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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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übersandt mit der Weisung, er solle sich am vierundzwanzigsten Juli in Pergola, drei Meilen von Norcia, einfinden und nur für Fahnen und Rüstung und einiges Tafelweißzeug sorgen; auf alles übrige wolle er selbst bedacht sein; vor allem aber solle er nicht vergessen, einen passenden Ritter mitzubringen.
    Als der Bote zu ihm kam, zeigte er sich ganz heiter. Der Bote zog seinen Hut ab, überreichte den Brief und sprach: Wohl bekomme es Euch, gnädiger Herr!
    Bianco las den Brief und war über den Anblick der Wahlurkunde so entzückt, daß er sich nicht zu fassen wußte. Er nahm den Boten mit nach Hause und schenkte ihm vierzig Groschen, wobei er ihm noch mehr zu geben versprach, sobald er in Norcia wäre. Sodann schrieb er ihm die Antwort und konnte es kaum erwarten, bis er auf den Neumarkt kam. Sobald er zu Abend gegessen hatte, ging er dahin, machte sich zu einer Gesellschaft, welche in unserer Nähe war, und unterbrach ihre Unterhaltung mit den Worten: Nun, glaubt ihr jetzt, daß man den Bianco kennt, oder meint ihr, er gelte nichts?
    Man drehte sich nach ihm um und fragte ihn: Wie? Was gibt es Neues, Bianco? Was bedeuten diese Reden?
    Er antwortete, seine Wahlurkunde in der Hand haltend: Wenn dieser Brief nicht lügt, so werde ich bald sehen, ob ich nicht einen Herrscherstab so gut führen werde als ihr da.
    Endlich sagte er ihnen, wie er zum Hauptmann von Norcia erwählt sei, und begann großzusprechen; sie aber fingen an ihn zu ärgern, daß es ein wahres Fest war. Nachdem er eine Weile bei ihnen geblieben, sahen wir ihn auf uns zukommen, und er sagte, zu Herrn Niccolò gewendet: Unser Giovanni ist doch ein Ehrenmann, denn er hat, was er mir in Eurem Beisein versprochen, vollständig und ohne allzulange warten zu lassen mir erwirkt.
    Er hielt das Papier in der Hand und sagte: Da haben wir die Geschichte.
    Welche Geschichte? fragte Herr Niccolò.
    Nun, sagte Bianco, die Wahl zur Hauptmannschaft von Norcia.
    Auf Ehre?
    Auf meine Ehre! Und wenn Ihr mir nicht glaubt, so lest selbst!
    Herr Niccolò las und sagte dann: Es ist so. Er hat recht. Jetzt sorge nur für eines, Bianco, daß du dem auch Ehre machst, der dir solche Ehre erweist.
    Und dabei ermunterten ihn alle, nur recht anständig hinzukommen. Sodann nach vielen andern Gesprächen trennten wir uns; er ging nach Hause, wir aber machten unserer Freude Luft, denn wir hatten uns kaum enthalten können zu lachen.
    Am folgenden Morgen nun ging unser Bianco mit seiner Urkunde in der Hand (denn ohne diese, meinte er, würde man ihm nicht glauben) in ganz Florenz umher und rief sein neues Amt aus, auf das er nicht hätte gehen sollen. So ging es mehrere Tage fort, und obgleich er die Urkunde hatte, so war doch die Zahl derer, die ihm nicht glaubten, größer als die der andern. Als man aber sah, daß er die Fahnen machen ließ und Pferde kaufte, gab es doch viele, welche anfingen, ihm Glauben zu schenken, so sehr sie sich auch über die Sache wunderten. Nun begab es sich, als er das bare Geld, das er hatte, ausgegeben und er noch mehr brauchte, daß er in Verlegenheit zu kommen schien. Da fiel ihm aber ein, daß Herr Martino, damals Notar der Reformationen, ihn schon mehrmals mit dem Gesuch angegangen hatte, ihm ein Stück Land zu verkaufen, welches er hinter der Kirche des heiligen Markus besaß und womit der Notar eine ihm zugehörige Kapelle in der genannten Kirche beschenken wollte. Bianco hatte bisher nie eingewilligt; nun aber dachte er, dieses Mittel könne ihm die nötige Hilfe verschaffen. Er suchte daher sogleich den besagten Herrn Martino auf und sagte zu ihm also: Ihr habt von mir mein Stück Land bei Sankt-Markus kaufen wollen. Ich mochte mir nicht die Mühe geben, den Kauf abzuschließen, da wir gerade unsere böse Zeit hatten, und deswegen habe ich bis jetzt meine Zustimmung nicht gegeben. Nun aber kommt mir etwas dazwischen.
    Dabei erzählte er ihm alles und sagte: Wollt Ihr, so setzt Ihr selber den Preis fest! Denn ich will nun lieber, so ungern ich daran gehe, mein Eigentum verkaufen und dem Ehre machen, der mich so zu Ehren bringt. Wenn ich wieder zurückkomme, so habe ich ohnedem Geld im Überfluß, und ich kaufe mir von meinen Zinsen Güter, die mehr wert sind als dieses Stück.
    Als Herr Martino solches hörte, wünschte er ihm Glück und sagte: Man sieht dir wohl an, Bianco, daß du aus dem Hause der Alfani stammst, und daß dein Sinn dem deiner Voreltern gleicht. Du tust sehr wohl daran, dich ehrenhaft auszustatten, um dort anständig

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