Italien zum Verlieben (German Edition)
fotografieren konnte, sie würde ihren
Onkel nach alten Fotos fragen müssen. Für das Foto von dem
Weingut würde sie morgen bei Sonnenaufgang in den südlichen
Weinberg gehen, dann würde das weiche Morgenlicht den Innenhof
erhellen und ein schönes Motiv ermöglichen.
Als sie später ihren Onkel und ihre Tante beim
Abendessen traf, erzählte Anna von ihren Fortschritten und dass
nun nur noch die Bilder eingefügt werden müssten. Paolo und
Marco würden scheinbar bei sich zu Hause essen, denn sie waren
nicht gekommen. Auch von Violetta war nichts zu sehen.
"Du bist schon fertig?" Onkel Toni war
erstaunt. "Ich habe immer Wochen mit dieser Fieselei verbracht!"
Auf die Frage nach den Rebenfotos meinte er, wohl noch ein paar alte
Fotos in dieser Art zu haben, die er ihr morgen zeigen würde.
"Schade dass du nicht etwas länger bleibst! Gerade, wenn du
wieder zurück nach Deutschland gehst, beginnt die schönste
Zeit des Jahres, die Reben sind befruchtet und beginnen zu tragen. Ja
und dann erst die Ernte im September! Du wirst einiges verpassen,
meine Liebe. Nächsten Monat könntest du deine Rebenfotos
selber machen, die Druckerei braucht unsere Vorlage erst Mitte Juli."
"Ich würde wirklich gern bleiben und es freut
mich auch, dass ich euch scheinbar nicht auf den Wecker gehe, aber
ich habe leider nicht länger Urlaub."
"Wie schade, gerade die Ernte ist wirklich eine
wunderschöne Zeit!" meinte auch Maria. "Du könntest
doch vielleicht im September wieder kommen?"
Anna freute sich sehr über diese
gastfreundschaftlichen Gesten und die Vorstellung, bei der Weinlese
zu helfen, reizte sie ungemein. "Ich muss mal sehen, vielleicht
bekomme ich bis dahin ja wieder ein paar Überstunden zusammen
und kann noch einmal für eine Woche oder so herkommen."
"Das würde uns wirklich sehr freuen, Anna."
Maria berührte kurz Annas Hand.
"Wo sind eigentlich die anderen heute?"
wechselte Anna das Thema.
Ihre Tante sah kurz zu Toni hinüber. "Marco
ist noch unterwegs, er wollte ein paar Sachen besorgen, er müsste
eigentlich auch schon zurück sein, ja und Paolo...", Maria
machte ein geheimnisvolles Gesicht und beugte sich ein Stückchen
vor, als ob sonst jemand mithören könnte, "stell dir
vor, Paolo hat es geschafft, Violetta dazu zu überreden, heute
Abend mit ihr in Castiglione essen zu gehen!"
"Nein!" Anna öffnete den Mund vor Staunen
und sah zu ihrem Onkel hinüber, um aus seinem stummen Nicken die
Bestätigung für diese aufregende Nachricht zu bekommen. Sie
hatte ja bereits bemerkt, wie Paolo hinter der Haushälterin her
war und von ihr selbst gehört, dass sie ihn wohl bereits seit
längerem gerne hinhielt.
"Er hat es nun schon seit fast zwei Jahren immer
wieder probiert und nun hat sie ihn doch tatsächlich endlich
erhört", amüsierte sich Maria über das kleine
Liebesgeplänkel der beiden. "Sie sind aber auch wirklich zu
süß und wären so ein nettes Paar, nicht wahr?"
"O ja, das wären sie", gab Anna zurück.
"Ich würde es dem armen Paolo ja wirklich gönnen, wenn
es klappen würde."
"Na dann drücken wir mal die Daumen!"
Es war bereits dunkel, als Anna in die noch warme Luft
hinaustrat. Zwei Lampen an der Hauswand tauchten den Hof gemeinsam
mit der großen, schmiedeeisernen Laterne, die zwischen den
beiden Eichen an dem Mäuerchen stand, in weiches, gelbliches
Licht. In der Stille der Nacht war das Zirpen der Grillen laut zu
hören. Anna verschränkte die Arme und schlenderte über
den Hof. Sie liebte das Geräusch des knirschenden Kieses unter
ihren Sandalen. Bei dem Mäuerchen blieb sie stehen, atmete tief
die frische Luft ein und genoss den herrlichen Blick in die Ferne,
über die sanften, dunklen Hügel auf denen überall
kleinere Dörfer wie Sternenhaufen leuchteten.
Plötzlich hörte sie von rechts ein Geräusch
und sie wandte sich erschrocken um. Sie dachte im ersten Moment an
ein Wildschwein, dass aus dem Weinberg hervor kommen und sie gleich
anfallen würde. Doch dann sah sie eine dunkle Gestalt auf der
Terrasse der Winzerwohnung. Sie saß auf einer Bank, die dort an
der Hauswand stand und blickte sie an. Es war Marco. Als er sah, dass
sie ihn bemerkt hatte, hob er kurz eine Hand. Zögernd ging Anna
zu ihm hinüber.
"Ruhiges Plätzchen hier, hm?" begrüßte
sie ihn.
"Ja, magst du dich setzten?"
"Ich wollte nicht stören."
"Kein Problem, ich freue mich über
Gesellschaft."
Anna blickte ihm einen Moment lang in seine dunklen
Augen, die im schwachen Schein der Laterne noch
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