Italien zum Verlieben (German Edition)
Sie
nahm einen Korkenzieher aus ihrer Schürzentasche und begann, die
erste zu öffnen.
"Hi!" begrüßte Anna sie, stellte
die Schüssel ab und verteilte die Teller.
"Aber du brauchst doch hier nicht zu arbeiten",
protestierte Maria. "Du sollst dich doch erholen!"
"Na ja, Tisch decken ist ja keine Schwerstarbeit
und ich freue mich, wenn ich ein bisschen helfen kann! Ist das der
Wein, von dem mir Onkel Toni so vorgeschwärmt hat?" Anna
deutete auf die Flasche, aus der Maria gerade den Korken zog.
Maria reichte sie ihr lächelnd. "Gut möglich.
Das ist unser Vino Nobile."
Anna nahm die Flasche und betrachtete sie. Das Etikett
war sehr schlicht gehalten, in schlanken eleganten Buchstaben stand
darauf in goldener Schrift der Name des Weins, die Traubensorte und
darüber Acienda Vinicola Gambiano auf einem geschnörkelten
Ornament, das wie ein fünfzackiges Weinblatt aussah. "Ich
bin ja schon gespannt, wie der schmeckt!"
Maria lächelte und musterte Anna kurz. "Schön,
dass du hier bist. Sag mal, bist du eigentlich gerade erst zurück
gekommen? Du hättest doch eigentlich noch Marco sehen müssen,
er ist gerade raus gegangen, als ich in den Keller wollte."
Anna verzog den Mund. "Ja, ich habe ihn schon
gesehen, aber ich glaube, er war nicht so gut gelaunt, er hat nämlich
kein Wort gesagt."
"Oh, dieser Junge! Das tut mir leid, Anna!"
Maria setzte sich seitlich auf einen der Stühle. "Er hat
wohl dein Auto gesehen und hat mich nach dir gefragt. Als er erfuhr,
dass du die Nichte aus Deutschland bist und für eine Weile zu
Besuch, hat sich seine Miene plötzlich verfinstert. Aber es ist
ziemlich schwer einzuschätzen, was in Marcos Kopf so vorgeht,
weißt du? Wenn du mich fragst hat Marco einfach ein gewaltiges
Vorurteil gegenüber deutschen Frauen."
Anna hakte ein. "Wegen seiner Mutter?"
"Ah, hat Tonio dir die Geschichte also schon
erzählt. Ja, ich glaube das ist wohl der Grund. Er ist eben ein
Sturkopf, das darfst du nicht persönlich nehmen, er kennt dich
ja schließlich überhaupt nicht. Warte nur, er wird schon
noch merken, was du für ein nettes Mädchen bist."
Anna war dadurch nicht gerade getröstet. Es würde
schon wirklich bedrückend sein, mit einem Mann am Tisch zu
sitzen und zu essen, der etwas gegen einen hatte, obwohl er ihn gar
nicht kannte. Nein, überlegte Anna, ein Vorurteil gegenüber
deutschen Frauen kann doch wohl kaum der Grund für Marcos
Verhalten sein, das wäre ja mehr als lächerlich. Da steckte
bestimmt noch mehr dahinter. Annas Neugier und Ehrgeiz war geweckt.
Sie würde diesem Marco schon auf die Schliche kommen und ihm
nebenbei vielleicht gleich noch eine Lektion in guten Manieren
erteilen.
Marco kam zusammen mit Paolo herüber, als die
anderen bereits am Tisch saßen. Rund um Paolos Beine sprang
fröhlich ein kniehoher Mischlingshund.
"Der ist ja süß!" bemerkte Anna zu
Maria hinüber.
"Ja, er ist Paolos ein und alles",
kommentierte diese. "Er hat ihn selbst zum Trüffelsuchhund
ausgebildet."
"Ah richtig", Anna erinnerte sich, "Umbrien
ist ja bekannt für seine Trüffel."
"Genau, sie sind ein fester Bestandteil unserer
Küche. Diese Wildschweinsalami hier wird zum Beispiel mit
Trüffeln gemacht", Maria zeigte auf eine der Würste,
die aufgeschnitten auf der Platte lagen und Anna nahm sich gleich
vor, sie zu probieren.
Toni hatte bereits die erste Flasche Wein in die sechs
Gläser verteilt. Er saß Violetta gegenüber, die an
der Ecke zur Tür hin den kürzesten Weg in die Küche
hatte, neben ihr saßen Maria und Anna, Paolo setzte sich neben
seinen Boss und so hatte Marco nur noch die Wahl, sich direkt
gegenüber von Anna zu setzten, was ihr gerade recht kam, so
hatte sie vielleicht die Gelegenheit ihn etwas aus der Reserve zu
locken. Der Hund bekam von Violetta eine Schüssel mit
kleingeschnittenen Fleischresten gemischt mit Müsli und machte
sich zu ihren Füßen gleich darüber her.
Marco hatte sich umgezogen und trug nun ein schwarzes,
kurzärmeliges Hemd zu Jeans. Seine schwarzen Haare hingen ihm
strähnig in die Stirn und teilweise über die Ohren. Er war
braun gebrannt, was seine dunklen Augen irgendwie geheimnisvoll
aussehen ließ, fand Anna. Er schien über die
Platzverteilung nicht gerade begeistert zu sein, machte aber keine
Anstalten, etwas daran ändern zu wollen.
Paolo trug ein weißes Hemd das sich über
einen deutlich sichtbaren Kugelbauch spannte, hatte seine Haare
akkurat zu einem Seitenscheitel gekämmt und trug ebenfalls einen
Schnauzbart, über den er
Weitere Kostenlose Bücher