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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
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bisher nie richtig wahrgenommen. Er ist gelb gestrichen, denke ich und versuche, mich daran festzuhalten. Aber das ist nicht viel.
    Im Erdgeschoss begegne ich Maggi. Sie verlässt mit dem Einkaufswägelchen den Fahrstuhl. Sie sieht mich und kommt auf mich zu.
    »Hier ist dein Tabak«, sagt sie, »das macht fünfundzwanzig Kronen.«
    »Was für Tabak?«
    »Du hast ein Päckchen Tabak bestellt, bist du senil?«
    »Ich bin nicht senil, mein Kopf tut nur weh«, sage ich und versuche, die Hand in die Hosentasche zu stecken, um das Geld herauszuholen, aber der Arm ist völlig gelähmt.
    »Lass mich mal«, sagt sie und schiebt die Hand in meine Hosentasche, wühlt besonders lange darin herum und findet alles Mögliche, ich schnappe nach Luft, und sie zwinkert mir zu, findet das Geld, zählt ab, was sie zu kriegen hat, und stopft den Rest mit einem breiten Lächeln zurück. Dann versetzt sie mir einen festen, aber freundschaftlichen Schlag aufs Knie.
    »AU!«, schreie ich. Sie lacht ein heiseres Lachen, droht mir mit dem Zeigefinger und verschwindet durch die Tür zur Fertigstellungsabteilung.
    In der Garderobe setze ich mich auf die Bank vor meinem Spind, stecke die schmerzende Hand unter mein Hemd und reibe mir mit der anderen das Knie. Es ist komisch, wenn es hier leer ist, ganz fremd und still, grau und schmutzig gelb, nasse Flecken unter den Waschbecken, und ich versuche mich zu erinnern, warum ich die Schule hingeschmissen habe. Es fällt mir nicht mehr ein, und ich bleibe lange sitzen, ohne zu denken, bis ich Geräusche höre, vielleicht Gelächter auf der Treppe. Die Geräusche werden immer lauter, und ich höre Sicherheitsschuhe auf dem Boden, aber noch hat niemand die Klinke heruntergedrückt. Ich stehe auf und starre auf die Tür, warte und denke, vielleicht hat Trond recht. Vielleicht ist das Druckereigewerbe nicht das Richtige für mich.

15
    K jartan, genannt der Elch, aufgrund seiner Größe und seiner Art zu gehen, nähert sich Werk A mit wedelndem Spachtel in der rechten Hand. Der Elch ist zweiter Drucker und dreiundfünfzig, er ist frisch geschieden und unglücklich und hat eine Menge grauer Haare über einem breiten, schweren Gesicht. Ich stehe am Band, lege sechzehnseitige Bögen auf eine Vibratorplatte und packe sie in Stapel. Ich bin jetzt seit fast zwei Monaten hier, und über meine Technik kann sich keiner beschweren: Die Stapel liegen messerscharf auf der Palette. Auf jede Palette gehen 12500 Bögen, jeder Stapel enthält 25 Bögen, und es ist die zehnte Palette für heute. Ausnahmsweise hatten wir keinen einzigen Bahnriss, und ich bin müde vom unablässigen Dröhnen der Presse. Es setzt sich in die Knochen und sie fühlen sich am Ende an wie Pudding.
    Ich folge dem Elch aus den Augenwinkeln. Ich habe gerade einen Fleck auf dem Ausdruck gemeldet. Bisher befindet er sich außerhalb der Schneidelinien, aber er wird immer größer, und bald sitzt er auch auf der Druckseite. Die Ursache sind ganz sicher Farbklumpen auf dem Gummituch. Ich habe vor allem deshalb Bescheid gesagt, weil ich eine Zigarette brauche und damit rechne, dass wir die Presse anhalten müssen, um den Klumpen zu entfernen. Ich tripple auf der Stelle, habe das Tabakpäckchen schon herausgelegt und warte nur darauf, dass der Elch Goliath,dem ersten Drucker, das Signal gibt, die Maschine anzuhalten.
    Der frisch geputzte Spachtel glitzert. Ich habe ihn saubergemacht, das gehört zu meinem Job, die Gehilfen müssen das Werkzeug der Drucker reinigen. Es ist lächerlich, sie könnten es auch selbst tun. Aber sie bestehen darauf, um die Rangordnung einzuhalten.
    Der Elch kreist um das Druckwerk, schließt ein Auge, als wollte er Maß nehmen, es sieht seltsam aus, dann geht er auf die Knie, hält den Spachtel schräg an das rotierende Tuch, stützt sich mit der linken Hand ab, und mir geht auf, dass er nicht vorhat, die Presse anzuhalten. Die Zylinder bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 18000 Umdrehungen pro Stunde. Es flimmert nur, wenn man sie anschaut. Goliath sitzt im Pausenraum hinter der Schalttafel und liest die Zeitung. Sonst ist niemand in Sicht.
    Durch die großen Fenster unter der Decke fällt starkes Sonnenlicht schräg wie eine Säule in die Halle, so massiv und konkret, dass man sich den Kopf daran stoßen könnte, wenn man wollte. Plötzlich geht ein Funkenregen in der Halle nieder, neben dem sich die Sonne wie eine Taschenlampe mit schwacher Batterie ausnimmt. Etwas saust durch die Luft, und ich spüre am Ohrläppchen

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