Italien zum Verlieben (German Edition)
ihm zu.
Der Winzer hatte sich ein kariertes, kurzärmeliges
Hemd angezogen und seine Haare zu einem Seitenscheitel gekämmt.
Vor sich hielt er einen Strauß mit roten Rosen. Er strich sich
seinen Schnauzbart zurecht. "Ma bella Violetta", begann er
erneut und räusperte sich, "jetzt lässt du mich schon
so lange zappeln und du weißt genau, dass ich dich dafür
nur noch mehr verehre! Du musst heute Abend nun endlich mit mir essen
gehen und ich dulde diesmal keine Widerrede! Ich werde sonst noch
total verrückt und das könntest du doch wohl nicht
verantworten, oder?" Er lächelte sein süßestes
Lächeln, hielt ihr die Blumen hin und legte den Kopf schief wie
es immer sein kleines Hündchen Diego machte, wenn er sich von
Violetta einen Leckerbissen erhoffte. Sie musste bei dem Anblick
unweigerlich schmunzeln, stellte den Mob beiseite, verschränkte
die Arme und atmete tief durch.
Als Anna vom Baden zurück kam, erinnerte sie sich
daran, dass ihr Onkel doch das Foto sehen wollte, von dem sie ihm
erzählt hatte. Sie ging in ihr Zimmer und holte es aus einem
Kuvert in ihrer Handtasche. Sie mochte dieses Bild sehr. Sie sah
darauf so glücklich aus. Ihre Haare waren wie so oft vom Wind
zerzaust, sie trug eine rote Bluse. Ihr Onkel sah darauf noch
deutlich schlanker aus und war, wie Anna fand, fast schon attraktiv.
Sie ging hinunter, um Toni zu suchen. In der Küche fand sie
Violetta, die ihr vorschlug, einmal im Büro nachzusehen. Sie
ging an der Treppe vorbei in den hinteren Teil des Gebäudes und
öffnete vorsichtig die Tür zu Onkel Tonis Arbeitsraum.
"Hallo Anna!" Als ihr Onkel sie in der Tür
bemerkte, blickte er auf. Er saß an einem großen
Schreibtisch aus dunklem, schon stark abgenutztem Holz, der seitlich
unter den beiden Fenstern stand. Ebenso abgenutzt war das Holz der
Regale, die links und rechts die Wände füllten, allesamt
mit Ordnern, Büchern und Papieren vollgestopft. Die alten
Holzbohlen knarzten, als Anna einen Schritt in den Raum machte, in
deren Mitte ein hübscher schmiedeeiserner Leuchter die weiß
verputzte Decke zierte. Rechts neben ihr stand an der Wand ein
kleiner Holzstuhl, der aus dem selben dunklen Holz wie der
Schreibtisch und auch ebenso alt zu sein schien. Toni saß auf
einem einfachen Dreh-Bürostuhl, der auch schon bessere Tage
gesehen hatte. Direkt unter dem Fenster stand der Monitor eines
Computers, Anna bemerkte gleich, dass es sich nicht gerade um das
modernste Gerät handelte. Der Schreibtisch war ausgesprochen
ordentlich, das hatte sie ihrem Onkel gar nicht zugetraut. Es lag
dort lediglich ein Stapel Kataloge, zweifellos Fachmagazine zum Thema
Wein, ein schlichtes Plastik-Tischset mit Notizblock und Stiftehalter
und ein kleines schmiedeeisernes steigendes Pferdchen, das auf einem
Sockel ruhte, scheinbar ein Briefbeschwerer. Direkt vor Toni lagen
einige aufgefaltete Broschüren und Prospekte. Er hatte seine
Brille, die an einem Band befestigt um seinen Hals gesichert war, ein
Stück von der Nase und sah sie darüber freundlich an.
"Bitte, komm doch herein!"
Anna ging zu ihm hinüber. "Ich wollte dir das
Foto zeigen, von dem ich dir erzählt habe, hier!" Damit
streckte sie ihm das Bild entgegen.
"Ah, schau an!" Toni nahm es ihr lachend aus
der Hand. "Ja, so habe ich einmal ausgesehen, kein Wunder, dass
Maria mich unwiderstehlich fand, meinst du nicht auch?" Er nahm
seine Brille ab und grinste Anna verschmitzt an.
"Kein Zweifel, sie muss sofort dahingeschmolzen
sein!" Anna grinste zurück und warf einen Blick auf die
herumliegenden Zettel. "Was tust du gerade?"
"Ach weißt du, ich versuche unseren neuen
Prospekt zu entwerfen, ich habe mir dafür extra ein Programm
gekauft, siehst du? Aber irgendwie funktioniert das nicht so, wie es
soll", er deutete auf den Bildschirm. "Siehst du, dieses
Logo hier sollte eigentlich neben dem Text stehen aber es wandert
immer wieder darüber und verschiebt mir dann alles." Er
klang leicht verzweifelt.
Nach einem kurzen Blick über seine Schulter hatte
Anna schnell erkannt, wo das Problem lag. "Schau, wenn du hier
drauf klickst, kannst du diese Einstellungen verändern",
sie deutete auf eine Schaltfläche und ihr Onkel folgte gespannt
ihren Anweisungen. "Jetzt brauchst du nur noch auf das Logo
klicken und es mit der Maus hier rüber ziehen und... voilà,
es ist dort, wo du es haben willst."
Toni war sichtlich begeistert. "Wow, Anna, danke!
Was glaubst du, wie lange ich das schon probiere! Woher kennst du
dich denn mit diesem Programm
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