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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
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sind die Abstände zwischen den Häusern groß, es sind Fabrikgebäude und Warenlager und nur ein paar Büros, in denen Licht brennt. Die alten Straßenlaternen stehen auf morschen Pfählen, wiegen sich im Wind und knarren in rostigen Halterungen, und die meisten sind kaputt. Ich bin allein unterwegs. Niemand, mit dem ich mich gern unterhalten würde, hat denselben Weg wie ich. Trond wohnt in Lørenskog, und er hat ein Auto, und außerdem habe ich mich mit ziemlich vielen angelegt.
    Die erste Winterdunkelheit verschluckt alles. Müll wird den Kiesweg heruntergeweht, durch das Grau sehe ich, wie etwas Weißes am Straßenrand entlangrollt, und es ist sostill, dass ich das Papier rascheln höre, und meine Schritte geben ein Echo von sich. Unter der Eisenbahnbrücke ist es stockfinster. Doch dann sehe ich die Lichter der U-Bahn-Station und gehe das letzte Stück etwas schneller. Ich bezahle an der Schranke, wo ein schläfriger Schaffner sitzt und in der Zeitschrift liest, die ich jeden Tag produziere. Das könnte er sich auch schenken, er wird davon nicht klüger. Auf dem Weg die Treppe hinunter merke ich, dass mein Atem etwas zu schnell geht.
    Die Bahn kommt zur vorgesehenen Zeit. Ich versuche, im Wagen zu lesen, aber ich bin müde, und bevor ich mich ausreichend konzentrieren kann, sehe ich die Station Linderud hinter mir verschwinden, nun kann ich das Buch in die Tasche stecken.
    Ich bin der Einzige, der in Veitvet aussteigt. Es klingt hohl an den Betonwänden, als ich die Treppe hinuntergehe, und an der Schranke sitzt ein weiterer schläfriger Schaffner und liest in der gleichen Zeitschrift. Ich weiß nicht, vielleicht kauft die Osloer Verkehrsgesellschaft die Restauflage auf, aber ich hätte Lust, eine Bemerkung zu machen. Ich lasse es bleiben, es ist gleich halb zwölf, und mir tut alles weh. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich die Finger vom Elch.
    Ich gehe durch die Glastür am Narvesenkiosk und will gerade die Treppe hinauf zum Haushaltsladen Stallen beim Veitvetveien. Da ruft hinter mir jemand leise:
    »Hallo, Audun!« Ich drehe mich um. Dort stehen Dole und Willy und noch zwei. Dole lächelt. Ich bin ein toter Mann. Sie verteilen sich rasch und leise, das hier können sie, das haben sie im Film gesehen, und der Versuch abzuhauen ist aussichtslos. Ich lehne die Tasche ans Treppengeländer. Jetzt muss ich aus meiner Haut schlüpfen und einanderer sein: Martin Eden oder Jean-Paul Belmondo oder Albert Finney in Saturday Night and Sunday Morning . Ich kenne auch ein paar Filme. Das geht. Arvid und ich haben früher oft darüber gesprochen, es ist die einzige Möglichkeit, die Würde zu wahren. Ansonsten machen sie dich fertig. Ich lächle Dole zu und ziehe die Schultern hoch.
    »So spät noch unterwegs?«, sage ich. Er lächelt zurück, in einem Punkt sind wir uns einig. Ich bin fertig. Doch dann geht alles schief. Ein Mann in schwarzen Kleidern schleicht an der Wand des Einkaufszentrums entlang. Die Kneipe hat gerade geschlossen, und er ist nicht ganz sicher auf den Beinen, aber sicher genug, um ans Ziel zu kommen. Ich weiß nicht, ob er es ist, das Gesicht verschwindet in der Dunkelheit der Station, und ich bin nicht daran gewöhnt, ihn zwischen Blocks und Straßen und Einkaufszentren zu sehen, aber der Gang ist ähnlich, und bevor er verschwindet, sage ich zu Dole:
    »Einen Augenblick!«, gehe ein paar Schritte hinter dem Mann her und rufe: »He du! Bleib stehen!«, obwohl ich nicht weiß, ob ich will, dass er stehenbleibt. Aber er bleibt nicht stehen. Ich will hinter ihm herrennen, sein Rücken verschwindet im Schatten des Trondhjemsveien hinauf Richtung Wald, und Dole springt an mir vorbei und versperrt mir den Weg.
    »Der Trick ist neu«, sagt er, »aber er funktioniert nicht, du bleibst hier!« Und dann schlägt er zu. Ich bin nicht vorbereitet und schütze mich nicht, und er trifft mich am Mund. Ich will schreien: Warte!, aber es tut so weh, dass das Wort nicht herauskommt. Zu viert sind sie über mir, schlagen und treten, und ich werde vollkommen würdelos verprügelt, und Martin Eden und Albert Finney sind längst über alle Berge. Schließlich liege ich auf dem Boden undkann nur noch mein Gesicht schützen. Dole versetzt mir einen letzten Tritt, bevor er »Gute Nacht, Audun« sagt und mit den anderen klackklack die Treppe hinunterrennt. Ich höre Willy lachen, dann sind sie verschwunden.
     
    Ich weiß nicht, ob ich aufstehen kann. Der Asphalt riecht nach Staub und Bier. Ich lecke mir über die

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