Italien zum Verlieben (German Edition)
Einfahrt
herauskam."
"Oh! Da hast du mit unserem Marco ja schon
Bekanntschaft gemacht, wie?"
"Na ja, eher nicht. Er hat nur grimmig geschaut und
ist dann weitergefahren."
"Ja, da hat es wohl mal wieder eine
Auseinandersetzung mit seinem Vater gegeben, schätze ich",
Toni zwinkerte, "das darfst du nicht persönlich nehmen."
"Na wenn du meinst." Anna ließ ihren
Blick wieder über die Hügel schweifen. In der Ferne sah sie
einen kleinen Traktor durch den Weinberg fahren der links und rechts
jeweils drei Reihen mit einer weißlichen Flüssigkeit
besprühte. In einem anderen Weinberg waren auch einige Männer
mit Flaschen auf dem Rücken zu sehen, die in einigem Abstand
zueinander das gleiche zu tun schienen. "Was machen denn die da
hinten gerade?" Sie zeigte in deren Richtung.
"Das ist wegen des Mehltaus", antwortete Toni.
"Sie sprühen eine Steinmehl-Wasserlösung, die beugt
zusammen mit einer guten Nährstoffversorgung dem Pilz vor. Es
klappt eigentlich auch ganz gut, muss ich sagen. Weißt du,
Marco konnte vor fünf Jahren bei seinem Vater durchsetzen, dass
wir ganz auf biologischen Anbau umsteigen. Wir bringen beispielsweise
auch Nutzinsekten aus, die natürlichen Feinde der Schädlinge.
Marco sagte, biologischer Anbau sei ein Trend, bei dem wir
keinesfalls versäumen dürften, mitzugehen. Und ich muss
sagen, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Zwar ist der Ertrag
dadurch ein wenig zurück gegangen, doch die Nachfrage, besonders
aus Deutschland ist enorm, so dass wir mit unserem Wein nun weitaus
bessere Preise erzielen. Unser Vino Nobile hat sogar schon mehrere
Auszeichnungen bekommen."
"Ich kann es kaum erwarten, ihn zu probieren!"
Onkel Toni schmunzelte. "Wir werden noch vor dem
Abendessen ein oder zwei Flaschen öffnen, schließlich
gehört zur Arbeit auf einem Weingut ja auch die ständige
Qualitätskontrolle."
Anna und ihr Onkel hatten sich getrennt, da Anna noch
ein wenig weiter gehen wollte. Sie liebte einsame Spaziergänge
und hatte sich dafür zu Hause in letzter Zeit viel zu wenig Zeit
genommen. Als sie knapp zwei Stunden später wieder den Hof
betrat, kam gerade Marco aus der Haustür. Seine Laune schien
sich immer noch nicht gebessert zu haben und als er Anna erblickte,
verzog er keine Miene, musterte sie nur kurz um dann festen Schrittes
in Richtung Winzerwohnung davon zu gehen.
Na sowas. Sein ernster Gesichtsausdruck, aus dem man
schwer etwas herauslesen konnte, hatte Anna so irritiert, dass sie
nichts gesagt hatte, doch was gab es für ihn wohl für einen
Grund, derart unhöflich zu sein. Immerhin hatte seine Laune doch
nichts mit ihr zu tun, dachte sie sich. Sie sah ihm kurz nach. Er war
bestimmt einen Meter neunzig groß und unter seinem weißen
T-Shirt konnte sie seine muskulösen Oberarme sehen. Auch hatte
er zweifellos ein hübsches Gesicht und der Blick, mit dem er sie
gerade gemustert hatte, hatte ein merkwürdiges Gefühl in
ihrem Magen verursacht. Also Anna! Sie wandte sich der Tür zu.
Was waren denn das für Gedanken.
Sie fand Violetta in der Küche. Sie schnitt gerade
ein Ciabattabrot in Scheiben. Auf dem Küchentisch hatte sie eine
Platte mit verschiedenen Schinken- und Salamisorten angerichtet,
daneben stand eine große Schüssel Blattsalat mit Tomaten
und Zwiebeln, eine Schale mit Oliven und eine Karaffe voll Wasser. In
einem Topf köchelte Mangold, der herrlich nach frischem
Knoblauch roch. "Mhm!" machte Anna, "das sieht ja
lecker aus."
"Ciao Anna! Ist das Abendessen", Violetta
lächelte herzlich. "Und? Hast du Füße
vertreten?"
"Ja, es ist wirklich so schön hier bei euch!
Ich war viel zu lange nicht hier. Kann ich dir noch etwas helfen?"
"Wenn du magst, du kannst Tisch decken, weißt
doch noch, wo die Teller stehen?"
"Na sicher!" Anna freute sich, dass sie sich
nützlich machen konnte, ging in die Hocke und holte aus dem
alten Holz-Küchenschrank die schlichten, weißen Teller.
"Brauchen wir sechs heute Abend", informierte
Violetta über ihre Schulter hinweg.
Anna holte zwei weitere heraus. "Wieso, wer kommt
denn noch?"
"Paolo und Marco essen eigentlich immer bei uns
mit. Hast du noch nicht kennengelernt?"
"Nein, beide nicht." Anna sparte sich die
Erklärung, dass sie Marco eigentlich schon zweimal gesehen
hatte, ohne dass er sich ihr vorgestellt hatte, nahm noch die
Salatschüssel und ging nach draußen. Dort stellte gerade
Maria ein Tablett mit sechs hohen Weinkelchen und drei Flaschen Wein
auf den Tisch. Die hatte sie wohl gerade aus dem Keller geholt.
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