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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihm befreundeten Fürsten noch andere Gelder auf. So warb er einige tausend auserlesene Söldner, die er so gut zu nutzen verstand, daß er, nachdem er die Seinigen in der Stadt durch Spione von der Lage der Dinge unterrichtet, das Lager der Feinde nächtlicher Weile unversehens überfiel. Die Belagerten machten zu gleicher Zeit einen mutigen Ausfall aus der Stadt, und so mochte es zugehen, daß die von hinten und von vorn angegriffenen Belagerer eine gänzliche Niederlage erlitten und in der Mehrzahl tot auf dem Platze blieben. Nachdem Don Giovanni seine Stadt befreit hatte, unterließ er so wenig wie die Seinigen, sein gutes Glück nach Kräften und zwar also zu verfolgen, daß er nach Verlauf von wenigen Tagen nicht allein sein eigenes Land wiedereroberte, sondern auch mehrere feste Schlösser seiner Feinde dazu wegnahm, auf welche Weise er zu gar großer Macht und Ansehen bei dem Könige gelangte.
    In denselben Tagen, als Don Giovanni sein verlorenes Land wiedergewann, kam es zwischen Deutschen und Franzosen zu einem Treffen, in dem nach langem Widerstande die Franzosen den kürzeren zogen und ihr oberster Heerführer getötet wurde, der, wie gesagt, der Herzog von Savoyen war. Zu dem Könige von England war bereits die Nachricht von der Befreiung seiner Schwester gelangt, worüber er eine unbegrenzte Freude empfand, nicht sowohl wegen ihrer Befreiung an sich, sondern weil sie unschuldig erfunden war; er ließ ihr daher durch einen seiner Edelleute, den er an sie absandte, seine freudige Teilnahme bezeugen. Sowie dann auch die Nachricht von dem Tode des Herzogs zu ihm gedrungen war, sandte er ein ehrenvolles Geleite an seine Schwester ab, um sie in Empfang zu nehmen und sie ihm nach England zuzuführen, von wannen er im Sinne hatte, sie wieder zu vermählen. Bis er ihr eine angemessene Heirat fände, übergab er ihrer Obhut seine sechzehn- bis siebzehnjährige Tochter, deretwegen er bereits in Unterhandlungen stand, um sie dem erstgeborenen Sohne des Königs von Spanien zu vermählen, der heutzutage der Prinz von Spanien heißt.
    Kaum hatte aber auch der König von England in Erfahrung gebracht, in welcher Art und Weise seine Schwester gerettet worden, und daß ihr tapferer Kämpfer ihr völlig unbekannt geblieben war, so versprach er ihr, wenn ihm derselbe jemals offenbar werden würde, ihm nach Würden und Verdienst zu lohnen. Des nämlichen Sinnes war die Herzogin selbst, die kein heißeres Verlangen als das hatte, diesen ihren Ritter zu kennen und ihn mit Dank und Ehren zu überhäufen. Hingegen richtete sie all ihr Sinnen und Streben darauf, Don Giovanni ermorden zu lassen, den sie für den undankbarsten Menschen ansah, der je geboren wurde; und von diesem Gedanken ließ sie niemals ab.
    Man kam hiernächst überein, die Tochter des Königs von England mit dem Prinzen von Spanien zu vermählen. Der Vater des Prinzen wählte daher die ersten Edelleute Spaniens, stellte Don Giovanni an ihre Spitze und sandte sie mit einem Vollmachtsschreiben, um namens des Prinzen die Tochter des Königs von England sich antrauen zu lassen, nach England. Sobald der König die Ankunft einer so ausgezeichneten Gesellschaft vernahm, ließ er ihr den ehrenvollsten Empfang bereiten. Als aber die Herzogin Don Giovanni erblickte, geriet sie ganz aus der Fassung und entfernte sich aus seiner Gegenwart, als er kam, der Prinzessin seine Ehrerbietung zu bezeugen; sie zog sich in ein anderes Gemach zurück, wo sie bei sich sprach: »Wie ist es doch möglich, daß diese Spanier so anmaßend sind! Dieser Verräter weiß sehr wohl, was er an mir verbrochen hat, und ist nichtsdestoweniger unverschämt genug, mir vor Augen zu treten; aber ich werde mich nicht eher zufrieden geben, als bis ich ihn tot vor meinen Füßen liegen sehe.«
    Der König, der nichts von dem ahnte, was zwischen seiner Schwester und Don Giovanni vorgefallen war, ließ ihr sagen, sie möge den spanischen Ritter, der gekommen sei, als Bevollmächtigter des Prinzen die Trauung mit seiner Tochter zu vollziehen, mit Auszeichnung empfangen. Die Herzogin verließ also, wiewohl ungern, ihr Zimmer und trat in hoher Aufregung in den Saal. Don Giovanni trat hinzu und wollte ihr ehrerbietig die Hände küssen; aber sie duldete es nicht, zog ihre Hand zurück und wendete sich gesprächsweise an einen andern Spanier. Des Abends beim Festmahle kam Don Giovanni an die Seite der Herzogin zu sitzen; da nahm sie an seiner Hand den reichen Diamant wahr, den sie sogleich für denjenigen

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