Istanbul: Ein historischer Stadtführer
Immobilien, wenn man die Buchbestände von zwei Medresen, die selbstverständlich keinen Ertrag abwarfen, weglässt. Einen Teil der Einnahmen hat Mahmûd für seine Nachkommen reserviert, insbesondere die hohe Pacht seines Bades. Der zweite Teil fasst die Ausgaben zusammen. Am Ende folgen allgemeine und besondere Festlegungen für die Verwaltung der Stiftung. Betrachten wir als erstes die Istanbuler Immobilien, soweit ihre Erträge der Stiftung zugute kamen.
Mit Ausnahme des Karawanserail genannten Hauses handelt es sich um kleine Wohneinheiten und Läden. Nur die Berufsgruppe der Färber «in der Nähe des Fischmarkts» am Goldenen Horn lässt sich lokalisieren. Laut Stiftungsurkunde waren beträchtliche Einnahmen für die Kinder des Paschas reserviert. Da zum Zeitpunkt der Registrierung von 1546 keine Nachkommenmehr lebten, wurden diese Beträge, 103.722
Akçe
, satzungsgemäß für die Ausgaben der Stiftung verwendet.
Weitere bedeutende Einkünfte flossen der Stiftung aus Immobilien in rumelischen Städten und Dörfern zu. Die größten Einzelposten waren ein Doppelbad in Edirne (20.000
Akçe
), der Fidan Hân in Bursa (49.000
Akçe
), der übrigens dem Kürkçü Hân in Istanbul wie ein Ei dem anderen glich, und der Bedesten in Ankara (35.000
Akçe
). Dieser große Marktbau in Ankara hatte ein günstiges Schicksal: Er dient seit Jahrzehnten als Hauptgebäude des Museums für anatolische Zivilisation («Hethitermuseum»). Viel Geld warfen die Dörfer in Thrakien und Mazedonien ab.
Das Register fährt mit einer summarischen Beschreibung der Bibliotheken in den beiden Medresen des Paschas fort. Eine lag, wie schon erwähnt, neben der Moschee in Istanbul, die zweite in Hasköy (Haskovo, heute in Bulgarien). Die Bücherlisten nennen die typischen Fächer, auf die man in einer Medrese zugreifen musste: Exegese, Hadith, Jurisprudenz, Logik. Die Istanbuler Medrese verfügte über 195 Titel der üblichen Kategorien:
Wenden wir uns nun der Ausgabenseite zu: An der Spitze der Listen steht eine Abgabe für die Armen der Stadt Medina (59.000
Akçe
), dann kommen die Gehälter für das Personal der Medrese (33.120
Akçe
), der Moschee (36.360
Akçe
) und der Küche (20.340
Akçe
) in Istanbul. Das Personal der Stiftungen in Hasköy, Sofia, Bursa, Ankara und einiger kleiner Moscheen wird nicht vergessen. Selbstverständlich gab es Unterschiede bei der Bezahlung. Der Professor (
müderris
) an der Schule in Istanbul konnte mit beachtlichen 50
Akçe
rechnen, im von der heutigen türkischbulgarischen Grenze noch 100 km entfernten Hasköy verdiente der Müderrisnur 20
Akçe
. Die Summe von Ausgaben (201.060
Akçe
) entsprach, wenn man von kleineren Sachkosten für Lampenöl, Kerzen und Schilfmatten absieht, den Personalkosten der Stiftung. Hinzu kam ein großer Posten für Lebensmittel und Heizmaterial in Istanbul (27.144,5
Akçe
). Am Ende zeigt sich, dass die über 70 Jahre bestehende Stiftung einen Überschuss von 210.200
Akçe
erwirtschaftet hat. Für den Fall fehlender Nachkommen hat Mahmûd vorgesorgt. Lesen wir die Bedingungen, an die sich Stiftungsverwalter und Stiftungsaufseher zu halten haben:
Die Stiftungsverwaltung soll durch die Söhne und Söhne der Söhne erfolgen, nach ihrem Verlöschen durch freigelassene Sklaven, nach deren Verlöschen durch den frömmsten unter den Söhnen der Freigelassenen, nach deren Verlöschen durch die Frauen der Söhne der Söhne der Freigelassenen von Generation zu Generation, nach ihrem Verlöschen soll der weltbeherrschende Padischah mit der Einsetzung einer würdigen Persönlichkeit als Stiftungsverwalter betraut werden.
Dieser erste Absatz hatte Folgen, weil schon 1546 keine Nachkommen Mahmûd Paschas mehr existierten. Die folgenden Zeilen betreffen die Finanzverwaltung. Der Ertrag der Stiftungen ist vorrangig für die Stiftungszwecke zu verwenden sowie für notwendige Reparaturen. Überschüsse müssen entsprechend den Stiftungsbedingungen für festgelegte Ausgaben und Leistungen verwendet werden. Den Armen der Stadt Medina, der Erleuchteten, sind jährlich 1000
Sikke
Filori (d.h. florentinische Taler) zu schicken. Wenn die Stiftungsverwaltung in Händen eines Freigelassenen oder Fremden liegt, soll sein Honorar täglich nicht 50
Akçe
überschreiten.
Für den Fall ausreichender Mittel hatte Mahmûd Pascha seine Nachkommen angewiesen, in Edirne eine Freitagsmoschee zu errichten. Tatsächlich wurde eine solche Moschee mit einer Medrese von Mahmûds Sohn Alî verwirklicht.
Des
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