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Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Titel: Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Vesper
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die Aussage: Liebe dich selbst, dann ist es egal, mit wem du verheiratet bist, einzugehen. Im Zusammenhang mit Machtmenschen ist dieser Satz fatal. Wenn ich ihn nämlich einen Machtmenschen nenne, fühlt er sich in jeder Hinsicht bestätigt. Es läuft auf eine Verstärkung hinaus, auf eine Rechtfertigung, die er schnell als weiteres Werkzeug benutzt,
um die Bedürfnisse seines Partners abzubügeln. Wieso willst du, dass ich Rücksicht auf deine Kraft, Zeit, Gesundheit, Wünsche nehme? Liebe dich doch selbst, dann kannst du für dich selbst sorgen. Und ich habe schließlich das Recht, mich selbst zu lieben, also kann ich tun, was ich will.
    Dem Partner eines Machtmenschen zu sagen: Liebe dich selbst, dann ist es egal, mit wem du verheiratet bist, ist gefährlicher Unfug. Weil es falsch verstanden wird: Wenn der andere dich nicht genügend liebt, um auf deine Bedürfnisse einzugehen, liebe dich einfach selbst! Wenn dein Partner sich einen Dreck um deine Bedürfnisse schert, ganz im Gegenteil, wenn er dir das Gefühl vermittelt, dass du komplett schiefliegst mit deinen Bedürfnissen, sie einfach übergeht oder lächerlich macht, erfülle deine Bedürfnisse einfach selbst. Und alles wird gut!
    Nein! Alle Paare in meiner Praxis, in denen es einen Machtmenschen gab, hatten eins gemeinsam: Die Anfangszeit war wundervoll, und es gab Zeiten, in denen sich das wiederholte. Gute Zeiten waren der Himmel auf Erden. Es lag eine Brillanz über dem Paar, die es zu etwas ganz Besonderem machte. Die Abstürze allerdings waren grauenhaft. Die Machtkämpfe vernichtend. Die Rückseite des »ganz Besonderen« war die komplette Entmachtung. Und im Laufe der Zeit waren die guten Zeiten nichts als leuchtende Erinnerungen in weiter Ferne, und der Alltag war schlimmstenfalls die Hölle, bestenfalls eine Akzeptanz von oben und unten, so dass es keine Kämpfe mehr gab.
    Daniel und Ulrike waren schon etwas älter, um die fünfzig, als sie zu mir kamen. Sie hatten sich über eine Kontaktanzeige kennengelernt. Er war Medizinprofessor, sie führende Managerin in einem großen Industrieunternehmen. Zwei kultivierte, Wärme ausstrahlende Menschen, die nach kurzer Zeit geheiratet hatten und deren Sexualität, wie beide übereinstimmend sagten, so feurig und gut war, dass sie seit zwei Jahren ständig übereinander herfielen. Dummerweise
waren auch ihre Streits so, dass sie übereinander herfielen. Das wollten sie in der Paartherapie beheben.
    In dieser Beziehung waren beide Machtmenschen. Daniel hatte vorher Frauen gehabt, die ihm nicht das Wasser reichten. Die den gesellschaftlichen Rahmen mit einem Professor schätzten, seine Macht nicht ankratzten, die ihn aber, für ihn selbst überraschend, irgendwann verlassen hatten. Er kannte es nicht, dass sich ihm eine Frau mit aller Kraft entgegenwarf und auf gleicher Augenhöhe ihren Machtanspruch formulierte.
    Er fand Ulrikes Kraft und Entschiedenheit überaus reizvoll und anziehend und entdeckte so erstmalig in seinem Leben eine weiche und hingebungsvolle Seite in sich. Er begehrte diese Frau, wie er es bisher von sich nicht kannte. Eigentlich kein besonders attraktiver Mann, der seit seiner Pubertät unter Hautproblemen litt, der von Frauen verlassen worden war, der mehr wegen seines gesellschaftlichen Einflusses als wegen seiner Attraktivität geliebt worden war, fühlte er sich unglaublich als Mann erhöht, wenn sich Ulrike, diese starke, in seinen Augen schöne, extrem durchsetzungsfähige und einflussreiche Frau, ihm hingab, in seinen Armen schmolz und nur Frau war.
    Er war verrückt nach ihrer Nähe. Er war eifersüchtig auf ihre Tochter, die sich seiner Meinung nach zwischen ihn und Ulrike stellte. Wegen der Tochter gab es auch die meisten Konflikte, die in entsetzlichen Streits endeten. Wenn beide ganz allein waren, war alles wundervoll zwischen ihnen.
    Ulrike hatte bisher nur Beziehungen zu Männern gehabt, die sich irgendwie als Enttäuschungen erwiesen hatten. Der Vater ihrer Tochter hatte sie mit seiner Sekretärin betrogen. Der Mann, der danach bei ihr eingezogen war, hatte sich als Alkoholiker entpuppt. Der Mann, mit dem sie danach zu tun hatte, auch ihn hatte sie durch eine Anzeige kennengelernt, war ein sexueller Langweiler gewesen.
    Beruflich hatte sie vor allem mit Männern zu tun, den
meisten war sie übergeordnet. Sie verdiente mehr Geld als Daniel, und als er sie auf einer Geschäftsreise begleitete, war er beeindruckt davon, wie sie von Trauben von Männern umstellt war, die an ihren

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