Istanbul: Ein historischer Stadtführer
Müller-Wiener (1923–1991). Sein
Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion, Konstantinupolis, Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts
(Tübingen 1977) enthält eine sehr große Zahl von Abbildungen, Plänen und Karten, von denen einige für dieses Buch übernommen werden durften. Türkische Autoren haben sich zweimal an eine enzyklopädische Erfassung ihrer Stadt gemacht. Die erste
İstanbul Ansiklopedisi
von Reşad Ekrem Koçu (1905–1975) wurde beim Tod des Herausgebers mit dem Buchstaben F abgebrochen. Ein von İlhan Tekeli in Verbindung mit der Stiftung für Geschichte (
Tarih Vakfı
) und dem Kulturministerium veranstaltetes achtbändiges Stadtlexikon (
Dünden bugüne İstanbul Ansiklopedisi
, Istanbul 1993–1995) ist opulent illustriert und kann damit auch bei fehlenden oder unzureichenden Türkischkenntnissen einigen Nutzen bringen. Anlässlich der «Second United Nations Human Settlements Conference» (HABITAT II) veranstaltete die Stiftung für Geschichte eine Istanbul-Ausstellung, zu der ein gut gemachter, zweisprachiger Katalog erschienen ist (
Dünya Kenti Istanbul/Istanbul – World City
, herausgegeben von Afife Batur, Istanbul 1996). Türkischkenntnisse sind Voraussetzung, um die Vierteljahresschrift
İstanbul
(seit 1992) bzw. die
İstanbul Araştırmaları
(seit 1997) zu benutzen. Eine allgemeine Einführung in die türkische Geschichte haben Klaus Kreiser und Christoph K. Neumann verfasst (Kleine Geschichte der Türkei, 2. Aufl., Stuttgart 2008). Aus der unüberschaubaren osmanistischen Forschungsliteratur seien zwei herausragende Gemeinschaftsunternehmen hervorgehoben:
Cambridge History of Turkey
(4 Bde., 2006–2012), und: H. İnalcık u. D. Quataert (Hrsg.),
Economic and Social History of the Ottoman Empire 1300–1914
, Cambridge 1994.
Anmerkungen
Die in diesem Buch verwendeten Quellen reichen vom 15. bis zum 20. Jahrhundert. Dabei lässt sich nicht immer eine genaue Trennungslinie zwischen literarischen und historischen Texten ziehen: Bauinschriften in gebundener Rede gehören zur osmanischen Literatur, bilden aber zugleich eine wertvolle Geschichtsquelle. Manche Verfasser von Chroniken wie Kemâlpaşa-Zâde im 16. Jahrhundert haben sich eher als Poeten denn als nüchterne Annalisten verstanden.
Von den älteren, in der «Volkssprache» dichtenden Autoren kommen hier Yûnus Emre und Süleymân Çelebî zu Wort. Mesîhî, Bâkî und Murâdî als Vertreter der klassischen «Diwanliteratur» werden an mehreren Stellen, Letzterer ausführlicher zitiert. Nâbîs
Hayrîye
wurde zwar in Aleppo verfasst, enthält aber einige sehnsuchtsvolle Zeilen auf Istanbul. Nedîm, ein Neutöner des frühen 18. Jahrhunderts, wird nicht vergessen (zum größten Teil nach Annemarie Schimmel, Türkische Gedichte vom dreizehnten Jahrhundert bis in unsere Zeit, I. 1973). Unter den wichtigen Namen der Reformzeit (
Tanzîmât
) wurden İbrâhîm Şinâsî und Muallim Nâcî ausgewählt. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert steht der Lyriker Tevfîk Fikret.
Der unterhaltsame und unerschöpfliche Evliyâ Çelebî ist an vielen Stellen mit Auszügen aus dem ersten, ganz Istanbul gewidmeten Band seines monumentalen Reisewerks vertreten (R. Dankoff, An Ottoman Mentality. The World of Evliyâ Çelebî, Leiden 2004). Selbstverständlich war auch Ayvânsarâyîs «Garten der Moscheen» nicht zu umgehen (der jetzt auch in englischer Übersetzung von Howard Crane, Leiden 2000, zugänglich ist). Schwerer übersetzbar, aber ebenfalls unverzichtbar war die prunkvolle Prosa des intellektuellen Bürokraten Mustafâ Âlî. An wichtigen Stellen konnte ich mich an Andreas Tietzes Bearbeitungen anlehnen.
Es war unmöglich, eine repräsentative Auswahl aus den Geschichtsschreibern der Osmanen zu treffen. Immerhin kommen Âşıkpaşa-Zâde (in der Übersetzung von Richard F. Kreutel, Vom Hirtenzelt zur Hohen Pforte, Graz 1959), Selanikî, Peçevî, Celâl-Zâde, der Defterdâr Sarı Mehmed, Naîmâ, İzzî, Râşid und Atâ zu Wort. Von Ahmed Cevdet Paşa wurden einige Zeilen aus seinen «Marûzât» und «Tezâkir» übernommen. Autoren von Memoiren wie die Tochter Abdülhamîds, Ayşe Sultan, der Journalist Ahmed Râsim und andere Zeitzeugen der letzten Jahres des Reiches wurden für mehrere Kapitel herangezogen. Mehmed «Çaylak» Tevfîks Istanbul-Zyklus wurde vor vielen Jahren von Theodor Menzel ins Deutsche übertragen. Hier wurde selbstverständlich seine in der «TürkischenBibliothek» erschienene Übersetzung
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