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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
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und vielleicht geht sie bis in die Stube. Wir bleiben in der Küchentür stehen und trauen uns nicht hinein. Wir sehen das kreisförmige Loch in der Scheibe, und wir starren auf den Schrank. Auf dem mittleren Regalbrett in diesem Schrank standen drei Gläser Erdbeermarmelade, und sofort tropft es rot in die Spüle. Es tropft und tropft, und dann fängt es an zu laufen, aber keiner von uns bringt es über sich, in die Küche zu gehen und die Schranktür aufzumachen, um zu sehen, was dahinter ist.
    »O Gott, was soll ich tun?«, flüstert meine Mutter, ich schließe die Augen und sehe, wie die Hand meines Vaters die Pistole hochnimmt, sie glänzt, weil draußen die Sonne scheint, und ich laufe zurück in die Stube, im Gang riecht es nach Lagerfeuer und Wald und fernen Sonntagen mit Sonnenschein,aber als ich aus dem Fenster sehe, steht niemand am Tor.
    Am Tag danach beginnt meine Mutter zu packen.
     
    Ich schaue mich nach Samuel um und sehe ihn halb hinter der Maschine, wo er mit einem Besen herumläuft und Aschereste zusammenfegt. Als der Rücken des Werkmeisters hinter der Tür verschwindet, stellt er den Besen weg und geht in den Pausenraum.
    Trond kommt durch die Tür, durch die der Werkmeister gegangen ist, er pfeift und hat den Melody Maker unterm Arm. Er sieht mich an und grinst.
    »Sag mal, Sletten«, sagt er mit Werkmeisterstimme, »bist du sicher, dass das Druckereigewerbe das Richtige für dich ist? Hast du schon mal an die städtische Feuerwehr gedacht? Scheiße, kann man nicht mal zwei Minuten aufs Klo gehen, ohne dass du den ganzen Laden abfackelst?« Ich antworte nicht, in ein paar Monaten vielleicht, jetzt zucke ich nur mit den Schultern.
    »Samuel!«, schreit Trond, »komm schon, wir müssen das Papier einfädeln. Die Drucker sitzen im Walzraum und spielen Poker, wir müssen es allein hinkriegen«, sagt er zu mir.
    Wir starten langsam die Maschine, machen einen Schlitz in das Papier und schicken es durch die Presse, um ein paar hundert Zylinder und Walzen herum, es dauert lange, aber es geht glatt, wir könnten es blind oder im Schlaf. Als wir fertig sind, putzen wir die Gummitücher und setzen uns, um eine zu rauchen. Wir dürfen die Maschine nicht ohne die Drucker anwerfen, daher müssen wir warten, bis Goliath und der Elch kommen. Aber sie kommen nicht, und Trond sieht auf die Uhr.
    »Mittag«, sagt er.
    Um in die Garderobe zu gelangen, müssen wir durch die andere Halle. Ich mache die große Tür auf und pralle gegen eine Wand aus Lärm. Der Lärm dröhnt und drückt an die Wände, dann knallen die Pressluftventile, wenn der Druck entweicht, es quietscht laut, die Maschinen bereiten sich auf die Landung vor, alles bewegt sich, manche rennen, und die Maschinen bleiben stehen und werden ganz still. Einer, den ich nicht sehe, lacht ein völlig nacktes Lachen, ein anderer wirft seine mitgebrachten Brote wie einen Baseball durch die Luft, sie fliegen knisternd in einem Bogen durch den Raum, und ich kann nicht anders, springe hoch, fange sie in der Luft und werfe sie in den nächsten Abfalleimer.
    »Lass das!«, höre ich hinter mir, es läuft mir eiskalt über den Rücken, aber ich ziehe nur die Schultern hoch und drehe mich nicht um.
     
    In der Kantine holen wir uns an der Theke einen Kaffee, suchen uns einen Tisch an der Wand, und Trond nimmt einen Satz Karten aus der Tasche und fängt an, sie zu mischen. Wir sind die ersten, es ist ganz still, wir hören das Klappern aus der Küche und die Kantinenfrauen, die vor sich hin summen. Trond teilt mit geübten Fingern die Karten aus, gibt jedem fünf, und die Tür geht auf, und sie strömen in ihren fleckigen blauen Arbeitsklamotten herein, die Hände rot von Waschbenzin und kräftiger Seife. Sie brüllen vor Lachen über etwas, was vorgefallen ist, aber wir wissen nicht, worum es geht, und es ist auch egal. Als alle sitzen, kommt plötzlich Jonny herein, fünf Stunden zu spät, mit abstehenden Haaren, rot im Gesicht. Er ist zu weit weg, als dass ich es riechen könnte, aber ich weiß, dass er betrunkenist. Er schenkt sich einen großen Becher Kaffee ein und lacht ganz abgehackt über etwas, wovon nur er weiß. Er entfernt sich von der Theke, bleibt am Fenster zum Parkplatz stehen und sieht hinaus.
    »Verdammt«, sagt er, »bin ich heute mit dem Auto gekommen?«
    Alle lachen laut, schlagen sich brüllend auf die Schenkel, aber ich kann in Jonnys Gesicht sehen, dass er keine Witze macht, ungläubig starrt er auf den gelben Kadett, der draußen etwas

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