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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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sogenannte Herzog von Naxos, hat in hochosmanischer Zeit (unter Selîm II., 1566–1574) eine wichtigere politische Rolle gespielt. Bescheidener war der Einfluss jüdischer Frauen, die als Mittlerinnen zwischen den Damen des Harems und der Außenwelt dienten. In einem Freibrief für eine 1548 zum Islam konvertierte Jüdin namens Fatma wurden die Privilegien zusammengefasst. Der Text enthält einen langen Katalog der gewöhnlichen Untertanen auferlegten Leistungen.
    Abb. 16: Die Ashkenazi-Synagoge in Karaköy, ein Bau von Gabriel Tedeschi (1900).
    Bevor sie zum Islam sich bekehrte, hatte die genannte Kira sich die Gunst erbeten, daß ihre Söhne Elia und Josef, Söhne des Mosche sowie deren Frauen, Kinder und Kindeskinder, Söhne wie Töchter, von allen staatlichen Abgaben und sämtlichen öffentlichen Auflagen befreit und ausgenommen sein sollten, ferner daß ihnen gestattet sein sollte, solche christliche Sklaven zu halten, die sich nicht zur Bekehrung zum Islam eignen, worauf aus der Fülle Großherrlicher Gnade ein Kaiserlicher Ferman folgenden Inhalts gewährt worden: Sie sollen von Kopfsteuer und Grundsteuern, von Weinberg und Garten, vom Zehnten, von Leistungen für Kuriere, von Fronden, von Sekban, von Festungsarbeiten, von Leistungen für Falkenjäger, von der Abgabe für Azabe (Art Marinesoldat), von willkürlichen Geldauflagen, von Zwangseinquartierungen, von Fronden für Nâ’ib (Stellvertreter des Kadi) und Subaşı (lokalerAmtsträger), vom Bewachen und Kehren des Serail, von Roboten, vom Verschicken zum Markt des Heerlagers, von der Dienstleistung als Gold- und Silbersarrâf, vom Auftrieb von Hammeln und Rindvieh, kurz von sämtlichen staatlichen Abgaben und öffentlichen Auflagen befreit und ausgenommen sein, sie und ihre Frauen und Nachkommen, Söhne und Töchter.
    Wir haben von diesen Vorrechten für die, das muss hervorgehoben werden,
jüdischen
Nachkommen der Fatma Kenntnis, weil diese weitreichenden Ausnahmeregeln immer wieder in Frage gestellt wurden. Zuletzt hat man ihre Privilegien im Jahr 1618 erneuert.
Aufstieg und Fall der jüdischen Kira
    Eine weitere dieser
Kira
oder
Kirazza
(vom griechischen Wort für Dame) genannten «Hofjüdinnen» ist in das Werk zahlreicher Geschichtsschreiber eingegangen, weil sie das Opfer eines im März 1600 ausgebrochenen Janitscharenaufstands wurde. Die Truppen waren mit «schlechtem Geld», d.h.
Akçes
mit geringerem Silbergehalt, ausgezahlt worden und beschuldigten die
Kira
, an die bestimmte Zolleinnahmen verpachtet waren, dieses Geld in Umlauf gesetzt zu haben. Obwohl sich der Scheichülislam weigerte, ein
Fetvâ
auszustellen, das ihren Tod rechtfertigte, und nur auf Verbannung plädierte, spürte man sie im Judenviertel auf. Die folgende Übersetzung aus der Chronik des Selanikî verzichtet allerdings auf Wiedergabe der schlimmsten Scheußlichkeiten, die sich damals abspielten:
    Der Tschawuschbaschi fand das Weib
Kira
und holte es heraus. Dann setzte man sie auf ein Tragtier und brachte sie zur Pforte des Paschas (hier der Stellvertreter des im Feld abwesenden Großwesirs). Als sie am Absatz der Treppe vom Pferd stieg, zögerten die Reiter (des Janitscharenkorps) nicht lange, zogen gleichzeitig ihre Dolche und zerfleischten sie. Sie banden ein Seil an den Fuß ihres Kadavers (!) und zerrten sie bis zum Hippodrom, wo sie ihn (zunächst) liegen ließen. Dann schworen sie sich gegenseitig fest entschlossen, die Hand auf den Koran legend, «Morgen wollen wir all ihre Kinder und Nachkommen hierher bringen.»
    Nach diesem Aufruf zum Sippenmord sprachen sie erneut beim Scheichülislam vor und bedrängten ihn: «Ihr müßt unsere Petition auf alle Fälle unterzeichnen und nach innen (in den Palast) weitergeben.» Zwei andere hohe Ulemâ machten sich die Forderung der Janitscharen zu eigen, so dass ihre Petition als religionskonform an den Padischah weitergeleitetwurde. Inzwischen wurde der Sohn der
Kira
aufgefunden und wie seine Mutter zu Tode gebracht. Ihr jüngerer Sohn konnte sich durch den Übertritt zum Islam vor der Verfolgung schützen. Dass das beträchtliche Vermögen der Familie an den Staat fiel und zur Befriedigung der Forderungen der Soldateska beitrug, versteht sich von selbst. Das Ereignis wirkte sich auf die gesamte jüdische Bevölkerung Istanbuls aus. Sie wurde erneut gezwungen, auf bessere Kleiderstoffe zu verzichten und rote Hüte zu tragen. Die Steuerpacht an Juden wurde verboten.
Die Friedhöfe der Juden und Griechen
    Im Osmanischen hat man

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