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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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Personen waren Angestellte der staatlichen Münze und 45 Uhrmacher. Diese Verteilung zeigt sich auch auf dem Panorama der Ufervillen am Bosporus, von denen damals ebenfalls viele von reichen armenischen Geldwechslern und Pelzhändlern bewohnt waren.
    Um die Rückkehr der Verbannten zu erschweren, ordnete die Behörde die Versteigerung der Häuser an. Es fanden sich nicht allzu viele Interessenten. Die Häuser der Armenier waren z.T. abgelegen, z.T. für Muslime in unzumutbarer Nachbarschaft von Kirchen oder Weinschenken. Auch kannten sie keine Einteilung in
Haremlik
und
Selamlık
und waren mit der «falschen», Nichtmuslimen vorbehaltenen Farbe (grau statt rot oder blau bzw. gelb) getüncht. Immerhin gingen einige Gebäude in guter Lage (Galata, Tepebaşı) an muslimische Käufer zu Preisen zwischen 10.000 und 20.000
Kuruş
weg.
    Man kann sich denken, dass Frankreich und Österreich als Schutzmächte der Katholiken die vor allen Augen eingeleiteten und teilweise durchgeführten Deportationen nicht untätig beobachteten. Da kurz nach den Beschlüssen von 1828 Russland dem Osmanischen Reich den Krieg erklärt hatte, war der Handlungsspielraum Mahmûds II. und des armenischen Patriarchen stark eingeengt. Die Umsiedlungsbefehle mussten fast vollständig zurückgenommen werden. Das Bündnis von Sultan und Patriarch hatte am Ende das Gegenteil erreicht. Im Jahr 1831 wurde den romgläubigen Armeniern erlaubt, in Galata eine Kirche zu bauen, die 1841 eröffnet wurde. 1866 wurde die bis heute bestehende Kirche der Muttergottes als Kathedrale der unierten Armenier geweiht. Sie und das Patriarchatsgebäude liegen an der Sakızağaç-Straße (No. 31) in Beyoğlu. Bei ihrem Istanbul-Aufenthalt hatte Kaiserin Eugènie hier gebetet. Sultan Abdülazîz bzw. seine Mutter Pertev Niyâl hatten zuvor 2000 Lira für die Ausschmückung der Kirche gespendet. Zu diesem Zeitpunkt war die 1830 erfolgte Anerkennung der Katholiken als eigene
Millet
längst vollzogen.
    1850 trennten sich auf ähnliche Weise die Protestanten von der altarmenischen Gemeinschaft. Sie verfügen heute in Istanbul über mehrere Kirchen. Am bekanntesten ist die von Aynalıçeşme in Beyoğlu (Gümüşküpe Sok. No. 2). Das 1905–1907 errichtete neugotische Gebäude liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche der deutschsprachigen Protestanten («Deutsche Evangelische Kirche»). Stephan İzmirliyan, der Architekt dieser Kirche, hat auch das zweite «moderne» Gotteshaus für die protestantischen Armenier der Altstadt in Gedikpaşa (Balıpaşa Yokuşu No. 27) gebaut.
Die jüdische Bevölkerung
    Unmittelbar nach der Eroberung wurden Juden aus Galata nach Eminönü umgesiedelt. Die Viertel Sirkeci, Tahtakale und Mahmud Paşa bildeten bald die Eckpunkte des zentralen jüdischen Bezirks. In Hasköy auf der anderen Seite des Goldenen Horns entstand ebenfalls schon im 15. Jahrhundert eine größere jüdische Gemeinde. Im Jahr 1569 vernichtete ein Brand in der Altstadt 15 Synagogen. Enteignungen durch den Moscheebau der Sâfiye Sultan (Yeni Cami) erzwangen höchstwahrscheinlich die Umsiedlung von vielen Juden nach Balat und Hasköy. Balat war schon im 17. Jahrhundert das größte jüdische Viertel der Stadt, es folgten Galata, Ortaköy und Hasköy. Wie andere «Schutzbefohlene» lebten viele Juden auf engstem Raum, weil sie keinen Grund für die sich erweiternde Kernfamilie erwerben durften. Allerdings waren diese Quartiere alles andere als Ghettos im Sinne des christlichen Europa.
    Die Rolle der nach 1492 hauptsächlich aus Spanien eingewanderten Juden soll hier mit den Worten eines der Väter der deutschen Osmanistik skizziert werden: «Der größere Teil dieser Emigranten, die die Christenheit verlassen hatten, um unter dem Halbmonde ihren Glauben frei bekennen und üben zu können, bestand aus Handwerkern, Gewerbetreibenden und Händlern. Die Intellektuellen unter ihnen fanden ihr Fortkommen als Ärzte, Bankiers, Zöllner und Sensale (Zinseinnehmer) und ähnlichen Berufen und wußten sich bald durch ihre technischen Kenntnisse, ihre Geschäftskunde und ihre Verbindungen mit dem Abendlande unentbehrlich zu machen. Gleichzeitig leisteten sie den fränkischen Kaufleuten und den auswärtigen Missionen wertvolle Dienste als Vermittler mit den türkischen Behörden, namentlich die Ärzte und Bankiers, die das Vertrauen der Paschas und Wesire genossen, und deren Einfluß mitunter noch weiter reichte bis in das Serail des Großherrn.» Nur ein Jude, Don Joseph Nasi, der

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