Italienische Märchen
versprochen habe, und dann sollt ihr sehen, wie vernünftig ich wünschen will.«
Nun gingen sie hinab und wünschten, nachdem die Käse und die Schinken den Eseln auf den Rücken gepackt waren, den Königsberger Marzipan, den Thornischen Pfefferkuchen, die Jauerschen Bratwürste, die Spandauer Zimtbrezeln, den Nürnberger Lebkuchen, die Frankfurter Brenten, die Mainzer Vitzen, die Gelnhausner Bubenschenkel und die Koblenzer Totenbeinchen auch dazu, welche sich ohne Verzug einstellten und die Esel so belasteten, daß sie schier niederbrachen. Als nun Prinz Pfiffi und Prinzessin Sissi ihren Freunden den zärtlichsten Abschied zugepfiffen hatten, befestigte Gockel seine Pudelmütze auf den Kopf des einen Esels und setzte die Mäuschen hinein und ließ den Treiber die drei Esel nach dem Mäuseland hintreiben und recht viele schöne Grüße ausrichten.
»Ach«, sagte Gackeleia, »jetzt wollen wir auch einmal in unsre Schloßkapelle gehen und sehen, wie sie sich verändert hat.« Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, als die Glocke zu läuten anfing und sie in die Kapelle rief. Sie traten hinein und konnten sich nicht satt sehen an den schönen Bildern und Leuchtern, mit denen die Altäre geschmückt waren. Besonders aber erfreuten sie sich an einer silbernen Bildsäule des heiligen Petrus, neben welchem ein goldner Hahn saß, der mit seinem Krähen immer die Stundenzahl ansagte und dabei mit den Flügeln schlug, als wenn er lebte. Gockel und Hinkel erinnerten sich lebhaft des getreuen Alektryo dabei, denn er glich ihm über die Maßen, und kaum hatten sie den Wunsch ausgesprochen, daß er noch leben möge, als auch Gackeleia den Ring drehte und sprach:
Salomon, du weiser König,
Dem die Geister untertänig,
Mache meine Eltern froh
Durch den Hahn Alektryo!
Ringlein, Ringlein, dreh dich um,
Machs geschwind, ich bitt dich drum!
Gleich flog der silberne Hahn dem alten Gockel auf die Schulter und schlug mit den Flügeln und war Alektryo. Nun aber begann der Gottesdienst; alles Schloßgesinde füllte die Kirche, man spielte die Orgel und sang und predigte, daß es eine Lust war. Als aber am Schlüsse des Gottesdienstes der Geistliche am Altar fragte, ob niemand da sei, der Hochzeit machen wolle, drehte Gackeleia ihren Ring und sprach:
Salomon, du weiser König,
Dem die Geister untertänig,
Bring doch den Kronovus her,
So ganz wie von ungefähr!
Ringlein, Ringlein, dreh dich um,
Machs geschwind, ich bitt dich drum!
Da hörten sie Jagdhörner im Schloßhof, Gackeleia lief hinaus und sah den Prinzen Kronovus in einem grünen Jagdröckchen von einem kleinen Schimmel springen, und sie flogen sich einander in die Arme mit dem Ausruf: »Ach, wie bist du so klein, ach, wie bist du so groß!« Da aber drehte Gackeleia ihren Ring und wünschte, daß Kronovus so groß und verständig wie sie sei, und das ward er auch alsogleich. Da trat sie mit ihm in die Kirche, und Gockel und Hinkel grüßten den Kronovus; der sagte ihnen, daß sein Vater Eifraßius und seine Mutter Eilegia gestorben seien, und wann Gockel ihm Gackeleia zur Gemahlin geben wolle, solle sie seine Königin von Gelnhausen sein. Hinkel war es zufrieden und Gockel auch; sie führten die beiden vor den Altar, und der Priester legte ihre Hände zusammen, und sie wechselten die Ringe.
Im ganzen Schlosse wurde nun ein großes Fest gefeiert, nach Gelnhausen wurden Boten gesandt, um alles Volk einzuladen, und bald war das Schloß und der Wald umher mit lustigen Leuten angefüllt. Als nun Gockel, Hinkel und Gackeleia dem Kronovus bei Tische alles erzählten, zog dieser den Ring Salomonis, den ihm Gackeleia am Altar geschenkt hatte, vom Finger, legte ihn auf seinen Teller und betrachtete ihn sehr aufmerksam und sagte: »Den ersten Wunsch der Gackeleia soll mir der liebe Ring gleich erfüllen.«
»Ach«, sagte Gackeleia, »alles ist so herrlich und so glücklich, was bleibt zu wünschen übrig, als daß wir alle Kinder wären und die ganze Geschichte ein Märchen, und Alektryo erzählte uns die Geschichte, und wir wären ganz glücklich drüber und patschten in die Hände vor Freude!«
Kaum hatte sie dies gesagt, als Alektryo, der in der Mitte des Tisches saß, mit dem Schnabel nach dem Ring zuckte und ihn verschluckte, und in demselben Augenblick waren alle Anwesende in lauter schöne, fröhliche Kinder verwandelt, die auf einer grünen Wiese um den Hahn herumsaßen, der ihnen die Geschichte erzählte, worüber sie dermaßen in die Hände patschten, daß mir meine
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