Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
überzeugen, und fragte ihn, ob er gekommen sei, um die Frau Herzogin zu verteidigen. – Der Ritter erkannte in ihr die vertraute Kammerfrau der Herzogin und antwortete ihr freundlich, er sei zur Errettung der Herzogin genaht und hoffe zu Gott, an diesem Tage ihre Unschuld klar zu machen. – Giulia dagegen, die ihn nicht wiedererkannte, lief wie närrisch nach der Stadt zurück und rief, Gott habe ihrer Gebieterin einen Engel zu Hilfe gesandt.
    Der Graf von Pancalieri machte Schwierigkeiten und wollte nicht eher in den Schranken erscheinen, bis er wisse, wer der Kämpfer der Herzogin sei. Die ganze Stadt war im Aufruhr, und alles wünschte die Herzogin befreit zu sehen. Die herzoglichen Räte entgegneten dem Grafen, nach den alten Verordnungen des Herzogtums sei der Ankläger gehalten, mit jedem zu kämpfen, der als Verteidiger des Angeklagten und Schuldigen auftrete; auch stehe dem Verteidiger die Wahl der Waffen zu; die Beklagte müsse unter sicherer Bedeckung vor die Kämpfenden geführt werden.
    Der verräterische Graf hatte nicht mehr Herz als ein elender Hase, da ihm sein Gewissen sagte, er kämpfe für die Lüge. Dessenungeachtet faßte er guten Mut, sobald er einsah, daß er dem Kampfe nicht entgehen konnte, wappnete sich und ritt auf den Kampfplatz, wohin bereits die zitternde Herzogin, von vielen begleitet, geführt worden war. Wie dann daselbst die Unglückliche ihres Kämpfers ansichtig wurde, kniete sie nieder und flehte, andächtig ihr Herz zu Gott emporrichtend, seine himmlische Barmherzigkeit an, ihrem Ritter den Sieg zu verleihen und nicht zuzulassen, daß Bosheit und Falschheit die Unschuld in den Staub trete. Die beiden Streiter bereiteten sich zum Angriffe vor und sprengten mit eingelegten Lanzen gegeneinander, die lustig splitterten. Darauf griffen sie zu den Schwertern und begannen wilde Streiche zu führen. Sie waren aber noch gar nicht lange handgemein geworden, als Don Giovanni einen so gewichtigen und harten Schlag dem Grafen auf den rechten Arm versetzte und ihm am Handgelenk eine so tiefe Wunde beibrachte, daß der Graf sein Schwert zu Boden fallen lassen mußte. Zu gleicher Zeit drang auch das Schwert des Ritters durch das Helmvisier des Grafen ein und stach ihm ein Auge aus. Vor Bangen um die halb abgetrennte Hand und vor Schmerzen über das verlorene Auge vergehend, sank der Graf zurück und wurde nun von seinem tapferen Gegner zu Boden gezogen. Don Giovanni sprang alsbald vom Pferde, löste dem Grafen den Helm ab und sprach, indem er ihm die Spitze des Degens an die Gurgel setzte, mit wilder und strenger Miene: »Verräter, gestehe hier gleich angesichts der Frau Herzogin, ihrer Räte und alles Volks, wer dir offenbart hat, daß dein Neffe unter dem Bette der Frau Herzogin verborgen sei!«
    Der Graf, der sich dem Tode nahe sah, stieß einen herzbrechenden Seufzer aus und sagte: »Wolle Gott nicht, daß mir mit dem Körper zugleich auch meine Seele verlorengehe!«
    Darauf gestand er den ganzen Verrat, den er gesponnen, und wie er seinen armen Neffen verleitet habe, jene Torheit zu begehen, und aus welchem Grunde.
    Das Volk schrie: »Nieder, nieder mit dem Verräter!«
    Don Giovanni aber schwang sich sofort auf sein Roß und rief laut: »Mein Eisen befleckt sich nicht mit dem Blute eines Sterbenden.« Nunmehr pries sich jeder glücklich, der in die Nähe der Herzogin kommen und ihr mit Worten und Gebärden bezeigen konnte, wie froh er sei, sie befreit zu sehen. Andere machten sich ungestüm daran, den schon halbtoten Grafen zu entwaffnen, und schleppten ihn auf dem Kampfplatze umher, bis er alsbald vollends den Geist aufgab.
    Während dies geschah, winkte der siegesfrohe Don Giovanni seinen Diener zu sich, sprengte über die Pobrücke und begab sich über Cheri und Asti nach Genua, wo er sich nach Spanien einschiffte. Die Herzogin befand sich inmitten des Gedränges der Ihrigen, und es beeiferten sich alle dermaßen um sie herum, daß niemand sich der Entfernung ihres Kämpfers und Befreiers versah. Als die Herzogin endlich vernahm, daß er nicht mehr zugegen sei, empfand sie darob kein geringes Leid und konnte niemand finden, der ihr sagte, nach welcher Seite hin der mannhafte Kämpfer von dannen gegangen sei. Don Giovanni kam bald in Spanien an, wo er hörte, daß sich seine Stadt noch wacker hielt, verpfändete an einige genuesische Kaufleute den Diamant, den er von der Herzogin erhalten, und einige andere Juwelen, die er von Hause mitgenommen hatte, und nahm überdies von einigen

Weitere Kostenlose Bücher