Ist Schon in Ordnung
schräg geparkt ist. Seine Augen sind weiß gerändert, als er durch die Kantine Spießruten läuft und sich allein an einen Tisch setzt. Er senkt den Kopf, und ich nehme die Karten in die Hand, aber ich sehe sie nicht an, ich sehe Jonny an und erinnere mich, wie ich ihn das erste Mal von der Galerie am Dreier stürmen sah mit einem Probedruck in der Hand. Alles war falsch, keiner machte seine Arbeit, und er war so wütend, dass an der Stirn blaue Adern hervortraten und der Rücken mit großen Schweißflecken übersät war, und er schoss zwischen den Druckwerken hindurch und begann wie ein Verrückter vor den Farbschrauben zu tänzeln, dann raste er zurück zur Falzmaschine, um den nächsten Probedruck zu holen. Er ging auf die Knie, untersuchte ihn mit der Lupe, schwang sich in einer Pirouette nach oben, wedelte mit dem Druck in der Luft, knallte ihn auf den Tisch und sagte:
»So soll es sein, so sieht fachmännische Arbeit aus, verdammt!« Und es stimmt, so sieht fachmännische Arbeit aus, aber jetzt ist er ganz leer, und ich weiß, dass er fertig ist. Er bekommt ganz sicher die Kündigung und trinkt weiter, bis er unter den Brücken des Akerselva landet, mit ausgestreckter Hand und nach innen gekehrtem Blick vor dem Blauen Kreuz steht und sagt:
»Haste mal ’nen Fünfer, Kumpel?« Und dann stirbt er dreißig Jahre zu früh.
Von der Leere um ihn herum geht ein Sog aus wie vom Rand eines Abgrunds, wenn die eine Hälfte von dir springen will und der Rest dich zurückhält, und das macht mich rasend, ich würde am liebsten um mich treten und schlagen, und ich kann mich nicht länger konzentrieren und werfe die Karten auf den Tisch.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragt Trond ungeduldig. »Warum kannst du nicht einfach stillsitzen wie andere Leute?« Aber ich kann es nicht und springe auf, und plötzlich steht er da, der Typ mit dem Pausenbrot. Er hat einen Monat vor mir angefangen und ist Veteran, und es gefällt ihm nicht, dass ich mir Freiheiten herausnehme.
»Gehst du schon, du Halbstarker?«, sagt er. Ich spüre, wie die Wärme von meinen Beinen nach oben steigt, durch den Magen strömt und sich in den Armen ausbreitet. Was jetzt kommt, lässt sich nicht vermeiden, und er hätte keinen besseren Zeitpunkt wählen können. Ich gehe um den Tisch herum, bis ich vor ihm stehe, und sage:
»Ich wollte gerade zu dir, um zu sehen, ob du noch ’ne Stulle für mich hast, ich habe heute einen Bärenhunger.« Etwas Blöderes habe ich seit Jahren nicht von mir gegeben, aber er muss etwas tun und schubst mich weg. Ich falle fast um, nur dank des Tischs hinter mir kann ich mich auf den Beinen halten. Ich bin schon lange nicht mehr in einer solchen Situation gewesen, aber ich habe damit gerechnet, darum bin ich vorbereitet und schlage sofort zu. Es sticht so heftig in meinem Arm, dass ich gleich denken muss, was für Schmerzen er wohl hat, denn ich habe ihn direkt unterm Auge getroffen. Er brüllt laut auf und fällt rückwärts um, und ich berühre meinen Arm, es tut so weh, dass icham liebsten schreien würde, ich atme zweimal tief durch und höre ein Krachen in der Kantine, jemand umschließt meinen Oberkörper und reißt mich hoch. Ich trete um mich, und der andere zischt mir ins Ohr:
»Du Idiot, du bist doch noch in der Probezeit!« Es ist Goliath, er trägt mich durch die Kantine zur Tür und wirft mich auf den Gang, ohne ein einziges Mal Luft zu holen: Ich könnte sein Teddy sein, wenn er so etwas je gehabt haben sollte. Mein Knie knallt auf der anderen Seite gegen die Wand. In meiner Brust wächst etwas heran, ein großer Ballon dehnt sich aus und drückt von innen dagegen, mir wird schwindlig, und ich spritze auf und springe mit aller Kraft auf ihn zu und versetze ihm einen Schwinger in den Bauch. Es ist herrlich, darauf hatte ich schon lange Lust. Ein seltsamer Laut kommt aus seinem Mund, aber dann knallt es an meinem Ohr, und ich liege zappelnd am Boden. Mein Ohr rauscht und pfeift, und ich kann kaum hören, wie er sagt:
»Wäre ich du, würde ich mich schleunigst hinter die Maschinen in der Halle verziehen, bis das hier vorbeigeht. Wir zwei werden uns ein andermal einig. Du verdammter Knirps!« Er knallt die Tür, es knallt in meinem Kopf, und auf dem Gang wird es still. Das einzige Geräusch kommt von meinem Ohr. Ich hinke zur Treppe, mein Knie tut weh, und ich muss im Seitwärtsgang die Stufen hinunter, es sind drei Stockwerke, und ich versuche, an nichts zu denken. Ich habe diesen Treppenaufgang
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