Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten
davon abhält, es ihm zu geben.
Besinn dich auf das, was du als Person in dir hast, und gib es freizügig.
Dankbarkeit trainieren
Beziehungen, in denen beide Dankbarkeit empfinden für das, was sie vom andern bekommen, sind weitaus krisenresistenter als diejenigen, in denen ein ständiges Gefühl von Mangel besteht. Wie aber kann man es bewerkstelligen, dankbar zu sein statt unzufrieden und nörgelig?
Aus der Glücksforschung weiß man, dass es einige Eigenschaften gibt, die entwickelt werden müssen, um ein glückliches Leben führen zu können. Sind diese Eigenschaften schwach oder gar nicht ausgeprägt, ist der betreffende Mensch gefährdet, immer wieder sein Leben – und seine Partnerschaften – so zu gestalten, dass er unglücklich wird. Dankbarkeit ist eine dieser Eigenschaften.
Bist du dankbar? Den meisten Menschen fällt es ziemlich schwer, dankbar zu sein. Da liegt auch der Schlüssel zu der Frage, warum in der Phase der Verliebtheit Geben und Nehmen harmonisch ausgewogen gelebt werden. Fromm sagt in seinem renommierten Buch »Die Kunst des Liebens« (S. 14 f.): »Wenn zwei Menschen, die einander fremd waren – wie wir es ja alle sind –, plötzlich die trennende Wand zwischen sich zusammenbrechen lassen, wenn sie sich eng verbunden, wenn sie sich eins fühlen, so ist dieser Augenblick des Einsseins eine der freudigsten, erregendsten Erfahrungen im Leben.« Er ernüchtert den Leser aber schnell, indem er ausführt, dass dieser Augenblick des Einsseins so besonders berührend und beglückend für Menschen ist, die bis zu diesem Augenblick des Verliebens ein isoliertes Leben geführt haben. Und dass dieses Gefühl
des Wunders, den Menschen gefunden zu haben, der einem endlich das Gefühl der Ganzheit gibt, auch damit zusammenhängt, dass es eine sexuelle Attraktion zwischen beiden gibt. »Freilich ist diese Art Liebe ihrem Wesen nach nicht von Dauer«, schreibt Fromm sehr prosaisch. »Die beiden Menschen lernen einander immer besser kennen, und dabei verliert ihre Vertrautheit immer mehr den geheimnisvollen Charakter, bis ihr Streit, ihre Enttäuschungen, ihre gegenseitige Langeweile die anfängliche Begeisterung getötet haben.«
Wir alle hören das nicht gern, denn Verliebtsein ist so wundervoll, und wenn es vorbei ist, sehnen wir uns danach zurück. Fromm allerdings behauptet, dass nun erst die Aufgabe an jeden Einzelnen gestellt ist, die Kunst des Liebens zu lernen. Er sagt, wenn Menschen in der Phase der Verliebtheit meinen, es sei der Beweis für die Intensität ihrer Liebe, dass beide »verrückt« nacheinander sind, beweise es in Wirklichkeit nur, wie einsam sie vorher waren. Der Hintergrund fürs Verlieben ist nach Fromm also ein Mangel. Je entfremdeter einer lebt, je isolierter, enttäuschter, sehnsüchtiger nach Zweisamkeit, umso stärker ist das Gefühl des Glücks, wenn da ein Mensch ist, mit dem innige Nähe möglich ist. Das ist ein wahrer Glücksrausch. Wenn dieser Mensch dann allerdings Teil des eigenen Lebens wird, fordert das Lieben von uns viele Eigenschaften, die wir im isolierten Leben davor nicht entwickelt haben. Und leider hat das Verlieben auch nicht automatisch zu einer Reifung unserer Persönlichkeit geführt. Das alte Mangelgefühl stellt sich wieder ein. Jetzt sind wir zwar nicht mehr allein, aber der andere ist doch eher eine Last als eine Bereicherung.
Fromm fordert, dass wir uns mit dem Lieben ebenso intensiv beschäftigen sollten wie mit anderen Künsten auch, zum Beispiel wenn wir Musik, Malerei, das Tischlerhandwerk oder die Kunst der Medizin oder der Technik lernen wollen.
Wenn ich etwas lerne, brauche ich Disziplin und Übung. So auch beim Lieben. Auch wenn keiner das gerne hört. Dankbarkeit zu üben hat eine enorm positive Auswirkung auf unser ganzes Leben – und auf unsere Partnerschaft. Frag dich einmal, was dein Partner täglich in dein Leben bringt, wofür du dankbar bist. Zähl all die Kleinigkeiten von morgens bis abends auf. Nimm sie bewusst und ehrlich wahr. Und mach dir auch bewusst, dass es keine Selbstverständlichkeit ist. Dass dein Partner nicht wie eine ständig sprudelnde Quelle ist. Frage dich, welchen Beitrag du selbst leisten kannst, damit diese Quelle nicht versiegt.
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Wofür bist du in deinem Leben überhaupt dankbar?
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Welchem Menschen bist du dankbar und wofür?
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Was hat dein Partner in dein Leben gebracht, wofür du ihm dankst?
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Was bringt er heute in dein Leben?
Indem du dir bewusst machst, welche Bereicherung dein
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