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Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Titel: Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Vesper
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Partnerschaften: Sie bemitleiden sich selbst, versuchen, den Schaden für sich selbst zu begrenzen, noch so viel Gewinn wie möglich herauszuziehen. Wir können sicher sein, dass diese Menschen weiterhin einflussreiche, mächtige Personen sein werden. Was allerdings geschehen müsste, damit sich neues Vertrauen entwickelt – nämlich eine Übernahme der Verantwortung, ein Wiedergutmachen, eine Reifung der Persönlichkeit –, das findet nicht statt. Sie streichen ihre Abfindungen ein, die Existenznot trifft die Opfer.
    Noch einmal zu der Frage: Was braucht das »Opfer«, um verzeihen zu können?
    ◉
    Beide Partner, Opfer wie Täter, führen sich noch einmal die Erfahrung vor Augen, bei der so viel schiefgelaufen ist.

    Und nun erlebt jeder von beiden in der Vorstellung dieses Ereignis auf eine neue Weise, so dass sie keinen Schaden mehr anrichten würde.

    Anschließend teilt ihr euch eure Versionen mit.
    So kann die Vergangenheit natürlich nicht geändert werden, aber etwas sehr Wichtiges wird eingeleitet, nämlich eine »Nachnährung«. Um verzeihen und wirklich loslassen zu können, müssen neue heilende Erfahrungen gemacht werden. Abgesehen davon, dass unser Unterbewusstsein die imaginierte Realität ebenso wahr erlebt wie die traumatische. Allein die Möglichkeit vor Augen zu haben, dass alles gut werden kann, wirkt schon lösend. Außerdem können wir unserem Unbewussten auf diese Weise ein Bild des erwünschten
Handelns geben, wodurch zukünftiges Handeln vorprogrammiert ist.
    Immer wieder erlebe ich, dass Partner, denen wehgetan wurde und die sich schon lange mit dem Schmerz quälen, ohne dass der Partner sich dessen wirklich angenommen hat, ziemlich genau wissen und spüren, was sie gebraucht hätten und was sie auch heute noch brauchen.
    Es ist sehr, sehr unterschiedlich, was da zutage tritt, eine Regel aufzustellen wäre gefährlich. Eine meiner Klientinnen überraschte ihren Mann in flagranti mit einer anderen Frau. Was sie anschließend brauchte, um ihm wieder vertrauen zu können, war neben seinem Werben um sie als Frau, neben seiner Begeisterung und seinem Begehren für sie – das aber auch vorher da gewesen war –, etwas ganz anderes: Sie brauchte seine Bereitschaft, sich in seiner Karriere für sie zurückzunehmen. Beide waren Ärzte, aber sie war nach der Geburt ihres ersten Kindes zu Hause geblieben, immer in der Warteschlange, bis endlich seine Ausbildung zum Facharzt beendet war. Leider ging es so weiter. Seine Karriere stand für ihn im Zentrum seines Lebens. Sie brauchte es dringend, dass er mehr Verantwortung für die Kinder, für den Familienalltag übernahm, so dass sie die mühsamen ersten Schritte wieder zurück in ihren geliebten Beruf gehen konnte.
    Herr Schneider brauchte die Auseinandersetzung seiner Frau mit ihrem Kontrollzwang, und außerdem brauchte er über längere Zeit viele Komplimente von ihr, um sich als Mann mit ihr wieder entspannen zu können.
    Susanne brauchte Sebastians Werben, lange, ausdauernd, phantasievoll, um sich ihm wieder anvertrauen zu können. Sie brauchte die wiederholte Erfahrung, dass er sich anderen Frauen gegenüber eindeutig uninteressiert verhielt.
    Maria brauchte es, in Ralfs Armen so lange weinen zu können, bis sie wusste, er griff nicht gleich nach etwas anderem, wenn es schwierig mit ihr wird. Sie brauchte eine Nachnährung durch seine Begeisterung für sie, seine Zuwendung,
sein Werben, das nicht flüchtig war, sondern sie wirklich satt machte.
    ◉
    Denk an die schwierige Zeit zurück.

    Erstell eine Liste der Verhaltensweisen deines Partners, die dir damals geholfen hätten. Sei dabei ganz konkret und berücksichtige auch scheinbar Belangloses.
    Die Liste kann lang sein:
    •
    Ich hätte gebraucht, dass du mich damals gestreichelt und zärtlich zu mir gewesen wärst, dass du zum Beispiel »Mein Süßer, du bist derjenige, den ich will«, gesagt hättest.

    Oder dass du mich eine ganze Nacht lang gestreichelt hättest.

    Oder dass du mich sexuell verwöhnt hättest, bis ich mich wieder hätte fallenlassen können.

    Oder dass du mir von deinem Begehren erzählt hättest. Oder dass du mich geduldig verführt hättest, bis ich endlich wieder in der Lage gewesen wäre, mich dir zu öffnen.

    Oder dass du die Schieflage an beruflicher Erfüllung in unserem Leben ausgeglichen hättest.

    Oder andere Schieflagen.

    Oder dass du dich telefonisch mehrmals täglich nach meiner Gesundheit erkundigt hättest und mir

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