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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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medizinischen Inspektion eine winzige Laus im Hemd (des Paschas) fest. Er führte seinen Fund dem Sultan vor, worauf der Genannte alsogleich mit der Stelle eines
Beylerbeys
von Anatolien betraut wurde. Durch seine Verehelichung mit Mihrimâh Sultan im Jahr 946 H. (1539/40) erlangte er zusätzlich die Würde eines großherrlicher Schwiegersohns.
    Kraft und Glück eines Menschen machen sein Schicksal aus,
Gelegentlich genügt an seinem Ort auch eine kleine Laus!
    Nun wurde er Wesir der Kuppel, danach, 951 H. (1544 D.), Großwesir an Stelle des Eunuchen Süleymân Pascha … Insgesamt diente er 15 Jahre als Wesir. Zu keinem Zeitpunkt nahm er Bestechungszahlungen entgegen oder beteiligte sich an tadelnswerten anderen Formen von Korruption. Durch seine überlegte Geschäftsführung floss der Staatsschatz vor Reichtümern über.
    Dem bleibt nur hinzuzufügen, dass Rüstem auch das Wachstum seines Privatvermögens nicht vernachlässigte. Als er 1561, vermutlich an Wassersucht, starb, verlor das Osmanische Reich einen seiner fähigsten Staatsmänner.
Mahmûd Pascha:
Eine Wesirsstiftung des 15. Jahrhunderts
    Eine der ehrwürdigsten und eindrucksvollsten Moscheen aus der Zeit des Eroberers liegt im Herzen des Istanbuler Geschäftsviertels. Sie soll hier mit ihren leicht überschaubaren Finanzverhältnissen als Beispiel einer Wesirsstiftung vorgestellt werden. Ihr Stifter Mahmûd Pascha stand zum Zeitpunkt der Fertigstellung im Jahr 1464/65 auf dem Höhepunkt seines Einflusses als Wesir, Statthalter und Feldherr von Mehmed II. Obwohl Mahmûd, der einer serbisch-griechischen Familie entstammte, in «Rûm» Mehmed Paşa schon damals einen erbitterten Rivalen hatte, konnte er sich bis zur erfolgreichen Schlacht gegen den Turkmenenführer Uzun Hasan (bei Başkent 1473) bewähren. Kurz danach gelang seinen Feinden die völlige Entfremdung vom Herrscher. Aller Ämter entkleidet näherte er sich Mehmed II., der sich in tiefer Trauer über den Tod seines Sohnes Mustafâ befand. Der Prinz war unvermutet nach dem Bade in seiner Provinz Karaman gestorben. Mehmed unterstellte seinem ehemaligen Wesir, Genugtuung über den Tod des geliebten und vielfältig begabten Prinzen empfunden zu haben, ließ ihn in Yedikule einkerkern und kurz danach hinrichten (1474). Mahmûd wurde bald danach das Ziel volksfrommer Verehrung.
    Mahmûd Paschas Moschee wurde auf dem Grundstück einer nicht identifizierbaren griechischen Kirche errichtet. Im Grundriss entspricht sie noch genau dem T-förmigen «Bursa-Typus». Die Türbe des Stifters hinter der Moschee stellt mit ihrem Keramikschmuck (in Kalkstein eingelassene schwarze und blaue Keramikkacheln) für Istanbul eine bemerkenswerte Ausnahme dar. Von der Medrese und den vielen Läden in der Umgebung ist mit Ausnahme eines Unterrichtsraums nichts übrig geblieben. Lediglich das in der Stiftungsurkunde genannte Bad und das damals wohl nur ebenerdige Karawanserail (der Kürkçü Hân der «Pelzhändler») haben den häufigen Bränden und Erdbeben widerstanden.
    Die hier in Einzelheiten behandelte Stiftungsurkunde erlaubt den Einblick in eine typische Wesirsstiftung in der «klassischen» Epoche desOsmanenstaats. Wahrscheinlich war sie in arabischer Sprache verfasst. Die Abschrift von 1546 ist im Persisch der Finanzverwaltung, nur die Schlussbestimmungen sind türkisch.
    Plan 8: Lageplan des Stiftungskomplexes von Mahmûd Pascha
    Die Stiftung des Verewigten Mahmûd Pascha, dem Gott gnädig sein möge, für die heilige Freitagsmoschee und das İmâret und die Schule und verschiedene Moscheen ohne Predigtkanzel in dem wohlbehüteten Istanbul sowie für Freitagsmoscheen und andere Moscheen in den Provinzen Rumelien und Anatolien wie es die Stiftungsurkunde darlegt. Erfolgt in der Mitte des siegverheißenden Monats
Safar
des Jahres achthundertachtundsiebzig (1473). Signiert von Mevlânâ Alî b. Yûsufü’l-Fenârî.
    Wahrscheinlich war die Urkunde von einer ganzen Anzahl von Persönlichkeiten unterfertigt. Die Abschreiber begnügten sich mit der Nennung des prominenten Fenârî (gest. 1497?). Er war zum damaligen Zeitpunkt Kadiasker, das heißt, er hatte die Jurisdiktion über das Heer. Später lösteer sich von diesem sehr hohen Amt und befasste sich nur noch mit mystischen Übungen als Mitglied einer Bruderschaft.
    Das Register besteht nach dieser kurzen Vorrede aus drei Teilen. Zunächst wird der Besitz der Mahmûd Pascha-Stiftung aufgelistet. Es handelt sich ausschließlich um vermietete bzw. verpachtete

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