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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Mönch einmal angebissen hatte, daß er sich von dem Gerede des Mannes so weit einnehmen und verlocken ließ, daß er ihm versprach, ihn neben sich im Beichtstuhle zu behalten, wenn er die Beichte seiner Frau höre. Als dies besorgt war und der Eifersüchtige dem Mönche viel Geld gegeben hatte, das er in den Mantel nahm, um es nicht mit der Hand zu berühren, erwartete er den Tag, wo die Frau hinginge, um zu beichten. Die Frau war gewohnt, immer einen Tag früher hinzuschicken, um ihren geistlichen Vater zu benachrichtigen. Da der Eifersüchtige dies wußte, unterrichtete er genau den Bruder, worüber er sie zu befragen habe. Als der bezeichnete Tag kam, stieg die Frau nach Tisch in den Wagen und ging nach Sant Angelo, wohin ihr ihr Gatte bereits vorangegangen war. Sobald die Frau ankam, ließ sie ihren Beichtvater rufen und trat in eines der Stübchen, die zum Beichten bereit stehen. Auf der andern Seite nahmen der gottlose Klosterbruder und der verrückte Eifersüchtige, der suchte, was er nicht gerne fand, die Gelegenheit wahr, ohne von jemand gesehen zu werden, in den Beichtstuhl einzutreten. Die Beichte begann, und als es auf das Kapitel der Sünden der Wollust kam, beichtete die Frau die Sünde, die sie mit ihrem Liebhaber trieb.
    »Wehe, meine Tochter«, sagte der verruchte Bruder, »habe ich dich nicht voriges Jahr scharf getadelt, und du sagtest mir, du wollest es nicht mehr tun? Hältst du so dein Versprechen?«
    »Vater«, sagte die Frau, »ich wußte und vermochte nicht anders zu handeln. An alledem ist das schlechte Leben meines Mannes schuld; Ihr wißt ja, wie er mich behandelt, ich habe es Euch früher ausführlich erzählt. Ich bin ein Weib von Fleisch und Bein wie die andern; ich sehe, daß mein Mann sich nie um mich bekümmert hat: da habe ich mich selbst versorgt, so gut ich konnte. Wenigstens treibe ich doch meine Sache geheim, während die Sünde meines Mannes das Gespräch der ganzen Stadt ist, und nicht nur ins Ohr sagt man sich davon, sondern es ist keine Barbierstube und kein öffentlicher Ort, wo man nicht ein Liedchen drüber sänge. So geht es nicht bei mir, sondern jedermann hat mit mir Mitleid, und es heißt, er verdiene ein so gutes Weib wie mich gar nicht. Ich habe es gegen sieben Jahre ertragen in der Hoffnung, er werde sich bessern und von fremden Weibern lassen; aber es wird nur immer schlimmer. Mir tut es leid, daß ich das tue, was ich tue, und ich weiß, daß ich unsern Herrgott beleidige; aber ich kann nicht anders.«
    »Meine Tochter«, antwortete der Bruder, »das darf nicht sein, und diese Ausreden gelten nichts. Du darfst nicht Böses tun, weil ein anderer es tut, sondern deine Pflicht ist, alles geduldig zu ertragen und zu erwarten, bis Gott das Herz deines Mannes rührt; vielleicht tut auch dein Mann nicht all das Böse, was du sagst. Aber wer ist denn dein Liebhaber?«
    »Es ist ein junger Edelmann, mein Vater«, antwortete die Frau, »der mich mehr als sein Leben liebt.«
    »Ich frage«, antwortete der Mönch, »wie er heißt?«
    Als die Frau dies hörte und schon aus Predigten wußte, daß in der Beichte die Namen derer nicht genannt werden dürfen, mit welchen die Sünde begangen wird, um ihrem Namen nicht zu schaden, sagte sie etwas verwundert: »Ha, Vater, wonach fragt Ihr mich? Dies kann ich Euch nicht sagen. Es ist genug, wenn ich meine Sünden bekenne ohne die meines Genossen.«
    Sie wechselten noch viele Worte; da aber die junge Frau nicht versprechen wollte, von dem Geliebten zu lassen, wollte der Bruder ihr auch nicht die Absolution erteilen. Sie erhob sich daher aus dem Beichtstuhle, trat in die Kirche, wo sie ihre Gebete sprach, und war dann im Begriffe, in den Wagen zu steigen. Ihr törichter Mann verließ, das Herz voll Verrat und Mißmut, gleichfalls die Beichtkammer und ging durch die Klostertür geradeswegs nach dem Wagen seiner Frau, die, als sie ihn kommen sah, auf ihn wartete. Sobald er in ihre Nähe kam, zückte er einen Dolch, den er an der Seite führte, und rief: »Ha, schamlose Buhlerin!« Und er stach ihr den Dolch in die Brust, daß sie plötzlich tot zur Erde sank.
    Es erhob sich ein großer Lärm, und viele Leute versammelten sich daselbst. Er entwich aber ich weiß nicht wohin und flüchtete sich nach wenigen Tagen auf venezianisches Gebiet, wo er versuchte, sich mit den Verwandten seiner Frau auszusöhnen, die ihn aber, als er bald danach einmal auf die Jagd gegangen war, in Stücke hauen ließen.
    Dies waren die Folgen der ungehörigen

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