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Italien zum Verlieben (German Edition)

Italien zum Verlieben (German Edition)

Titel: Italien zum Verlieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Heimann
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eindringlicher
aussahen als gewöhnlich, was sie etwas zögern ließ,
bevor sie sich neben ihn setzte.
    "Magst du auch ein Glas Wein?" Er hob ein Glas
hoch, dass er in der Hand hielt und Anna bemerkte eine Flasche Wein
neben ihm auf dem Boden.
    "Ja gern!" Das war jetzt genau das Richtige,
fand sie. Die herrliche Aussicht, die warme Luft und dazu ein Glas
von Onkel Tonis ausgezeichnetem Wein.
    "Ich hol' schnell ein Glas; bin gleich wieder da."
Damit sprang Marco auf und setzte leichtfüßig die
Holztreppe zu seiner Wohnung hinauf. Wenig später erschien er
wieder mit einem zweiten Glas und schenkte ihr ein.
    "Danke!"
    "Auf einen schönen restlichen Urlaub?"
Marco hob fragend sein Glas.
    "Na das hoffe ich!" Sie stieß mit ihm
an, trank einen Schluck und hielt das Glas dann zwischen beiden
Händen auf ihrem Schoß fest. Sie ließ ihren Blick
über den Weinberg schweifen. "Ihr habt es wirklich sehr
schön hier!"
    "Ja, das stimmt. Manchmal frage ich mich, womit ich
das alles verdient habe. Nein ehrlich, so habe ich mir mein Leben
immer vorgestellt. Ich wollte schon immer Winzer werden, wie mein
Vater und es hat einfach alles so reibungslos geklappt und nun sitze
ich hier, habe einen guten Job und jeden Tag diese Aussicht!"
Damit bewegte er sein Weinglas über den Horizont.
    "Meinst du nicht, dass man einen gewissen Ausgleich
verdient hat, wenn man es schon so schwer hatte im Leben?" Anna
sah zu ihm hinüber.
    "Du meinst, wegen meiner Mutter? Nein, ehrlich
gesagt, glaube ich nicht, dass man als Mensch berechtigt ist,
irgendeinen Ausgleich zu fordern. Ich denke eher, wir werden einfach
unser Leben lang vor Herausforderungen gestellt, an denen wir wachsen
können. Ganz ehrlich, wenn ich so zurück denke, habe ich
durch die Sache mit meiner Mutter viel gelernt. Man wird einfach
ernsthafter und sieht das Leben mit anderen Augen, wird dankbarer
auch für die kleinen Dinge. Ich will nicht sagen, dass ich froh
über das bin, was passiert ist, aber wenn es nicht geschehen
wäre, wäre ich heute ein ganz anderer Mensch, verstehst
du?"
    Anna war erstaunt über die Ernsthaftigkeit und
Überlegtheit seiner Worte. Sie war fasziniert, dass ein Mann in
seinem Alter bereits in dieser Weise über das Leben dachte. Sie
hatte bisher angenommen, sie sei die einzige in ihrem Umfeld, die
sich solche ernsthaften Gedanken machte.
    "Ich kann das sogar ganz gut verstehen. Ich war
auch gezwungen, durch den Tod meiner Mutter schnell erwachsen zu
werden, ich denke seitdem auch ganz anders über das Leben, bin
dankbarer und so, weißt du?"
    "Und? Erwartest du denn einen Ausgleich?" Er
sah sie an.
    "Ja, wenn du mich so fragst. Ich will eine
glückliche Zukunft haben, Enttäuschungen habe ich schon
genug erlebt. Ich weiß auch nicht, aber ich finde, das Glück
ist auf dieser Welt sowieso ungerecht verteilt. Es gibt so viele
ungerechte, selbstsüchtige Menschen, denen einfach alles
zufliegt und ich kenne genug herzensgute, hilfsbereite Leute, die
nicht wissen, ob sie morgen noch genug Geld haben, um sich etwas zu
essen zu kaufen."
    "Weißt du, ich denke, vielleicht sind es ja
gerade die schweren Zeiten im Leben, die die Menschen erst
hilfsbereit und gut machen. Ich meine nicht, dass das immer der Fall
ist, aber ich kann mir gut vorstellen, dass man mitfühlender
wird, wenn man selbst schon einiges durchmachen musste."
    "Du meinst also, es ist dienlich für die
Menschen, schwere Zeiten durchzumachen?" Anna wunderte sich über
Marcos Denkweise. "Klar verändern diese Dinge einen
Menschen, aber tun sie das wirklich zum positiven? Das Leben wird
einem zwar dadurch irgendwie wertvoller aber ich habe seitdem auch
eine scheiß Angst mich auf etwas festzulegen, ich meine, mein
Herz an etwas zu hängen, denn du weißt nicht, ob es dir
vielleicht morgen schon genommen wird und diesen Schmerz möchte
ich nicht noch einmal ertragen." Anna fühlte, wie die Dinge
die sie sagte, schon lange in ihrem Inneren schlummerten und sie
wurde sich erst jetzt bewusst, dass sie so dachte. Sie fühlte
sich wie befreit, endlich konnte sie ihren inneren Schmerz benennen,
sie hätte nicht gedacht, dass ihr gerade ein Gespräch mit
Marco dabei helfen würde, doch er schien die Art ihrer Gedanken
tatsächlich verstehen zu können. Was war das nur für
ein Mann?
    Er sah sie eine Weile an und antwortete dann ruhig: "Ich
weiß, was du meinst. Mir ist es früher ähnlich
gegangen. Als meine Mutter weg ging, hatte ich so einen Hass auf alle
Welt, ich dachte, man kann niemandem mehr

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