Italien zum Verlieben (German Edition)
und
verschwand weiterhin summend im Haus.
"Ich würde sagen, da läuft was zwischen
deinem Vater und Violetta", folgerte Anna und Marco hob nur
zustimmend die Augenbrauen.
"Violetta ist doch ein nettes Mädchen, ich
hätte nichts dagegen, wenn mein alter Herr mal wieder etwas
Glück hätte."
"Scheint ja auf jeden Fall ein gelungener Abend
gewesen zu sein."
"Ja das war es!" Marco sah Anna in die Augen
und sie erkannte, dass er mit diesem Satz sie gemeint hatte. Sie
versuchte seinem Blick stand zu halten und spürte, wie sich ihr
Magen zusammenkrampfte. Jetzt bloß nicht schwach werden, befahl
sie sich. Ihre Knie begannen zu zittern und Anna war froh, dass sie
saß. Diesmal versuchte Marco jedoch nicht, sie zu küssen,
sondern sah sie nur an. Endlich konnte Anna ihren Blick von ihm
losreißen und nahm rasch noch einen Schluck Wein, wobei sie
merkte, dass er sie beobachtete.
Von drinnen ertönte plötzlich leise Musik.
Paolo war es wohl gerade nach Pavarottis 'O sole mio'. Beide mussten
wieder lachen und der für Anna so peinliche Moment war vorbei.
"Ja, es scheint wirklich ein gelungener Abend
gewesen zu sein, du hast recht!" Marco nahm die Flasche und
schenkte in beide Gläser nach. "Bei diesem Lied muss ich
immer an Rom denken."
"An Rom?"
"Ja, ich war dort zum ersten Mal mit meinem Vater,
als ich noch ein Teenager war. Er hat diese Musik dabei die ganze
Zeit über im Auto laufen lassen, das hat sich eingeprägt!"
Anna schmunzelte. "Das kann ich mir vorstellen."
"Weißt du, Rom hat so etwas ganz Besonderes.
Diese jahrtausendealte Geschichte, die einen an jeder Ecke beinahe
erschlägt, diese Anziehungskraft, die sie auf alle Menschen
auswirkt, die sie einmal betreten haben. Man kann sie mit keiner
anderen Stadt auf der Welt vergleichen!"
"Rom hat mich auch schon immer fasziniert und ich
will es mir unbedingt einmal ansehen!"
"Du warst noch nie dort?"
"Nein." Anna schüttelte den Kopf.
"Na dann solltest du schleunigst einmal hin, es ist
wirklich unbeschreiblich!"
"Mal sehen, ob es sich einmal ergibt. Ich werde
jetzt auf jeden Fall nach oben gehen, ich bin hundemüde!"
Anna unterdrückte ein Gähnen und stand auf. Ihr schien es
ein guter Moment zu sein, um diesen gemütlichen Abend zu
beenden, bevor noch etwas passierte, dass sie später bereuen
würde. "Vielen Dank für den Wein! Gute Nacht!"
"Schlaf gut, Anna!" Marco sah ihr noch nach,
bis sie um die Hausecke verschwunden war. Alles was von ihr blieb,
war ihr sanfter, leicht süßlicher Geruch, der ihm schon,
als er sie damals geküsst hatte, fast alle Sinne raubte.
Was war es nur, das ihn an dieser Frau so faszinierte?
Je näher er sie kennenlernte, desto mehr gab sie ihm zu denken.
Wer hätte gedacht, dass gerade dieses blonde, deutsche Mädchen
ähnlich verworrene Gedanken hatte wie er selbst und dass er zum
ersten Mal in seinem Leben mit einer Frau ernsthaft über seine
Gefühle und Träume sprechen konnte. Je mehr er darüber
nachdachte, desto mehr wurde ihm eine Sache bewusst: Er hatte sich in
Anna verliebt. Und es war keine flüchtige Leidenschaft, nein, er
spürte, dass er sein Leben lang auf diese eine Frau gewartet
hatte. Keine andere könnte ihn je so innerlich aufrühren,
ihm allein durch ein Gespräch so tiefe Befriedigung geben. Er
musste einen Weg finden, sie zu gewinnen, komme was wolle, er musste
sein Versprechen, sie in Ruhe zu lassen, über Bord werfen und
ihr irgendwie beweisen, dass er besser für sie war als dieser
reiche Kerl aus Deutschland. Sie hatte ihn damals bei dem Kuss ja
auch spüren lassen, dass sie ihn begehrenswert fand, daran
bestand kein Zweifel. Sie würde nur noch rund zwei Wochen hier
sein. Ihm musste schnell irgendetwas einfallen.
Nachdem Maria das Fenster gekippt hatte, zog sie die
dünnen, weißen Vorhänge zu und kroch dann zu ihrem
Mann ins Bett. "Buonanotte mi amore", raunte sie ihm zu und
kuschelte ihren Kopf neben seinen auf das Kissen.
"Gute Nacht mein Schatz", antwortete er auf
italienisch. "Sag mal, das war doch prima von Anna, dass sie das
mit dem Prospekt so schnell hinbekommen hat, nicht wahr?"
"Ja, sie scheint ein echtes Talent für diese
Dinge zu haben."
"Und sie hat sich zu einer bemerkenswerten Frau
entwickelt, meinst du nicht auch? Sie ist für ihr Alter schon so
erwachsen und ernsthaft."
"Und tüchtig! Sie hatte einiges zu verkraften,
ich denke, das hat sie sehr geprägt. Dafür finde ich sie
eher ausgesprochen lebensfroh." Maria legte ihren Arm um
Antonio. "Ich finde es schön, dass sie
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