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Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Titel: Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Vesper
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der ersten Stunde weinte Andrea wie ein Wasserfall, und als ich fragte, wie viel Zeit sie der Beziehung noch gebe, wie viel Chancen Franz noch habe, sagte sie: bis Weihnachten. Das war im Oktober. Wir hatten also nicht viel Zeit.
    Worin bestand Andreas Unzufriedenheit? Franz schlief nicht mehr mit ihr. Sie waren seit drei Jahren ein Paar. Anfangs war ihre Sexualität ekstatisch, lebendig, sinnlich gewesen. Sie liebten einander, und Franz sagte, dass Andrea die Frau sei, mit der er zusammenbleiben wolle. Er fand sie schön, attraktiv, sexy, klug. Sie war nach wie vor seine Traumfrau, wie er sagte. Er fand ihren Körper toll, sie war genauso, wie er Frauen mochte. Aber er hatte keine Lust mehr.
    Ich habe auch keine Lust auf andere Frauen, sagte er. Ich habe einfach gar keine Lust mehr. Wir kuscheln, wir reden, es gibt eine ganz große Ehrlichkeit und Vertrautheit, aber ich habe keine Lust. Andrea hingegen hatte Lust. Große Lust sogar. Sie begehrte Franz, und sie wollte von ihm begehrt werden. Sie wollte mit ihm sinnliche Freuden genießen, Neues erkunden, sie wollte sich ihm hingeben. Sie wollte seine Frau sein. Sein mangelndes Interesse an ihr als Frau stürzte sie in einen tiefen Abgrund.
    Andreas Unzufriedenheit war leicht zu definieren: Ich bin
unzufrieden mit unserer Sexualität. Ich merke, wie ich als Frau grau und unsicher werde. Ich will mich wieder begehrt und attraktiv fühlen. Ich will wieder sexuelle Lebendigkeit und Erfüllung in meinem Leben haben.
    Franz war eigentlich nicht unzufrieden. Für ihn war im Grunde alles in Ordnung. Ihn störte nur Andreas Unzufriedenheit. Doch als wir uns näher mit der Problematik beschäftigten, sagte er, er kenne diese Situation. Andrea sei nicht die erste Frau, die nach einer rauschhaften Anfangsphase immer unzufriedener geworden sei, bis sie ihn verlassen habe. Er war unzufrieden damit, die Frau, die er liebte, nicht glücklich zu machen. Er war unzufrieden damit, dass sein sexuelles Interesse an einer Frau schwand, wenn er sie »fest hatte«, wie er es nannte. Franz hatte einige Trennungen von Frauen hinter sich, die ihn verlassen hatten.
    Andrea kannte die Problematik nicht, sich in einer Beziehung unbegehrt zu fühlen. In ihren früheren Beziehungen hatte »nichts gestimmt, aber die Sexualität«. Andrea hatte schon einige Männer verlassen. Und sie kannte es, sich selbst zu verlieren, nur noch auf den Mann zu starren und nicht mehr zu wissen, wer sie selbst war.
    Sie formulierten als Ziele: Andrea wollte sich wieder wie eine begehrenswerte Frau fühlen, und sie wollte eine erfüllte Sexualität leben, am liebsten mit Franz, aber wenn das nicht ging, würde sie nicht auf die Befriedigung eines elementaren Bedürfnisses verzichten, sondern lieber auf Franz als auf sich selbst.
    Franz wollte ein Mann werden, der eine Frau halten konnte, die er liebte, ganz konkret Andrea. Er wollte das Gefühl entwickeln, ein Mann zu sein, der die Frau, die er liebte, so glücklich und zufrieden machen konnte, dass sie bei ihm bleiben wollte.
    Beide hatten als Ziel, ihre Beziehung wieder glücklich und lebendig zu machen und aus der Talsohle herauszukommen. Das war schon mal eine hervorragende Ausgangsbasis.
    Sobald wir diese Ziele entwickelt hatten, war die Entspannung zwischen beiden deutlich spürbar. Sofort wuchs Andreas Vertrauen in Franz wieder, dass er sie wirklich liebte, obwohl sie es nicht spürte. Und Franz empfand eine große Erleichterung, endlich dem Konflikt nicht ausgewichen zu sein, sondern sich selbst eingestanden zu haben, dass er wirklich ein Problem hatte. In dem Augenblick, wo er es definieren konnte, wurde es anschaubar und verlor seine Bedrohlichkeit. Er hatte ein Problem, und er hatte ein Ziel.
     
    Leider gibt es zahlreiche Hindernisse und Stolperfallen, die uns davon abhalten, unsere Ziele zu erreichen. Manche Menschen warten ab, dass etwas passiert. Das Warten kann vielfältig sein: auf den Traumpartner, der einen aus der augenblicklichen Misere errettet. Auf den Lottogewinn. Auf einen Menschen, der einem steinige Wege ebnet. Das sind oft Menschen, die den Kopf in den Sand stecken, wenn ihr Leben in eine Krise steuert. Die aussitzen. Die aufschieben und hoffen, die Probleme würden sich von ganz allein lösen.
    Es gibt aber eine unbequeme Regel: Nur wenn du die Verantwortung für dein Problem übernimmst und im zweiten Schritt die Verantwortung, dein Ziel zu erreichen, kannst du wirklich erfolgreich sein.
     
    Die zweite Stolperfalle ist die Unsicherheit

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