Italienische Novellen, Band 1
anderen Frauenschmuck feilhielt, was seine Frau von einer Gevatterin erfahren hatte. Aus diesem Grunde wurde sie auf ihren Gemahl sehr böse und beschloß, ihm Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Lattanzio kam ihr daher ganz gelegen, und sie machte ihm tagtäglich eine bessere Miene, worüber der Liebhaber sehr zufrieden war. Die Gevatterin, die der Frau die Liebschaft des Mannes hinterbracht hatte, wohnte ganz nahe bei ihrem Hause und hatte nur ein kleines Söhnchen von zwei Jahren und eine Magd bei sich. Als nun Lattanzio fortfuhr, Caterina schönzutun, und sie mehrmals die Festzeit über gesprochen hatte, ließ sie eines Tages, als ihr Mann zum Mittagessen ausgegangen war, ihre Gevatterin rufen und bat sie, ihr bei Tische Gesellschaft zu leisten, wie sie schon oft zu tun gepflegt. Nach dem Essen, als die Masken durch die Straßen zu laufen anfingen, trat Caterina mit ihrer Gesellschaft ans Fenster zur Unterhaltung. Sie waren noch nicht lange dort gewesen, so kamen viele Masken vorüber; mit einer derselben kam auch Lattanzio im Gespräche auf einem Maultiere reitend, aber nicht maskiert. Als er seine Geliebte am Fenster sah, machte er höflich mit dem Barett in der Hand sein Kompliment. Als er vorüber war, sagte Caterina schnell: »Gevatterin, kennt Ihr den jungen Mann, der dort im Gespräche mit der Maske vorbeigeht?«
»Nein«, antwortete die Gevatterin, »aber warum fragt Ihr mich?«
»Das will ich Euch sagen«, fügte diese hinzu, »ich bin gewiß, Ihr werdet mir glauben und bei Euch geheimhalten, was ich Euch offenbare, da Ihr sehen werdet, daß meine Lage es verlangt. Ihr müßt Euch erinnern, daß ich mich vielfach bei Euch im stillen beklagt habe über die auffallende Lebensweise, die mein Mann führt; es sind etwa sieben Jahre, seit ich in sein Haus gekommen bin, und mit Ausnahme des ersten Jahres, wo ich nicht darauf achtete, war er nie ohne eine Liebschaft, mit der er einen großen Teil seiner Einkünfte vergeudet. Jetzt ist er den ganzen Tag in der Straße San Rafaele bei Isabella (die Ihr ja kennt); am letzten Weihnachten gab er ihr siebenunddreißig Ellen venezianischen schwarzbraunen Atlas zum Angebinde. Es ist darüber zwischen uns beiden mehrmals zu scharfen Reden gekommen; aber ich richtete nichts aus, so daß ich nun oft sehr verstimmt bin, wenn ich das böse Leben bedenke, das er führt. Ich Arme hätte einen Grafen von Languschi in Pavia heiraten können; aber meine Brüder wollten durchaus, daß ich diesem bösen Menschen zuteil würde. Was er Gutes hat, ist, daß er mir große Freiheit läßt in der Kleidung und im Ausgehen, wohin ich will, in der Haushaltung und in den Ausgaben, worin ich gar nicht beschränkt bin. Dennoch ist er im Hause widerwärtig über alle Begriffe; man kocht nie eine Speise, die ihm recht ist, und nie will er doch in der Küche etwas anordnen. Er hat immer den und jenen bei sich zu Tische, und je mehr Leute da sind, um so mehr schreit und lärmt er und mißt bei allem mir die Schuld bei, so daß er, wie man zu sagen pflegt, ein Teufel im Hause und der Spott auf der Straße ist. Was mich aber am meisten drückt und mir das Herz beschwert, ist, daß der böse Mann keine drei Male im Monat bei mir schläft, als wäre ich ein altes gelähmtes Mütterchen von sechzig Jahren, während ich noch nicht dreiundzwanzig zähle und doch noch frisch und zart bin; und bin ich auch nicht die Schönste in Mailand, so darf ich mich doch unter den andern sehen lassen; ja, wenn ich nur wollte, würde mir es nicht an Männern fehlen, die mir den Hof machten. Ich weiß wohl, wie viele und darunter die ersten Männer dieser Stadt mir geschmeichelt und mich mit Botschaften und Briefen angegangen haben; aber ich habe immer alle abgewiesen getreu dem Rate meiner seligen Mutter, die mir immer einschärfte, alle meine Liebe und alle meine Gedanken dem zuzuwenden, den ich zum Gatten nehmen würde, wie es die gute Frau meinem Vater gegenüber getan hatte; und fürwahr, ich bin ihr immer gefolgt in der Hoffnung, mein Mann werde doch seinen schlimmen Lebenswandel auch einmal aufgeben. Aber es wird im Gegenteil immer schlimmer mit ihm, so daß ich nunmehr beschlossen habe, für mich zu sorgen. Gott verzeih' mir's, denn ich kann nicht mehr so leben. Hätte ich ohne Mann leben wollen, so wäre ich Nonne geworden wie meine ältere Schwester, die im Kloster Santa Redegonda den Schleier genommen hat. Nun, liebe Gevatterin, ich habe Euch diese kurze Auseinandersetzung gemacht, um von Euch Beistand und
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