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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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perfekte Köchin und deine Mutter war, welche melancholisch wurde und, nachdem sie den altteutschen Spritzkuchen schrieb, starb. Als ich sie heiratete, schenkte mir Prisius Nisius die Handlung, welche ich so lange geführt und durch welche ich zum Ochsenglücksritter geworden.
    Will nun der Herr General Wohlbekomms meinen Tabakshandel mir unter die Nase reiben, so bist du, mein Komanditchen, eine zu delikate Prise für ihn, und mag er schnupfen, wo er will.« Da küßte Komanditchen ihrem Vater die Hand und ging wieder in ihre Einsiedelei.
    Noch sehr viele vornehme Herren kamen und baten den Herrn von Ochsenglück um die Hand Komanditchens; aber sie belauschte sie immer und sagte immer zu ihrem Vater: »Ich mag diesen und jenen nicht.« Da sagte endlich der Vater ungeduldig: »Wenn dir keiner recht ist, so back dir einen.« Das zog sich Komanditchen zu Herzen und saß ganze Tage tiefsinnig in ihrem Faßkabinett und lockte die Pfauentaube zu sich und las in dem altteutschen Spritzkuchen, worin der Prinz Mandelwandel ihr besonders wohlgefiel.
    Nun reiste ihr Vater einstens auf die Messe nach Leipzig und fragte Komanditchen, was er ihr mitbringen sollte. Da sagte sie: »Bringe mir mit: ein silbernes Nudelbrett, eine goldene Teigrolle, einen silbernen Mörser mit einem goldenen Stößel, einen Sack voll von dem feinsten Warschauer Weizenmehl, 50 Eier von Perlhühnern und 50 Eier von Goldfasanen, 50 Pfund frische süße Mandeln, ein Fäßchen voll Rosenöl, ein Fäßchen voll Rosenwasser, ein Fäßchen voll Rosenhonig, ein Fäßchen voll Maibutter, zwei Pfund feine Vanille, eine Schachtel voll Zitronen, eine Schachtel voll verzuckertem Anis, eine Schachtel voll Muskatnüsse, eine Schachtel voll Gewürznägelein, frische Feigen und Traubenrosinen, zwölf Pfund Gerstenzucker, zwölf Pfund Kakaobohnen und ein schönes indianisches Vogelnest.« Der Vater wunderte sich über diese Bestellung, weil Komanditchen ihn aber sehr bat, so schrieb er sich alles in sein Büchelchen, versprach es ihr mitzubringen und reiste ab.
    Am folgenden Morgen saß Komanditchen in ihrem Hüttchen, und ihre liebe Pfauentaube kam von dem Taubenhaus des Nachbars herüber geflogen und fraß ihr aus der Hand. Da hörte sie auf einmal ein gewaltiges Geklapper auf dem Hof und ein großes Geschrei, und die Pfauentaube flog pfeilschnell zu dem Fenster hinaus. Komanditchen lief hinunter und sah, daß Risiko und sein Sohn Ladenpeter sich mit einem großen Storch herumschlugen, der entsetzlich klapperte und mit dem Schnabel nach ihnen stach. Risiko hatte das große Hauptbuch in der Hand und Ladenpeter ein Lineal, mit welchem sie auf den Storch zuschlugen, den sie zu dem Tor hinausjagen wollten. Da stürzte die Pfauentaube aus der Luft gegen den Ladenpeter, und er schlug sie mit dem Lineal so auf den Flügel, daß sie vor Komanditchens Füßen niedersank, und als der Storch dieses sah, verließ er den Streit und lief auch auf Komanditchen zu und schnatterte außerordentlich betrübt. Sie nahm ihn in Schutz und trug mit Tränen die verwundete Taube an ihrem Herzen hinauf in ihr Kabinettchen, wohin ihr der arme Storch sehr traurig nachhinkte und immer sehr betrübt klapperte.
    Komanditchen wusch der guten Taube das Blut vom Flügel und verband sie und legte sie in ihren Schoß und fütterte sie aus ihrem Mund und hegte und pflegte sie, daß sie sich bald erholte; aber recht fliegen konnte sie nicht mehr. Der Storch aber stand immer ganz betrübt bei Komanditchen und sah das Täubchen an, das sich sehr freundlich mit ihm zu unterhalten schien. Die Ursache dieses Streites aber war folgende:
    Als Risiko noch im Dorfe als armer Krämer lebte, hatte der Storch sein Nest auf seinem alten Stall seit vielen Jahren. Da der Risiko, um das Bächlein zu verschütten, den Stall umwarf, fiel das Nest des Storches, der gerade verreist war, mit herunter und zerbrach. Im Sommer kam der Storch wieder, er fand sein Nest zerstört und die Hütte leer, da suchte er den Risiko in der Stadt auf; er sah den Ladenpeter, der sehr närrisch geputzt auf der Promenade herumging und mit allerlei Damen schwätzte. Da flog er zu ihm nieder und fing an zu klappern. Die Damen lachten ihn aus, er wollte ihn verjagen, aber der Storch lief immer neben ihm her. Da strömten viele Leute und Kinder zusammen und riefen: Lord Klapperstorch! und lachten ihn aus. Da stieg Ladenpeter aufsein Pferd und wollte schnell nach Hause reiten. Aber der Storch flog immer über seinem Kopf und klapperte, bis in seine

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