?«, flüsterte eine Stimme.
Vanessa drehte sich um und da
stand Serena van der Woodsen. Sie war etwas außer Atem, weil sie durch den Park
gerannt war. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ihre Augen schimmerten so
dunkelblau wie der dämmrige Himmel. Wenn jemand ihre Natascha war, dann sie:
Serena.
Daniel fuhr erschrocken hoch
und vergaß seine Verletzungen und seinen Text. Die Crackpfeife rollte zu
Boden.
»Hey, wir sind doch noch gar
nicht durch«, quäkte Marjorie und pikste Dan in den Arm. »Du musst noch meine
Hand küssen.«
Dan starrte sie verständnislos an.
»Klar, wenn du willst«, sagte
Vanessa zu Serena. »Marjorie, gibst du Serena mal deinen Text?«
Serena und Marjorie tauschten
Plätze. Diesmal behielt Dan die Augen offen. Er wagte es nicht, zu blinzeln.
Sie begannen zu lesen.
»... ich habe Sie lange
angesehen«, sagte Dan, und jedes seiner Worte kam aus tiefster Seele.
Serena kniete neben ihm nieder
und nahm seine Hand. Dan wurde ganz schwindelig, er war froh, dass er schon
lag.
Hey, hey. Ruhig Blut, Baby.
Dan hatte schon öfter in
Theaterstücken mitgespielt, aber er hatte noch nie mit irgendjemandem etwas von
der viel beschworenen »Chemie« gespürt. Sie jetzt zwischen sich und Serena van
der Woodsen zu spüren, das war, als würde er einen köstlichen Tod sterben. Es
war, als würden sich er und Serena ein und denselben Atemzug teilen. Dan atmete
ihn ein, Serena atmete ihn aus. Dan lag ruhig und still da, während Serena um
ihn herum explodierte wie ein funkelndes Feuerwerk.
Serena hatte auch ihren Spaß.
Der Text des Drehbuchs war echt schön, so gefühlvoll. Und dieser ziemlich
daneben aussehende Typ, dieser Dan, war ein richtig guter Schauspieler.
Serena spürte ein leichtes
Prickeln der Erregung. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht, was sie später
mal beruflich machen könnte. Schauspielerin vielleicht? Doch, das wäre was für
sie.
Als Serena und Dan an die
Stelle kamen, wo sie eigentlich aufhören sollten, lasen sie ohne Pause weiter,
als hätten sie vergessen, dass sie bloß schauspielerten. Vanessa sah immer
unzufriedener aus. Serena war fantastisch - die beiden zusammen waren
fantastisch -, aber es war widerlich, mit anzusehen, wie Dan dahinschmolz.
Diese Kerle sind doch alle
gleich, dachte Vanessa und räusperte sich geräuschvoll. »Danke, Serena und
Dan.« Sie tat, als würde sie sich Notizen machen. »Ich geb dir morgen Bescheid,
okay?«, sagte sie zu Serena und schrieb währenddessen in ihr Ringbuch: Vergiss es.
»Das hat richtig Spaß
gemacht.« Serena lächelte Dan an.
Dan blinzelte verträumt von
der Bank zu ihr auf. Er war immer noch ganz trunken vor Glück.
»Bei dir melde ich mich auch
morgen, Marjorie, okay?«, sagte Vanessa zu der Rothaarigen.
»'kay«, brummte Marjorie.
»Danke.«
Dan setzte sich blinzelnd auf.
»Echt nett von dir, dass ich
noch vorsprechen durfte. Danke«, sagte Serena und wandte sich zum Gehen.
»Bis zum nächsten Mal«,
verabschiedete sich Dan mit benommener Stimme.
»Tschau!« Marjorie winkte ihm
zu und beeilte sich, um Serena einzuholen.
»Los, Dan. Wir gehen noch mal
deinen Monolog durch«, knurrte Vanessa. »Die Szene will ich zuerst drehen.« »Welche
Bahn nimmst du?«, erkundigte sich Marjorie bei Serena, als sie aus dem Park
kamen.
» Äh.. .« Serena zögerte.
Eigentlich fuhr sie nie mit der U- Bahn, andererseits konnte sie ruhig mal eine
Ausnahme machen, um Marjorie zu begleiten. »Mit der Sechs, glaub ich.«
»Hey, genau wie ich«, sagte
Marjorie glücklich. »Dann können wir ja zusammen fahren.«
Zur Rushhour herrschte in der
U-Bahn natürlich dichtestes
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