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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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Die öffentlichen Papiere fallen übrigens außerordentlich, und ist der hiesige Platz ganz mit denselben überhäuft.«
    Hier rief Seligewittibs-Erben und Compagnie aus: »O teures, liebes, einziges Komanditchen! O welche einzige Konjunkturen hast du mir heute vorgelesen! Ich sehe den vortrefflichsten Handelsgeschäften entgegen.«
    Komanditchen aber sprach in ebenso großer Freude: »Ach teurer Vater! hier steht noch etwas; o, das mußt du mir kaufen!«
    »Kaufen! kaufen!« sagte der Vater, »gewiß wieder ein schwärmerisches Buch. Komanditchen! Komanditchen! Ich habe dir viele schöne Lesebücher gegeben, zum Beispiel die Regula Caeci oder die Geliebte des blinden Flötenspielers, und die welsche Praktika oder das italienische Banditenmädchen, und den faulen Rechenknecht in Clairobscür für die Lesewelt, und du willst immer mehr haben; ich fürchte, ich fürchte, du wirst mir von dem vielen Romanenlesen am Ende gar krank werden.« – »Lieber Vater!« sagte Komanditchen, »höre nur den Titel dieses vortrefflichen Buches, du wirst es mir gewiß kaufen: Der altteutsche Spritzkuchen aus den Papieren einer perfekten Köchin; ach! das Buch muß ich haben.«
    »Ei! ei! aus den Papieren einer perfekten Köchin, der altteutsche Spritzkuchen!« sagte der Kaufmann kopfschüttelnd; »es wird mir ganz wunderlich bei diesem Titel; wer mag diese Papiere deiner Mutter, aus welchen ich Düten machen ließ, bekannt gemacht haben?«
    »Meiner Mutter?« rief Komanditchen. »Ja, deine Mutter«, erwiderte der Kaufmann, »welche gestorben, da du auf die Welt kamst, war eine geborne perfekte Köchin, und brachte einstens, um sich zu zerstreuen und zu bilden, den altteutschen Spritzkuchen zu Papier, eine Arbeit von vielem Geschmack. Da sie es aber in ihr Ausgabebüchlein zwischen Semmel, Milch, Butter, Eier, Licht, Petersilie, Meerrettich, Knoblauch geschrieben, so ist dieses herrliche Schriftchen meinen Ladenjungen in die Hände geraten, welche Schnupftabaksdüten daraus gemacht haben; gewiß hat ein Gelehrter, der den Schnupftabak bei mir kauft, die herrlichen Gedanken deiner Mutter aus diesen Düten benützt und dieses Buch herausgegeben. Wir wollen es sogleich bei dem Buchhändler holen lassen; aber da kömmt der Briefträger, ich bin sehr begierig, was mir Gebrüder Seligensohnsschwiegermutter von Jenseits schreiben werden, das ist ein Freund, der mir schon sehr viel Geld gebracht hat; ihre Winke und Neuigkeiten sind immer ganz vortrefflich; denn der Minister, Graf Horstbutter, ist in geheimer Compagnie mit ihnen.«
    Da kam der Brief. Komanditchen erbrach und las: »Dero vom I. Current haben erhalten und melden im höchsten Vertrauen, daß ein hoher Freund unter dem Namen Herr von Incognito an der Spitze einer Kolonne von dreitausend Stück Kühen nach Ihrem diesjährigen Viehmarkt von hier abgereiset; wir empfehlen Ihnen denselben Ihrer Freundschaft und bitten Sie, demselben auf alle Weise gefällig zu sein. Man spricht hier von baldigen hohen Vermählungen. Die Papiere fallen hier gänzlich; Rosinen steigen bis zum Himmel; Häringstran ist angenehm; spanische Fliegen ziehen stark; Löschpapier ist flau; aufrichtige alte Ölfässer werden gesucht; Hasenfelle schleppen; Leim hält sich; Pfeffergurken schwanken; Spinnräder schwindeln« usw.
    »Allmächtiger Gott!« rief hier der Kaufmann aus, »welche Ereignisse! Ich sehe einem ungeheuren Geschäft entgegen, und wenn es nur halb gelingt, so lasse ich mich adeln, werde Kommerzienrat, baue mir ein Treibhaus, verheirate dich an einen großen Herrn, lasse mich in Kupfer stechen, lese ein Buch über die Unsterblichkeit der Seele, lasse unsern Schimmel englisieren, kurz, so will ich zeigen, daß ich nicht ohne Empfindung bin. – Lasse mich allein, Komanditchen, ich muß spekulieren.« Da machte Komanditchen einen Knix, schlich sich zur Haustüre hinaus, fort in den Buchladen, kaufte sich den altteutschen Spritzkuchen aus den Papieren einer perfekten Köchin, küßte und drückte das Buch tausendmal und setzt sich damit in ein großes, leeres Kaffeefaß, welches der Lehrjunge ihres Vaters ihr zu ihrem Geburtstage in ein schönes, wohlriechendes Kabinett verwandelt hatte.
    Dieses Kaffeefaß stand aufrecht auf dem Heuboden des Hauses, mitten in dem duftenden Heu wie eine Ritterburg zwischen grünen Bergen. Auswendig sah es noch ganz aus wie ein Faß, und die Türe war so geschickt darin angebracht, daß man sie nicht bemerkte. Wenn man hineintrat, sah man durch ein Fenster, das mit

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