Italien zum Verlieben (German Edition)
sich liebevoll strich, ehe er sich
setzte. Sein Gesicht war rund und fleischig und er schien das
komplette Gegenteil von Marco zu sein. Fröhlich streckte er
seine Hände in Richtung Anna aus und begann lautstark in einem
stark akzentiertem italienischen Singsang: "Ah! Was für
eine Ehre, dass wir haben eine so wunderschöne, bella Bambina zu
Besuch! Anna, richtig?" Er erhob sich leicht, beugte sich etwas
über den Tisch, griff nach Annas rechter Hand und ehe sie
merkte, wie ihr geschah, küsste er diese und stellte sich vor.
"Ich bin Paolo Santore, Signorina. Und das ist meine Sohn
Marco."
Von seinem Vater nun gezwungen zu sprechen sagte Marco
nur ein knappes "Hi."
Anna ignorierte seine abweisende Art und entgegnete zu
Paolo gewandt, der sich wieder gesetzt hatte, ein fröhliches
"Hallo! Ich freue mich, sie kennenzulernen, Toni hat erzählt,
der ganze Laden hier würde ohne sie gar nicht laufen!"
"Na da hat er recht", mit einer großzügigen,
selbstbewussten Armbewegung legte er dem grinsenden Toni seine Hand
auf die Schulter und lachte.
"Und wer ist der Hund?" wollte Anna wissen.
"Darf ich vorstellen: Diego, meine treue Kamerad.
Habe ich selbst ausgebildet und ist nun beste Trüffelhund von
ganz Umbrien!"
Anna und Maria sahen sich schmunzelnd an. "Meinen
Glückwunsch!" sagte Anna, "und der hübscheste
wahrscheinlich auch!"
Paolo lächelte fröhlich. Anna konnte sich
nicht vorstellen, dass dieser Mann wirklich so launisch sein könnte,
dass eine Frau ihn deswegen verließ. Dieser Eindruck änderte
sich auch den restlichen Abend nicht, denn Paolo und Toni scherzten
und erzählten ihr lustige Anekdoten, die durch einige
vereinzelte Einwürfe der beiden Frauen ergänzt oder
korrigiert wurden. Anna bemerkte, wie Paolo Violetta hin und wieder
einen augenzwinkernden Blick zu warf. Na da könnte sich doch
noch etwas anbahnen, überlegte Anna schmunzelnd.
Marco vermied es die meiste Zeit über, Anna
anzusehen oder etwas zu sagen. Er nahm sich nur stumm ein Brot nach
dem anderen und schenkte sich mehrmals Wein nach.
Auch Anna trank bereits das dritte Glas als Toni
einfiel: "Übrigens Anna, was sagst du denn nun zu unserem
Tröpfchen?"
"Er ist wirklich ganz ausgezeichnet, genau wie du
es versprochen hast." Dann hielt sie das Glas ins Licht der
Laterne, die schräg über ihr an der Wand hing, schwenkte
den Wein, roch daran und fachsimpelte grinsend: "Ein Bouquet von
roten Beeren und geröstetem Toast und im Geschmack ganz deutlich
Brombeeren, Johannisbeeren, Bitterschokolade und ein wenig Vanille,
insgesamt sehr dicht und vollmundig und noch sehr tanninreich, der
wird mit den Jahren wohl nochmal besser." Damit erntete sie aus
allen drei Männergesichtern Erstaunen.
"Na du scheinst dich ja mit Wein auszukennen, meine
Hochachtung", kam zuerst von Toni die Bemerkung. Paolo nickte
nur kräftig zustimmend und die Frauen lachten. Marco sah sie
einen Moment lang forschend an, doch besonders glücklich war
Anna über diese Reaktion auch nicht, denn dieser intensive Blick
löste bei ihr wieder dieses merkwürdige Gefühl aus und
Anna wusste nur zu gut, was das bedeutete. 'Verguck' dich bloß
nicht in diesen sturen, eingebildeten Italiener', wies sie sich
selbst zurecht, 'es gibt schöne Männer wie Sand am Meer,
aber taugen tun nur die wenigsten etwas und du hast ja schließlich
schon einen'.
"Marco, du fährst doch morgen wieder für
den Wocheneinkauf nach Castiglione zum Markt", begann Maria und
wandte sich beinahe unmerklich zwinkernd an Anna "hast du nicht
vielleicht Lust mitzufahren, du könntest ihm tragen helfen und
Marco könnte dir ein wenig den Ort zeigen, nicht wahr Marco?"
Anna wusste gar nicht, das Maria so liebenswert schauen konnte und
auch Marco war wohl nicht in der Lage etwas einzuwenden und brummte
nur "Ja klar."
"Au ja, gern", sagte Anna betont freundlich.
Immerhin wollte sie doch wissen, warum dieser Marco denn nun so ein
Problem mit ihr zu haben schien und wenn sie mit ihm allein war,
musste er ja wohl mit ihr reden.
"Na prima, Marco fährt gewöhnlich so um
Neun los, ist das ok für dich, Anna?"
"Ja natürlich."
"Fein, Violetta hat dann wie immer den
Einkaufszettel bereit."
Es war bereits spät, die Sonne war längst
untergegangen und die Luft war nun angenehm frisch und lau. Anna
stand am weit geöffneten Fenster ihres Zimmers und blickte in
die Ferne. Überall waren die kleinen Lichter der Dörfer und
Höfe zu sehen, die in dieser wunderschönen Landschaft
verstreut lagen. Sie konnte noch das
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