Italien zum Verlieben (German Edition)
aus?"
Anna stützte die Hände in die Hüften.
"Ach, im Prinzip funktionieren die doch alle gleich und wir
haben ein ähnliches in der Redaktion, weißt du?"
"Wirklich prima. Magst du dir nicht diesen Stuhl
dort her holen und mir ein wenig helfen?" Tonis Blick war fast
schon flehend und Anna konnte nicht widerstehen. Außerdem
liebte sie die Arbeit am Computer und war über die nette
Abwechslung sehr dankbar. "Klar, gern, ich freu' mich, wenn ich
nützlich sein kann", damit holte sie den Stuhl und setzte
sich neben ihren Onkel.
"Schau, so ungefähr soll es am Ende aussehen,
das ist der deutsche Flyer aus dem letzten Jahr, denselben gibt es
natürlich auch in italienisch", er zeigte ihr ein zweifach
gefaltetes Hochglanz-Din A4-Blatt, auf dem das Logo des Weinguts, das
verschnörkelte Weinblatt, mit einem Text über die
Geschichte des Gutes, sowie kurze Beschreibungen zu den einzelnen
Erzeugnissen mit Preisen zu sehen waren. Das Ganze sah, trotz des
guten Drucks, in Annas Augen nicht gerade professionell aus. "Wir
gestalten den Prospekt selbst und geben ihn dann nur zum Drucken nach
Perugia, das spart enorm viel Geld, weißt du", sagte ihr
Onkel fast entschuldigend. "Ich weiß, dass es nicht gerade
ein Meisterwerk ist, aber es enthält zumindest alle wichtigen
Informationen."
Anna wendete das Blatt in ihren Händen und überflog
die kurzen Texte. "Da sind ja jede Menge Rechtschreibfehler
drin, die Absätze hier sind nicht gleich, die Texte klingen ein
wenig steif und ich würde, wenn ihr es sowieso schon farbig
drucken lasst, ein paar Stimmungsbilder dazu setzten, weißt du,
vielleicht ein paar Reihen Weinstöcke mit dem Gebäude im
Hintergrund, eine Rebe in Nahaufnahme, eine staubige Flasche Wein auf
einem Bariquefass, etwas in dieser Richtung, verstehst du?"
"Das klingt wirklich gut! Du kennst dich ja sicher
aus mit so etwas, magst du nicht vielleicht übernehmen?" In
Tonis Augen sah Anna, wie dankbar er ihr dafür wäre.
"Das würde ich gern! Mir macht so etwas
nämlich wirklich sehr viel Spaß! Ich kann nachher auch
gleich noch ein paar Fotos machen, ich hab meine Kamera dabei, die
können wir dann da noch einfügen, aber zuerst überarbeite
ich einmal die Texte, ich finde, man könnte ruhig den
biologischen Anbau noch etwas blumiger beschreiben und hier steht,
dass das Gut schon fast zweihundert Jahre alt ist, gibt es da
vielleicht noch eine alte schwarz-weiß-Aufnahme? Und dann
bräuchte ich auch noch von jeder Weinsorte eine Flasche und auch
von dem Grappa!"
"Sehr wohl, Ma'am!" Toni legte grinsend seine
ausgestreckte Hand an die Stirn. "Zum trinken?"
"Zum fotografieren!" Anna schüttelte
lachend den Kopf.
"Ich sehe, du hast hier schon alles fest im Griff,
dann kann ich mich ja ein wenig ausruhen. Natürlich erst nachdem
ich deine Anweisungen befolgt und dir gebracht habe, was du
brauchst!" Lächelnd zog er sich aus dem Büro zurück
und schloss die Tür. Anna fühlte sich wunderbar. Sie liebte
diese Art von Arbeit, bei der sie in jeder Hinsicht kreativ sein und
ihren Sinn für Schönheit und Ästhetik voll ausleben
konnte. Sie setzte sich auf den Drehstuhl und begann sofort zu
tippen.
Bereits eine Stunde später gefiel ihr der Prospekt
schon viel besser und sie holte ihren Fotoapparat aus ihrem Zimmer
und ging mit den Flaschen, die ihr Onkel ihr gebracht hatte, nach
draußen. Sie würde sie alle einzeln noch einmal morgen im
hellen Sonnenlicht fotografieren, um sie ausgeschnitten zu dem
jeweiligen Angebot zu setzen, denn dafür stand die Sonne heute
schon zu tief. Doch das orangene Licht war genau richtig für das
Motiv, das sie vorhatte. Sie drappierte die Flaschen links auf dem
kleinen Natursteinmäuerchen, auf das noch ein paar
Sonnenstrahlen fielen, legte noch eine von der Hauswand stibitzte
Weinranke dazu und machte ihr Foto mit in der Sonne hellgrün
leuchtenden Reihen von Weinstöcken im Hintergrund. Perfekt,
dachte sie.
Sie brachte die Flaschen wieder ins Büro zurück
und machte sich mit ihrem Fotoapparat weiter auf Entdeckungstour.
Hinter dem Haus fand sie neben dem Schuppen ein paar Bariquefässer,
die scheinbar ausgewaschen wurden und in der Sonne trockneten. Ihr
Onkel hatte ihr erzählt, dass das bis zur Ernte nun nach und
nach gemacht wurde, damit bis dahin alle Fässer wieder
einsatzbereit seien. Auch sie gaben ein gutes Motiv ab. Danach
streifte sie noch ein wenig durch die Weinberge und machte einige
Aufnahmen. Die Reben hatten bereits Blütenansätze. Schade,
dass sie keine Trauben
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