Italienische Novellen, Band 1
aufzutreten. Und damit dir nichts fehle, bin ich zufrieden, deinen Willen zu erfüllen, und mache du nur selbst den Anschlag! Kurz, sie wurden ohne große Schwierigkeit, da Herr Martino ein gescheiter und rechtschaffener Mann war, auf einen ganz billigen Kaufpreis handelseinig. Es ward noch an demselben Tag eine Anweisung aufgesetzt auf die Bank des Esau Martellini, wo er ihm das Geld auszahlen ließ, und sobald Bianco dieses hatte, brachte er alles, was ihm noch fehlte, in Ordnung.
Als nun die Zeit zum Aufzug herannahte, nahm er einen Richter, einen Ritter und einen Notar, die er nach Angabe der Wahlakte mitzubringen hatte, ingleichem Diener und Edelknaben. Einige Tage vor der Abreise ging er durch ganz Florenz mit seiner Dienerschaft hinter sich her, nahm Abschied von allen seinen Freunden und Bekannten und versprach allen, er wolle sich so brav halten, daß dieses Amt nicht das letzte sein werde.
Als nun der Tag der Abreise endlich gekommen war, schritten die Häscher zu Fuß vorauf, dann kam er selbst mit seiner übrigen Dienerschaft, im ganzen acht Berittene, und so schlug er den Weg gegen Arezzo ein. Dort angelangt besuchte er den Hauptmann und den Schultheißen. Das gleiche tat er zu Castiglione, zu Tortona und zu Perugia bei den Florentinern, die sich daselbst befanden. Als diese ihn so stattlich aufziehen sahen und hörten, wo er hinwolle, wunderten sie sich sehr, zumal da sie ihn kannten. Doch wurde ihm von allen aus Rücksicht auf seine Vaterstadt viel Ehre erwiesen. Er schied von Perugia und ritt nach Pergola, wo er gerade am vierundzwanzigsten, wie man ihm geschrieben hatte, ankam und vom Wirte freudig und gefällig aufgenommen wurde, wie es so Wirtssitte ist. Bianco stieg ab und brachte seine Gerätschaften in Ordnung, und da ihn der Wirt so gut ausgestattet sah, sagte er zu ihm: Edler Herr, wenn es erlaubt ist zu fragen, wohin geht Ihr als Regent?
Wie? Wohin ich gehe? entgegnete Bianco. Ich bin der Hauptmann von Norcia.
Der Wirt war ganz betroffen, besann sich ein wenig und sagte dann: Habt Ihr mich zum Narren? Der Hauptmann hat sein Amt angetreten vor noch nicht vierzehn Tagen; es ist ein wackerer Römer.
Geh mir, guter Freund! Geh! sagte Bianco. Du willst wohl sagen, der Schultheiß, denn der Hauptmann bin ich; und wenn du doch darüber im Zweifel bist, so lies hier!
Damit zog er die Wahlurkunde aus dem Busen und gab sie ihm in die Hand. Der Wirt, welcher etwas lesen konnte, verstand den Inhalt, kam fast auf den Gedanken, er habe geirrt, zuckte die Achseln und sagte: Gewiß bin ich diesen Abend nicht recht bei Sinnen.
Er brach das Gespräch ab, so gut er konnte, und ordnete das Nachtessen an. Bianco aber wandte sich an seine Beamten und sagte: Unser Wirt ist kein großer Gedächtniskünstler, da er den Schultheiß und den Hauptmann untereinander mengt.
Sobald sie aber angefangen hatten zu speisen und der Wirt dachte, es sei nun alles im Gang, überließ er die Bedienung der Gäste einem Neffen und seinen Dienern, bestieg eine Stute und ritt wirklich nach Norcia. Dort suchte er einen Gevatter auf und sagte: Gevatter, diesen Abend ist mir der seltsamste Fall von der Welt begegnet. Und er erzählte ihm alles.
Sein Gevatter aber hub an zu lachen und sagte zu ihm: Ich weiß nicht, wer von uns schwanger ist; aber das weiß ich, daß du ein dummes Vieh bist. Weißt du nicht, daß der Hauptmann am achten dieses Monats eingezogen ist? Der Schultheiß aber hat vor noch nicht drei Monaten sein Amt angetreten. Entweder führt dich dein Gast am Narrenseil, oder er ist selbst ein Narr.
Wie Teufels aber, sagte der Wirt, er hat mir ja die Wahlurkunde gezeigt!
Unter solchem Hin- und widerreden kam er auf den Marktplatz, wo das Gespräch fortgesetzt wurde. Sie gesellten sich zu noch einigen andern Städtern, von welchen die einen darüber Possen rissen, die andern sich verwunderten. Indes forderten ihn einige auf, den Stadtvorstehern die Sache anzuzeigen, und so ging er, von ein paar andern begleitet, dahin. Als diese den Vorfall vernommen hatten und sich nicht vorstellen konnten, was das bedeute, beschlossen sie, ihren Geheimschreiber zu ihm zu schicken, um zu hören, was an der Sache sei. Der Schreiber machte sich mit dem Wirte auf den Weg, sprach mit ihm Verschiedenes über diese Angelegenheit, und so gelangten sie endlich an die Herberge, als es schon ziemlich spät war.
Bei ihrer Ankunft ließ der Wirt zwei Fackeln anzünden und meldete dem Bianco, daß der Ratsschreiber von Norcia gekommen sei, ihn
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