Italienische Novellen, Band 1
Rat zu erhalten, in der festen Überzeugung, daß Ihr alles für mich tun werdet, wovon Ihr wißt, daß Ihr mir dadurch Freude und Nutzen verschaffen könnt.«
Die Gevatterin erklärte sich gerne dazu bereit.
»Ihr habt«, fuhr nun Caterina fort, »soeben den jungen Mann auf dem Maultiere vorüberreiten sehen, von welchem Ihr sagtet, Ihr kennet ihn nicht; er scheint mir ein sehr zuverlässiger und artiger Mann. Er hat schon oft in diesem Karneval mit mir gesprochen und um meine Liebe geworben, ich habe ihm aber keine zustimmende Antwort gegeben. Allerdings habe ich seit einigen Tagen ihm ein freundlicheres Gesicht gemacht als gewöhnlich. Nunmehr habe ich in meinem Sinne beschlossen, daß er die Lücken meines Mannes ausfüllen soll, bei Tage wie bei Nacht, und zwar soll es so geheim und bequem wie möglich geschehen. Da ich aber glaube, daß wir beide allein diese meine Wünsche nicht zu dem ersehnten Ziele werden führen können, glaube ich, es wird wohlgetan sein, wenn ich mich meiner Alten entdecke, die, wenn mein Mann über Nacht nicht nach Hause kommt, in meinem Zimmer schläft; denn den jungen Mädchen würde ich mich nimmermehr anvertrauen. Was sagt Ihr dazu, meine teure Gevatterin?«
»In der Tat, Madonna«, antwortete darauf die gute Frau Caterina, »ich habe Euch immerdar sehr bemitleidet, da ich Euch so schön, jung und kostbar und üppig erzogen weiß und daneben das schändliche Leben des Gevatters kenne. Was Ihr mir gesagt habt, soll immer in mir begraben bleiben. Und wenn Ihr beschlossen habt, nicht Eure Jugend ganz zu verlieren, so tut Ihr sehr wohl daran. Ich wäre nun der Ansicht, daß Ihr mich mit der Alten reden und ihre Gesinnung erforschen laßt, um zu sehen, wie sie sich dabei benimmt; und laßt nur die Sache mich ausführen: ich hoffe sie zu einem guten Ziele zu bringen.«
Es blieb bei dem Beschlusse, daß die Gevatterin mit der Alten reden solle, und wenn sie sie ihren Plänen günstig finde, solle man nicht zögern, Lattanzio in den Besitz der so sehr ersehnten Güter zu setzen, wozu bereits die Art und Weise vorgesehen war, auf die er jede Nacht, wo der Mann nicht zu Hause wäre, leicht sich bei der Frau einfinden könnte. Es war ein Sackgäßchen an der Hinterseite von Caterinas Hause, von dem eine Tür herausging, die in ein großes Zimmer im Erdgeschosse führte, worin ein Paar alte, nicht mehr gebrauchte Weinkufen standen. Die Tür war seit vielen Jahren nicht geöffnet worden, und niemand hatte mit diesen Weinkufen zu tun; ja, auch in das Gäßchen selbst kam niemand, und kein Mensch im Hause dachte daran, um so mehr, als ein großes Faß davorstand, das den Anblick der Tür vollständig verdeckte. Die Liebe aber hat mehr Augen als Argus, und da die Frau einmal beschloß, Lattanzio in das Haus einzuschmuggeln, lieh ihr Amor eines seiner Augen, mit dem sie die Tür entdeckte. Alles wohlüberlegt, glaubte sie keinen sichereren Weg zu finden, um ihre Begierden zu befriedigen. Die Gevatterin sprach sodann mit der Alten und fand sie ganz geneigt zu allem, was ihre Gebieterin wünschte. Sie verabredete daher alles, was zu tun war, und Caterina suchte so lange, bis ihr ein Bund alter Schlüssel in die Hände fiel, unter welchen die Alte bald diesen, bald jenen probierte und endlich den fand, der die Tür öffnete.
Als dies geschehen war und einst am letzten Tage des Karnevals Caterina gegen Abend an der Türe stand, kam Lattanzio zu Pferde und maskiert vorüber, näherte sich ihr und wünschte ihr höflich guten Abend. Die Frau nahm ihn freundlich auf; Lattanzio begann das gewöhnliche Gespräch über seine Liebe, bat, ihm Gelegenheit zu geben, sie insgeheim sprechen zu können, und nachdem sie sich ein paar Male hatte bitten lassen, konnte sie nicht mehr länger sich weigern; denn sie hatte ebenso große Lust, heimlich bei Lattanzio zu sein, wie er bei ihr.
»Mein Lattanzio«, sagte sie, »ich will dir alles glauben, was du jetzt und so oft mir von der Liebe, die du für mich hegest, vorgesprochen hast, und will mein Leben und meine Ehre in deine Hände geben. Habe nun acht, daß du sie gut in Obhut hältst und für dich und mich in einer Weise sorgst, daß kein Nachteil und noch weniger Schande daraus erwachse! Du kennst das Gäßchen hinter meinem Hause: dies wird dir Zutritt zu mir gestatten, sooft mein Mann nicht zu Hause ist. Und um keine Boten hin und her schicken zu müssen, wird meine Gevatterin in diesem Hause dort – sie zeigte ihm die Tür –, die in meine Gesinnung
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